• Die erste Saison von Sebastian Vettel mit Aston Martin verlief sehr durchwachsen, was auch am Auto lag.
  • Der viermalige Weltmeister fuhr bislang 43 Punkte ein, was Gesamtplatz zwölf bedeutet.
  • Ex-Formel-1-Fahrer Martin Brundle glaubt allerdings, dass Vettel die beste Zeit hinter sich hat. Er zählt ihn fahrerisch nicht zu den aktuellen Top fünf.
  • Landsmann Ralf Schumacher nimmt Vettel in Schutz: "Das Gerede ist Blödsinn."

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Nein, von den Worten seines Teamchefs kann sich Sebastian Vettel nichts kaufen. Zumindest nicht mehr als die 43 Punkte, die er im Aston Martin in diesem Jahr eingefahren hat. Keine Frage: Der 34-Jährige hat sich seine Debütsaison bei dem britischen Rennstall anders vorgestellt. Gesamtplatz zwölf – der viermalige Weltmeister ist im grauen Mittelfeld der Formel 1 untergetaucht und spielt auf der Bühne der Königsklasse abgesehen von wenigen Highlights meistens nur noch eine biedere Nebenrolle. "Es ist wirklich unglücklich, dass wir ihm wegen der Umstände, in denen wir uns wiedergefunden haben, kein konkurrenzfähiges Auto geben konnten, um an der Spitze zu fahren", sagte Teamchef Otmar Szafnauer.

Vettel nennt drei Gründe für die Probleme mit der Konkurrenzfähigkeit des Autos: Zu viel Luftwiderstand, nicht genug Abtrieb und ganz generell ist der Aston Martin "kein super-effizientes Auto". Wenn man den Boliden in das richtige Performance-Fenster bringe, dann könne man auch einen ordentlichen Job erledigen, so Vettel: "Aber erstens ist es nicht so leicht, in dieses Fenster zu kommen. Und zweitens ist die Konkurrenz in dem Bereich, in dem wir fahren, sehr gross". Szafnauer ist davon überzeugt: "Wenn wir ihm ein besseres Auto geben, dann wird er im Auto auch seinen Job machen."

Sebastian Vettel optimistisch: "Es wächst alles zusammen"

Die Hoffnungen ruhen wie bei allen anderen Teams auf dem neuen Reglement 2022, durch das es auch neue Autos geben wird – und damit möglicherweise bessere Möglichkeiten für Fahrer wie Vettel, oben anzugreifen, öfter um Siege zu fahren. Das Feld zusammenführen, die Königsklasse ausgeglichener gestalten und unberechenbarer machen - genau das ist das Ziel der Formel-1-Macher. Geht dann im kommenden Jahr tatsächlich mehr für Vettel? "Das können wir dann auch erst nächstes Jahr beantworten", sagte er. "Aber insgesamt ist das Team stark, in der Fabrik und auch an der Strecke. Es wächst alles zusammen. Da passieren viele gute Dinge."

Die Frage, die sich einige Beobachter stellen: Hat es Vettel denn überhaupt noch drauf? Könnte er konstant vorne mitfahren, wenn sein Dienstauto ihm dies ermöglichen würde? "Würde man die Top 5 des aktuellen Feldes nominieren, dann glaube ich nicht, dass man Seb dazuzählen würde. Seine beste Zeit liegt hinter ihm", wird Ex-Fahrer Martin Brundle von "Motorsport-Total" zitiert. Vettel sei immer noch motiviert, was ihm imponiere, so der britische Sky-Experte. Aber: "Im Rad-an-Rad-Duell fehlt ihm manchmal was. Das war immer ein bisschen so, aber in den vergangenen Jahren hat sich das verstärkt, muss man sagen" erklärt der 62-Jährige.

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Mindestens acht Fahrer vor Vettel

Seine Top 5 bilden der siebenmalige Weltmeister Lewis Hamilton, Max Verstappen, Lando Norris und Charles Leclerc. "George (Russell, Anm.d.Red.) vielleicht. Oder Sergio (Pérez). Eventuell auch Carlos Sainz. Oder Fernando Alonso. Fernando gehört da unbedingt rein!", sagte er. Womit er bereits acht Piloten genannt hat, die vor Vettel liegen. "Aber wie man es auch dreht und wendet: Seb gehört nicht dazu", sagte Brundle.

Rückendeckung erhält Vettel von Ralf Schumacher. "Das ganze Gerede, wonach Vettel fahrerisch nachgelassen hat, ist absoluter Blödsinn", sagte der Bruder von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher. "Wir haben auf Rennstrecken gesehen, die extrem knifflig sind und auf denen das Eingehen von Risiken eine Rolle spielt, oder bei ganz schwierigen Verhältnissen – da hat Vettel seine besten Rennen gezeigt, in Monaco, in Baku, in Ungarn, in Belgien. Ich erkenne da keinen Motivationsverlust, aber man muss schon ein Ziel vor Augen haben können."

Passt die Motivation noch?

Deshalb sei es wichtig, wie gut das neue Auto werde, sagte Schumacher. Wenn Vettel vorne mitfahren könne, sei alles gut. "Wenn das nicht der Fall sein sollte, dann weiss ich gar nicht, ob Sebastian morgens noch aufstehen will. Da bin ich mir gar nicht so sicher im Moment", erklärte Schumacher, das sei bei Vettel schwer zu sagen.

Motivation habe der 34-Jährige nach wie vor, so Schumacher, trotzdem müsse man ein Ziel vor Augen haben. "Für mich gilt bei Vettel, was für alle Rennfahrer gilt: Wenn ein Pilot noch schnell ist, es mit seinen Gegnern aufnehmen kann, angefangen beim Stallgefährten, wenn er Spass an der Arbeit hat, dann macht er weiter. Fernando Alonso zeigt, wie das geht." Der Spanier sorgte zuletzt in Katar für eine Sensation, als er als Dritter auf das Podium fuhr. Und das im Alter von 40 Jahren.

Verwendete Quellen:

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