Die Bundesliga-Rückkehr nach elf Jahren verläuft für Thomas Doll alles andere als zufriedenstellend. Beim 0:3 gegen RB Leipzig zeigt Hannover 96 alte Schwächen - und baut seine Negativserie weiter aus.
Auch der neue Trainer Thomas Doll hat die sportliche Krise von Hannover 96 nicht beenden können. Im ersten Spiel unter dem Bundesliga-Rückkehrer verlor der Tabellenvorletzte mit 0:3 (0:1) gegen den Champions-League-Anwärter RB Leipzig. Marcel Halstenberg per Foulelfmeter (45.+3 Minute) und Willi Orban (64./85.) nutzten am Freitagabend nur drei von zahlreichen Leipziger Chancen. Unter Doll spielte Hannover vor 32 400 Zuschauern genauso harmlos wie unter dem glücklosen Vorgänger André Breitenreiter.
Der Abstiegskandidat ist in der Fussball-Bundesliga jetzt seit neun Spielen sieglos. Statt Aufbruchstimmung herrschte am Ende Resignation im Stadion. Keine gute Voraussetzung für das wichtige Abstiegskampfduell mit dem 1. FC Nürnberg in einer Woche.
Doll mit neuer Aufstellung
Doll krempelte bei seiner Bundesliga-Rückkehr nach elf Jahren sein neues Team gleich auf sechs Positionen um und überraschte unter anderem mit Julian Korb und Florent Muslija, die unter Breitenreiter zuletzt gar keine Rolle mehr gespielt hatten. Die Umstellungen von Doll fruchteten jedoch nicht. Der Tabellenvierte Leipzig, der auf den erkälteten Nationalspieler Timo Werner verzichten musste, dominierte von Beginn an klar. Hannovers Torwart Michael Esser rettete schon in den ersten zehn Minuten zweimal stark, Werner-Vertreter Matheus Cunha köpfte an den Pfosten (19.).
Doll war 3913 Tage nach seinem letzten Bundesliga-Auftritt als Coach von Borussia Dortmund von Beginn an voll dabei. Der 52-Jährige verhielt sich am Spielfeldrand so, als würde er selbst mitspielen, feuerte an und gestikulierte. Seine neue Mannschaft präsentierte sich zwar in der ersten Halbzeit im Defensivverhalten leicht verbessert, aber auch wie schon unter Breitenreiter mit einer hohen Fehlerquote im Spielaufbau und offensiv harmlos. Die Gäste waren spielerisch klar überlegen, agierten mit deutlich mehr Tempo und Ballsicherheit.
Mit zunehmender Spieldauer gelang es den Niedersachsen besser, den Gegner vom eigenen Tor wegzuhalten. Doch vor allem spielerisch war unter Doll kaum eine Verbesserung zu erkennen. Kurz vor der Pause rettete erneut Esser mit einer starken Parade gegen Marcel Sabitzer (42.), gegen den präzisen Foulelfmeter von
Kein Aufbäumen
Bei Leipzig ersetzte zur zweiten Halbzeit Yvon Mvogo Torhüter Peter Gulacsi, der mit muskulären Problemen in der Kabine blieb. Auch Doll reagierte und in Bobby Wood und später auch Hendrik Weydandt zwei neue Stürmer. Das Offensivspiel der Gastgeber besserte sich aber nicht, die Niedersachsen blieben weiter extrem harmlos.
Auf der Gegenseite sorgte RB-Kapitän Orban für die Vorentscheidung, als er nach einer Ecke völlig frei zum 2:0 einköpfte. Danach war weder bei der Mannschaft noch bei den Fans von Hannover 96 ein Aufbäumen gegen die drohende Niederlage zu erkennen. Und für 96 kam es noch schlimmer, als Orban erneut nach einer Ecke zum 0:3 traf.
(dpa/af)
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