- In der Pause zwischen den Rennen in Monza und Singapur dreht die Silly Season noch einmal auf.
- Angeblich soll es bei Alpine ein Shootout mit vier Fahrern geben.
- Es bleibt wild: Bei Haas wird nun wiederum auch Nico Hülkenberg gehandelt.
Die Formel 1 atmet nach dem Rennen in Monza durch. Anfang Oktober geht es in Singapur weiter. Heisst: Der Königsklassen-Zirkus kommt kurzzeitig mal zur Ruhe, entschleunigt. Gleichzeitig gibt die Silly Season nach einem irren Sommer jetzt noch einmal ordentlich Gas. Denn inzwischen wird es in Sachen Cockpitvergabe richtig wild.
So hat zum Beispiel Alpine angeblich eine Art Shootout angesetzt. Ein Bewerbungsfahren. Das soll laut "Motorsport.com" auf dem Hungaroring stattfinden. Dabei sollen sich Antonio Giovinazzi (Ersatzfahrer von Ferrari), Nyck de Vries (Mercedes-Ersatzfahrer mit starkem Williams-Debüt in Monza), Jack Doohan (Formel-2-Fahrer aus dem Alpine-Nachwuchsprogramm) und IndyCar-Pilot Colton Herta in einem 2021er Alpine A521 zeigen können.
Die Ausfahrt war wohl ursprünglich für Oscar Piastri geplant, der jedoch bekanntlich zu McLaren abgewandert ist. Deshalb hat Alpine einen Platz neben Stammfahrer Esteban Ocon frei. Für
Alpine-Kriterien passen zu Schumacher
"Wir müssen einen Fahrer finden, der in der Lage ist, sofort in die Punkte zu fahren", sagte Alpine-CEO Laurent Rossi bei Autosport auf die Frage nach dem Fahrertyp, den der Rennstall sucht. "Das führt uns im Grunde zu einem älteren Fahrer, wenn man so will, der aber gleichzeitig in der Lage ist, mit uns zu wachsen. Das sind die Kriterien, die wir im Moment anwenden."
Parallel dazu wird ein Landsmann immer öfter ins Spiel gebracht, was Schumachers Cockpit bei Haas angeht:
Nico Hülkenberg zu Haas?
"Ich denke, er ist ein Kandidat wie jeder andere, weil er eine Superlizenz hat, in der Formel 1 gefahren ist und Erfahrung hat", sagte Haas-Teamchef Günther Steiner. Das generelle Profil: "Wir möchten jedenfalls nur das kleinste Risiko für die Entwicklung des Teams eingehen. Man kann ein grosses Risiko eingehen, was super ist, wenn es aufgeht, aber schlecht, wenn es nicht passt", sagte er bei Speedweek.
Hört sich nach Schumacher an, der das Team seit zwei Jahren kennt. Doch sicher ist im Moment im Kampf um die letzten freien Plätze nichts. Was klar zu sein scheint: Die Rückendeckung von Ferrari hat Schumacher verloren. "Es war wieder ein unglückliches Wochenende für ihn. Er hatte Probleme mit dem Auto, konnte nicht viel fahren vor der Qualifikation und musste von hinten starten. Schwer, die Leistung zu beurteilen", sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto.
Was dann doch verwundert, wenn man bedenkt, dass Schumacher wegen Problemen am Haas kaum zum Fahren kam und von Startplatz 17 aus Zwölfter wurde. Stattdessen hört man von Binotto auffällig viele Lobeshymnen über das israelisch-russische Talent Robert Shwartzman, wie Schumacher Mitglied der Ferrari-Nachwuchsakademie.
"Als Fahrer hat er enorm zugelegt und seine Fähigkeiten verfeinert. Er ist erheblich reifer als vor einem Jahr, er würde einen Platz im Startfeld verdienen", so Binotto. Ferraris Problem: Binotto kann nur noch Empfehlungen oder Wünsche äussern, die Hoheit über die Cockpits haben die Kundenteams Haas und Alfa Romeo selbst.
Ende der Zusammenarbeit mit Ferrari?
"Gewiss, am Ende entscheiden die Rennstall-Chefs, wer 2023 die Autos fährt. Aber kein Bekenntnis von Binotto, das zeigt mir, dass die Zusammenarbeit zwischen Ferrari und Mick Schumacher Ende des Jahres vorbei sein wird", schrieb der frühere Formel-1-Pilot Timo Glock, der Schumacher in Monza "etwas mehr unter dem Radar" eine "tolle Leistung" bescheinigte, in seiner Sky-Kolumne.
Neben den beiden Ferrari-Kundenteams und Alpine ist auch bei AlphaTauri und Williams jeweils mindestens ein Cockpit noch offen. Wie verrückt die Silly Season ist, zeigt der Umstand, dass auch AlphaTauri-Mann Pierre Gasly als Alpine-Kandidat gilt. Eine Ferrari-Trennung könnte Schumacher dann wiederum die Tür bei dem Red-Bull-Schwesterteam öffnen. Teamchef Franz Tost ist ein klarer Schumacher-Fürsprecher.
Gute Karten für de Vries
Klar ist aber auch: Vor allem de Vries hat im Moment nach seinem neunten Platz im Williams in Monza ein starkes Blatt im Cockpit-Poker. "Er war die ganze Zeit schon einer der Kandidaten, hat sich aber natürlich mit so einem Auftritt wie am Wochenende noch einmal deutlicher ins Gespräch gebracht", so Glock, der davon ausgeht, dass der Niederländer "definitiv bei jedem Team auf der Liste auftauchen" werde:
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"Ich bin mir auch sicher, dass wir ihn nächstes Jahr in einem der Autos sehen werden." Was die Sache für Schumacher nicht einfacher mache, so Glock. Fest steht: Die Formel 1 mag pausieren - die Silly Season bleibt auf dem Gaspedal.
Verwendete Quellen:
- autosport.com: Alpine prefers experienced driver in 2023, but Doohan an F1 option
- sky.de: Glock: De Vries hat klare Visitenkarte für nächstes Jahr abgegeben
- speedweek.com: Günther Steiner: "Mick Schumacher fehlt die Konstanz"
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