Die vom Gesundheitsamt verhängte, zweiwöchige Quarantäne traf Dynamo Dresden hart. Der Klub muss jetzt ein Mammutprogramm absolvieren, ohne lange Vorbereitung und fast ohne Pausen. Ein Nachteil im harten Abstiegskampf liegt auf der Hand, der Abstieg ist ein drohendes Szenario.
Die ersten Geisterspiele in der 2. Bundesliga sind absolviert - und das weitgehend reibungslos. Beim Blick auf die Tabelle fällt jedoch auf, dass nach dem 28. Spieltag ein Klub erst 25 Partien absolviert hat: Dynamo Dresden. Die Mannschaft befand sich zuletzt in 14-tägiger Quarantäne, nachdem in zwei Testreihen positive Corona-Fälle bekannt geworden waren. Dynamo hängt am Tabellenende fest, der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt fünf Punkte.
Durch das Bestreben der DFL, die Saison noch im Juni zu beenden, ergibt sich für Dynamo Dresden eine komplizierte Situation. Denn die Nachholspiele müssen in den ohnehin schon engen Zeitplan gequetscht werden. Für Dynamo bedeutet das, dass neun Spiele in 25 Tagen absolviert werden müssen.
Dynamo Dresden: Chance auf den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga?
Die Probleme liegen auf der Hand. Im normalen Saisonverlauf spielt eine Mannschaft in der 2. Liga punktuell mal eine englische Woche, sonst aber im Schnitt im 7-Tages-Rhythmus. Dynamo Dresden muss nun zahlreiche englische Wochen hintereinander absolvieren, hat nur vor dem letzten Spieltag gegen Osnabrück eine Woche Zeit zur Regeneration.
Zwar ist der Kader mit 29 Spielern breit besetzt, aufgrund der fehlenden Vorbereitung durch die Quarantäne ist grosses Rotieren aber nicht ideal. Automatismen sind wichtig, insbesondere im Kampf gegen den Abstieg. Durch die Corona-Fälle und die 14-tägige Auszeit ergab sich für Dynamo Dresden also im Vergleich zu den anderen Abstiegskandidaten ein nicht unerheblicher Wettbewerbsnachteil.
Die anderen Mannschaften aus dem Tabellenkeller haben nicht nur die Möglichkeit, besser zu regenerieren, sie können zwischen zwei Spielen häufig auch einen normalen Trainingsbetrieb durchführen und taktische Elemente nachjustieren.
Dynamo Dresden: Abstieg nach Coronakrise - oder Trotzreaktion?
Es gibt aber auch durchaus Faktoren, die sich positiv auf Trainer Markus Kauczinski und seine Mannschaft auswirken können. Es blieb deutlich mehr Zeit, um sich auf den ersten Gegner, den VfB Stuttgart vorzubereiten. Die Schwachstellen der Schwaben, die in den letzten Spielen durchaus aufgedeckt wurden, können von Dynamo Dresden bespielt werden.
Ein Sieg gegen den VfB Stuttgart - oder zumindest eine sehr gute Leistung - könnte zudem eine Art Trotzreaktion bei der Mannschaft auslösen. Ein "Jetzt erst Recht"-Gefühl, das Dynamo Dresden Schwung für die finalen Wochen der Saison mitgibt, ist durchaus vorstellbar. Zumal die Mannschaft schon vor der Saisonunterbrechung mit zwei Siegen dafür sorgte, dass die Stimmung generell gut ist.
Es wird eine schwere Aufgabe, die Dynamo Dresden, Markus Kauczinski und das Trainerteam nun zu erledigen haben. Viele Gespräche müssen geführt werden, ohne den regulären Trainingsbetrieb bestehend aus Regeneration, taktischen Feinheiten und Vorbereitungen ist der mentale Aspekt ohnehin noch viel wichtiger. Die Mannschaft muss in Stresssituationen stabil bleiben - und davon wird es viele geben.
Dresden-Torhüter Broll: "Können unser Ziel erreichen"
Die Chance auf den Klassenerhalt ist für Dynamo Dresden weiterhin vorhanden, trotz aller Widrigkeiten. Die Qualität in der Mannschaft ist nicht zu unterschätzen und wenn der interne Zusammenhalt gestärkt wird und sich erste Erfolgserlebnisse einstellen, könnte dies sogar einen positiven Effekt auf die restlichen Spiele haben.
Auch innerhalb der Mannschaft zeigt sich ein positiver Umgang mit der aktuellen Situation. "Wer glaubt denn noch an uns? Wir! Das muss unser Motto für die kommenden Wochen sein. Wir spielen alle drei Tage und können für den Verein Grossartiges leisten. Das sollte Motivation genug sein, denn zusammen können wir unser Ziel erreichen", wird Torhüter Kevin Broll auf der vereinseigenen Website zitiert.
Carl Zeiss Jena: Auch in 3. Liga Nachteile durch Coronakrise
Grosse Probleme muss auch der FC Carl Zeiss Jena in der 3. Liga meistern. Aufgrund von Verordnungen des Landes Thüringen im Zuge der Corona-Pandemie darf der Klub sein Training nicht in Jena durchführen und absolviert vor dem Re-Start ein Quarantäne-Trainingslager in Leipzig.
Damit nicht genug: Carl Zeiss Jena, mit 16 Punkten Rückstand auf Platz 16 im tiefsten Abstiegskampf steckend, darf auch nicht im heimischen Ernst-Abbe-Sportfeld spielen. Das Spiel gegen den Chemnitzer FC am Sonntag findet, wie kürzlich bekannt gegeben wurde, dafür in Würzburg statt.
Erst am 7. Juni beim Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern könnte wieder in Jena gespielt werden, wenn die thüringische Landesregierung grünes Licht gibt.
Verwendete Quellen:
- Bundesliga: TABELLE | 2019-2020 | SPIELTAG 29
- Transfermarkt: Teamspielplan Dynamo Dresden
- Dynamo Dresden: "Wer glaubt denn noch an uns? Wir!"
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