- In der Formel 1 wird hinter den Kulissen jede Menge Politik betrieben. Mike Krack hat das überrascht.
- Der Teamchef von Sebastian Vettel verrät ein typisches Beispiel für das Haifischbecken Formel 1.
- Krack findet es gut, dass Vettel die Plattform für Politik nutzt, er kritisiert den Deutschen aber auch.
Als Teamchef muss man mehrere Dinge können. Eine Mannschaft führen zum Beispiel. Oder Manager sein. Psychologe. Und im Idealfall auch Politiker. Denn im Haifischbecken Formel 1 benötigt man diese Eigenschaften, um sich freizuschwimmen und sich über Wasser zu halten. Und die Fähigkeiten, andere gegeneinander auszuspielen, zu pokern und zu taktieren, sind dabei nicht von Nachteil. Das musste auch
"Ich gebe zu: Es hat mich überrascht, über welches noch so kleine Detail in der Formel 1 berichtet wird. Und wie Medien oft benutzt werden, um Politik zu machen", sagte Krack bei Sport 1. Und nannte ein Beispiel: In Spielberg wurde durch die Teamchefs abgestimmt, dass das vorher festgelegte Mindestbudget wegen erhöhter Kosten durch Pandemie und Ukraine-Krieg um vier Millionen Euro erhöht wird. Einstimmig wohlgemerkt.
Spielchen über die Medien
"Und trotzdem rannte ein Teamchef direkt danach zu den Medien und lamentierte, dass die Erhöhung nicht hoch genug war", verriet Krack. Und das, obwohl besagter Teamchef auch dafür gestimmt habe, so Krack.
Das ist nicht seine Welt. "Ich würde stattdessen lieber über den Sport sprechen. Die Fans interessieren sich für Rundenzeiten, weniger für Budgets oder zu flexible Unterböden", so Krack, der zugibt: "Vielleicht bin ich aber zu wenig Politiker. Fest steht: Man darf alles das auch nicht überbewerten und muss immer Ruhe bewahren."
Das gelingt nicht immer. Wie zuletzt bei einem Treffen der Teamchefs zum Thema Bouncing, das wie so vieles in der Formel 1 auch für politische Spielchen genutzt wurde. Der Vorwurf an Mercedes: Man benutze das Springen der Autos und die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Fahrer als Vorwand, um durch Anpassungen einen Vorteil zu ergattern. Denn Mercedes litt unter dem Hüpfen am meisten.
Theater für Netflix
Mercedes-Teamchef Toto Wolff warf der Konkurrenz wiederum vor, hinterhältig und erbärmlich zu sein. Er wurde bei dem Treffen so laut, dass er von seinem Red-Bull-Rivalen Christian Horner gefragt wurde, ob er wegen Netflix und den Kameras so reagiere, denn der Streamingdienst war für die Doku "Drive to Survive" bei dem Meeting dabei. "Vielleicht bekommt er ja auch eine Rolle im neuen Film von Lewis Hamilton", ätzte Horner.
Beispiele für das Geschacher hinter den Kulissen gibt es genug, jeder sucht dabei seinen eigenen Vorteil und hat nur selten das grosse Ganze im Blick. Die Politik ist ein beliebtes und oft genutztes (Stil-)Mittel, um sich in die richtige Position zu bringen. Oft ohne Rücksicht auf Verluste.
Kein Maulkorb für Vettel
Wer ebenfalls Politik betreibt, ist Sebastian Vettel, allerdings aus anderen und vor allem guten Gründen. Der Deutsche setzt sich öffentlichkeitswirksam für mehr Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Gleichberechtigung ein – Themen, die in der Gesellschaft im Moment hoch und runter diskutiert werden. Dafür gibt es Zuspruch, aber auch jede Menge Gegenwind, vor allem innerhalb der Formel 1, denn die Verantwortlichen sehen es nicht gerne, wenn die Superstars der Szene ihre Stellung dazu nutzen, den Finger in die Wunde zu legen.
Krack findet, dass man Top-Sportlern, die auch noch intelligent seien, keinen Maulkorb verpassen solle. "Sebastian wird kritisiert für sein Engagement, aber das ist nicht fair", so Krack, der selbst aber auch Kritik übt: "Was ich mir als Teamrepräsentant allerdings wünsche: Dass Sebastian bei seinen Aktionen noch enger mit uns zusammenarbeitet und im Vorfeld seiner Aktionen noch mehr mit uns spricht. Zusammen kann man mehr erreichen." Oft sogar ganz ohne politische Spielchen.
Verwendete Quellen:
- Sport1.de: Krack: So gross ist Vettels Einfluss
- Pressekonferenzen
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