Franz Beckenbauer wird am morgigen Freitag 70 Jahre alt. Das an sich ist schon unfassbar, wirkt die "Lichtgestalt" doch als wäre sie seit 1990 um keinen Tag gealtert. Anlässlich des Geburtstags hätten wir gerne ein Interview mit dem "Kaiser" himself geführt. Allerdings scheiterte bereits der Versuch einer Anfrage an unserer durch Aufregung ausgelösten Schnappatmung. Aber gut äh, Beckenbauer hat in seiner langen Karriere ja eigentlich genug geredet. Mit seinen Sprüchen lässt sich locker ein fiktives Interview wie dieses führen:
Franz Beckenbauer, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 70. Geburtstag! Was denken Sie, wenn Sie diese Zahl auf dem Geburtstagskuchen sehen?
Es ist schon der Wahnsinn, was Sie für eine Karriere hinter sich haben. Wissen Sie noch, wie das war beim FC Bayern München anzufangen?
Das ist gefühlt schon 200 Jahre her, aber ich kann mich noch ganz gut erinnern.
Und wie lief Ihr erstes Training?
Das war müder Rumpel-Fussball, der streckenweise in Misshandlung des Balles ausartete.
Jetzt scherzen Sie aber! Sie sind doch als ein Zauberer am Ball bekannt.
Ich bin nur ein Mensch und kein Zauberer. Wenn Sie den suchen, müssen Sie in den Zirkus gehen.
Was wären Sie eigentlich geworden, wenn es nicht zum Fussball-"Kaiser" gereicht hätte?
Ich bin ja gelernter Versicherungskaufmann. Stellen Sie sich mal vor, ich wäre heute noch jeden Tag in der Versicherung - gut, die Allianz wäre dann mit Abstand das grösste Unternehmen der Welt.
Das mag stimmen. Immerhin haben Sie ja auch die deutsche Nationalmannschaft zum Weltmeister gemacht.
Ja, damals hat die halbe Nation hinter dem Fernseher gestanden. Und es gab nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage.
Haben Sie sonst noch Erfolge, auf die Sie besonders stolz sind?
In einem Jahr hab ich mal 15 Monate durchgespielt.
Beeindruckend. Harald Schmidt hat einmal über Sie gesagt "Brauchen wir eigentlich noch einen Kanzler, wo wir Franz haben?". Wäre das was für Sie? Sie sind doch ein guter Redenschwinger.
Bitte was? Ich habe noch nie eine grosse Rede gehalten. Ich habe immer nur gesagt, was mir gerade eingefallen ist.
Und damit ganz schön Erfolg gehabt.
Wissen Sie, Erfolg ist ein scheues Reh. Der Wind muss stimmen, die Witterung, die Sterne und der Mond.
Das klingt ja richtig philosophisch.
Ich habe gerade Sofies Welt gelesen, diesen dicken philosophischen Schinken. Sokrates, Aristoteles, Platon und diese Leute haben sich vor 2.000 Jahren Gedanken gemacht, da sind wir noch auf den Bäumen gesessen und haben uns vor den Wildschweinen gefürchtet. Seither haben sich nur ganz wenige weiterentwickelt.
Der Fussball hat sich in den vergangenen Jahren allerdings schon verändert. Welche Entwicklung begrüssen Sie besonders?
Die Frauen sind hübscher und beweglicher geworden, das sieht sehr gut aus. Ich finde es auch grossartig, dass sich die Frauen immer mehr vermehren in der Bundesliga.
Bei Aussagen wie diesen dürfen Sie sich aber nicht wundern, dass sie den Ruf eines Schwerenöters haben.
Irgendeiner muss ja in dem Land was tun, wenn alle immer nur klagen, dass der Nachwuchs fehlt.
Eigentlich waren wir ja beim Fussball. Am Wochenende trifft der FC Bayern auf den FC Augsburg. Die Augsburger sind ja fast schon ein Angstgegner der grossen Bayern. Wie haben Sie die Niederlage in der vergangenen Saison erlebt?
Ich bin immer noch am Überlegen, welche Sportart meine Mannschaft an diesem Tag ausgeübt hat. Fussball war's mit Sicherheit nicht. So darf in Zukunft nicht gespielt werden, sonst können sich die Spieler einen anderen Beruf suchen. Wenn einer Nachhilfe braucht, stehe ich zur Verfügung.
Woran hapert es denn manchmal bei ihren Bayern?
Das sind alles gute Fussballer. Nur: Sie können nicht Fussball spielen.
Sie gehen ja sehr streng mit den Spielern ins Gericht. Tun Sie Ihnen nicht leid?
Wissen Sie, wer mir am meisten leid tut? Der Ball.
Harte Worte. Glauben Sie, dass man Sie nach dieser Kritik am Samstag überhaupt in die Allianz Arena lässt?
Schaun mer mal, dann sehn mer scho.
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