Seit 2018 bemüht sich der Hamburger SV erfolglos um die Rückkehr in die Bundesliga. Zuletzt scheiterte der sechsmalige deutsche Meister zweimal erst in der Relegation. Nach 19 Partien der Saison 2023/24 droht das Projekt Wiederaufstieg erneut zu scheitern. Der Trainer aber kennt die Drucksituation.
Tim Walter kennt die schönen und die finsteren Seiten seiner Mannschaft nur zu gut. Der Hamburger SV kann tollen Offensivfussball spielen, doch mitunter fürchterliche Aussetzer in der Defensive, die zu ärgerlichen Niederlagen führen, reissen alles wieder ein. Und so steht der Trainer des ambitionierten Fussball-Zweitligisten schon nach den ersten beiden Spielen des neuen Jahres wieder gehörig unter Druck.
Der HSV muss zur Hertha
Nach dem Absturz auf Platz vier muss der HSV am 3. Februar (20:30 Uhr/Sky und Sport1) beim Pokal-Verlierer Hertha BSC siegen, um im Rennen um die ersehnte Rückkehr in die Bundesliga nicht noch weiter an Boden zu verlieren. Walter kennt diese Situation nur zu gut, immer wieder wurde er infrage gestellt. Der HSV kam jedoch kurz vor Weihnachten nach einer eingehenden Analyse zu dem Schluss, mit dem Coach, der seit Saisonbeginn 2021/22 im Amt ist, weiterzumachen.
"Wir schlagen uns selbst", schimpfte Mittelfeldspieler Laszlo Benes: "So ist der Aufstieg in Gefahr. Wir haben grosse Ziele, aber so dürfen wir nicht spielen. Wir müssen kompakter stehen." Seit dem Abstieg aus der Bundesliga belegte der HSV in der 2. Bundesliga in den Abschlusstabellen nacheinander die Ränge vier, vier, vier, drei und drei.
Tim Walter betont die tabellarische "Schlagdistanz"
Für Walter ist der aktuelle Tabellenstand Anfang Februar "eine unwichtige Momentaufnahme", aber er sagt auch: "Dadurch, dass wir auf Schlagdistanz sind, nicht uneinholbar hinten dran liegen, sondern nur einen Punkt auf die vorderen Plätze haben, bin ich noch relativ gelassen."
Dennoch liegt es am Trainer, endlich Antworten zu finden, um die wiederkehrenden Muster aufzubrechen. "Allein wir entscheiden, ob wir dahin kommen, wo wir hinwollen. Nur wir. Sonst keiner", betonte der 48-Jährige.
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Für den überqualifizierten Kader steht sehr viel grundlegende Arbeit zu einem Zeitpunkt, an, in dem die Abwehr eines Bundesliga-Kandidaten eigentlich einwandfrei funktionieren sollte. Zugutehalten muss man Walters Mannschaft, dass durch lang- und kurzfristige Ausfälle einfach keine Stammdefensive geformt werden konnte. Auf der Innenverteidiger-Position wurde der Klub nicht mehr fündig vor Ende des Transferfensters. Der Wechsel des tschechischen Defensivmanns David Zima platzte. Der Nationalspieler entschied sich für Slavia Prag.
Rückkehrer Noah Katterbach trägt Hoffnungen
Der HSV erhofft sich perspektivisch neuen Schwung durch Neuzugang Noah Katterbach vom 1. FC Köln. Der 22-Jährige unterschrieb langfristig beim Klub, ohne dass die genaue Laufzeit des Vertrags genannt wurde. Schon im Januar 2023 war er auf Leihbasis zum HSV gewechselt, im April zog er sich einen Kreuzbandriss zu und kehrte vorerst nach Köln zurück. Walter möchte daher behutsam mit ihm umgehen, er lobte den sportlichen Wert: "Er wird auf lange Sicht gesehen mit Sicherheit eine Verstärkung sein."
Ans Olympiastadion in Berlin hat der HSV allerdings keine guten Erinnerungen, erst Anfang Dezember ereilte die Hamburger hier das bittere Aus im Achtelfinale des DFB-Pokals. In einem typischen HSV-Spiel: Hamburg führte in der regulären Spielzeit und dann auch in der Verlängerung bis unmittelbar vor Schluss, kassierte aber jeweils den Ausgleich und verlor dann im Elfmeterschiessen.
HSV-Stadtrivale St. Pauli steht an der Tabellenspitze
Da kommt die Chance zur Revanche aus Hamburger Sicht gerade recht - und mit einem Sieg sähe es für den HSV schon deutlich besser aus. Weil sich Tabellenführer FC St. Pauli und dessen erster Verfolger SpVgg Greuther Fürth im direkten Duell Punkte wegnehmen, könnte der HSV wieder auf einen direkten Aufstiegsplatz springen. (sid/dpa/hau)
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