Im Zentrum des Protests der Fans in den Stadien der beiden Bundesligen steht auch der Geschäftsführer von Hannover 96. Martin Kind wird aus den Kurven unterstellt, in Sachen DFL-Investor gegen die Weisung des Vereins abgestimmt zu haben. Kind weigert sich, sich dem Willen der Fans zu beugen und unterstellt anderen Kollegen "Populismus".

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Trotz der anhaltenden und immer weiter ausufernden Proteste der Fans wird Geschäftsführer Martin Kind von Zweitligist Hannover 96 sein Votum bei der Investoren-Abstimmung des deutschen Profifussballs in keinem Fall offenlegen. "Ich mache meine Wahl nicht öffentlich. Das lehne ich vollumfänglich ab, weil die Spielregel eine geheime Abstimmung war. Daran halte ich mich", sagte Kind dem NDR.

Martin Kind wirft Kollegen "Populismus" vor

Kind zog zudem in Zweifel, dass seine Stimme beim Votum der 36 Profiklubs im Dezember 2023 die entscheidende war. "Vertreter einiger Vereine haben sich gemeldet und erklärt, wie sie vermeintlich abgestimmt haben. Das müsste man hinterfragen", äusserte der 79-Jährige: "Einig glauben, sich aus Populismus äussern zu müssen."

Die von den Anhängern und mittlerweile einigen Klubs geforderte Wiederholung der Abstimmung ist für Kind keine Option. "Ich lehne das ab", sagte der Unternehmer: "Wenn ein paar Szenen zukünftig Dinge nicht wollen, werfen sie Tennisbälle und verhindern das."

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Kind glaubt nicht mehr an einen erfolgreichen Abschluss des laufenden Verhandlungsprozesses für den Einstieg eines Investoren im deutschen Profi-Fussball. "Die werden alle abspringen." Dass mit Blackstone bereits einer der beiden noch übrig gebliebenen Interessenten ausgestiegen ist, sei für ihn keine Überraschung. "Ich habe volles Verständnis. Ich hätte es genauso gemacht, wenn ich bei Blackstone Verantwortung hätte. Sie brauchen Partner, auf die sie sich verlassen können. Und die DFL macht da im Moment keinen starken Eindruck", sagte Kind. "Verlässlichkeit, Vertraulichkeit, Professionalität" seien Grundvoraussetzungen, um mit einer Milliarde Euro einzusteigen. Die DFL will für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren.

Martin Kind soll das Zünglein an der Waage gewesen sein

Bei der Abstimmung war die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen. Seit der geheimen Wahl gibt es viele Diskussionen darum, wie Kind abgestimmt hat. Hannovers Vereinsführung hatte Kind angewiesen, gegen den Investoren-Einstieg zu stimmen. Das Abstimmungsergebnis und die öffentlichen Bekenntnisse von Antragsgegnern lassen jedoch darauf schliessen, dass Kind mit Ja gestimmt und dem DFL-Plan damit zur nötigen Mehrheit verholfen hat.

Mit Blick auf die Investoren-Regel forderte Kind erneut, Rechtssicherheit zu gewährleisten. Er stellte erneut in den Raum, dass er eine "Rechtsklärung" anstreben könnte, um die juristische Rechtmässigkeit der Regel zu überprüfen.

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Martin Kind malt ein düsteres Bild von der Zukunft des deutschen Profifussballs

Der Einstieg eines Investors ist laut Kind von existenzieller Bedeutung für den Profifussball. "Ich möchte hier gar keine Schreckensszenarien aufzeichnen. Aber man sollte den Verstand einschalten und überlegen, was sind auch immer die Auswirkungen von Entscheidungen auf die Märkte und auf mögliche Partner." Die DFL sei "wirtschaftlich schwach. Die Infrastruktur ist teilweise nicht mehr wettbewerbsfähig", fügte Kind hinzu: "Wenn es nicht zu Investitionen kommt, bedeutet das Stagnation im Fussballmarkt - und das bedeutet Rückschritt." (sid/dpa/hau)

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