Zu einem Formel-1-Team und dem Erfolg auf der Rennstrecke gehören viele verschiedenen Menschen. Bei Red Bull Racing ist das zum Beispiel auch Rudy van Buren. Der Niederländer ist Simracing-Spezialist, Rennfahrer und Helfer von Weltmeister Max Verstappen.

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Eigentlich war die Karriere von Rudy van Buren bereits beendet. Er wurde 2003 niederländischer Kartmeister. Er war ein aufstrebendes Talent. Doch dann passierte ihm das, was auch vielen anderen hoffnungsvollen Nachwuchsfahrern widerfährt: Ihm ging das Geld aus, mit 16 Jahren steckte die Laufbahn im Motorsport in einer Sackgasse. Doch manchmal bekommt man eine zweite Chance, wie van Buren. Seinen Durchbruch feierte er 2017 im Alter von 24 im Simracing, als er die erste Auflage von "World's Fastest Gamer" gewann und sich dabei gegen 30.000 Teilnehmer durchsetzte. Das brachte ihm für 2018 einen Platz bei McLaren ein, er wurde zu einem der offiziellen Simulatorfahrer.

Wenig später lernte er Max Verstappen kennen, sein Landsmann aus der Formel 1 ist dafür bekannt, ein grosser Simracing-Fan zu sein. Verstappen nimmt seit Jahren an Simracing-Veranstaltungen teil und für das Team Redline traten van Buren und Verstappen irgendwann auch gemeinsam an. Und das auch noch ziemlich erfolgreich.

"Ich habe im Laufe der Jahre viele Sim-Racing-Momente mit ihm im Team Redline erlebt", sagte van Buren gegenüber "The Race". "Ich erinnere mich an eines der ersten Rennen, die wir zusammen gefahren sind, und er sagte, dass er nervöser war als in der Realität. Eines der ersten Rennen, die er fuhr, war in rFactor 2 mit einem LMP2 in Silverstone und wir haben das Rennen gewonnen."

Red Bull als logischer Schritt

2022 folgte für van Buren, der auch seine "echte" Rennfahrerkarriere wieder ankurbelte und von 2019 bis 2022 im deutschen Porsche Carrera Cup und zwei Jahre lang im Porsche Supercup im Rahmen der Formel 1 fuhr, der nächste Schritt: Der heute 31-Jährige wurde bei Red Bull Racing offizieller Teil des Teams und fungiert seitdem als Simulatorfahrer. Arbeitete er bei McLaren noch im Hintergrund, war der spätere Wechsel zu Mahindra in die Formel E bereits ein weiterer Schritt. Und dann kam das Angebot des führenden Formel-1-Teams. Ein Karrierewechsel nach den drei Jahren Porsche-Rennen, denn damit war Schluss. "Aber wenn sich eine so gute Chance bietet, dann muss man sie mit beiden Händen ergreifen", sagte van Buren: "Es ist einer der Momente im Leben, in denen man sagen kann: 'Ich bin stolz darauf.'"

Denn die Simulatorarbeit wird im Motorsport und auch in der Formel 1 immer wichtiger. "Der Simulator ist sehr wichtig und auch die Leute, die dort ihre Arbeit leisten", sagte Verstappen. Neben van Buren sind das Formel-E-Weltmeister Jakes Dennis und Ex-F1-Pilot Sebastien Buemi. Und auch van Buren betont: "Mit der zunehmenden Wertschätzung des Simulators in den Formel-1-Teams, mit all den Entwicklungen, ist er zu einer wichtigen Sache im Team geworden."

Van Buren und Kollegen arbeiten nicht nur an der Entwicklung des Autos, sondern testen verschiedene Einstellungen und neue Teile während eines Rennwochenendens. "Er erzählt mir, was er ausprobiert hat, und dann sprechen wir darüber", sagte Verstappen. "Er sagt: 'Vielleicht sollten wir das tun oder sehen, ob wir diesen Aspekt noch verbessern können.' Es ist schön, jemanden so weit oben im Team zu haben, der dafür sorgt, dass das Auto vom ersten Test an so gut abgestimmt ist." Nichts ist unmöglich, denn das Trio teste alles, so Verstappen, "von den kleinsten Anpassungen bis zu den verrücktesten Dingen".

"Nicht viele Fahrer können das"

Verstappen ist mit van Burens Input sehr zufrieden, denn die beiden ähneln sich, was das Fahrverhalten des Autos angeht. "Was ich an Rudy wirklich mag: Er kann sich in mich hineinversetzen, wie er weiss, wie ich fahre", sagte Verstappen in der Viaplay-Dokumentation "Near Perfect". Und van Buren kann sich auch in Verstappens Teamkollegen Sergio Perez hineinversetzen. "Und das ist sehr schwierig, denn nicht viele Fahrer können das. Die meisten Fahrer fahren so, wie sie fahren, aber sie können sich nicht in die Fahrweise eines anderen hineinversetzen. Er kann das sehr gut", sagte Verstappen.

Bedeutet konkret: Wenn sich Verstappen selbst in den Simulator setzt, ist alles eingestellt und vorbereitet. Es gibt daher keinen Zeitverlust. "Es wird direkt an der Feinabstimmung gearbeitet", sagte Verstappen. "Er ist neulich auch eine ganze Renndistanz gefahren und hat alles Mögliche mit dem Frontflügel getestet. Bei so etwas sitzt man einfach eineinhalb Stunden im Simulator und testet alles auf Herz und Nieren. Ich finde das ziemlich beeindruckend." Van Buren bleibt bescheiden, er betont, dass seine Rolle "ein kleines Teil des Puzzles" sei, "es sind die Jungs auf der Strecke und die Ingenieure, die die ganze magische Arbeit machen".

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Welche Rolle spielte Verstappen?

Doch Hand aufs Herz: Welche Rolle spielte seine Beziehung zu Verstappen bei der Job-Vergabe? "Ich bin sicher, wenn er dagegen gewesen wäre, wäre es nicht passiert", sagte van Buren. Er ist sich sicher, dass es "nicht geschadet hat, mit ihm zusammen in der Welt des Simracings unterwegs zu sein und uns zu kennen".

Doch natürlich kommt ein "Aber". Denn wenn seine Arbeit im Simulator nicht gut gewesen wäre, so van Buren, "dann hätte ich den Job nicht bekommen. Ich denke, es ist das Gesamtpaket, das zusammenkommt." Dieses Gesamtpaket hat ihm als Teil des Teams inzwischen immerhin schon zwei WM-Titel beschert. Dabei war seine Karriere ja eigentlich schon beendet.

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