• Im Exklusiv-Interview mit uns spricht TV-Moderator Arnd Zeigler über Fussball in Corona-Zeiten und darüber, was er sich von der laufenden Saison erwartet.
  • Er hebt darin die Wichtigkeit der Fans in den Stadien hervor, die er vor der Coronakrise auch als Stadionsprecher in dieser Form nicht erwartet hätte.
  • Ausserdem moniert er, dass mittlerweile nicht mehr nur klar sei, wer Deutscher Meister wird, sondern auch, welche Teams die Champions-League-Plätze erreichen werden.
Ein Interview

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Herr Zeigler, wie stehen Sie zum Thema Fussball in Corona-Zeiten? Hätten Sie den Spielbetrieb in der Form wieder aufgenommen?

Arnd Zeigler: Ich habe ja diesen bizarren Job als Stadionsprecher bei Geisterspielen in den letzten Monaten gehabt. Und das hat wirklich keinen Spass gemacht.

Ich liebe Fussball und eigentlich haben viele ja immer gedacht, dass dieses ganze Fan-Drumherum und die Eventkultur gar nicht so wichtig seien. Das eigentlich wichtige sei nur das pure Spiel, dachten wir immer. Und das stimmt nicht.

Was ist denn wichtig?

Wir haben ja jetzt Monate hinter uns, wo wir nur das Spiel hatten und das war sehr viel weniger als wir vorher dachten. Ich glaube, dass die ersten Spiele, wo wir wieder ein paar Zuschauer hatten, uns allen vor Augen geführt haben, wie sehr das gefehlt hat.

Ich finde es wichtig, dass wir uns Normalität zurückerarbeiten. Im Weserstadion war ich völlig perplex, wie viel diese nur 8.000 Zuschauer nach Fussball geklungen haben. Und wie sehr mir das gefehlt hat. Das Ganze wird aber nie mit einem guten Gefühl ablaufen können, wenn wir jetzt anfangen, aus Leichtfertigkeit alles wieder über den Haufen zu werfen.

Wir alle müssen mitmachen, damit wir den Spass am Fussball zurückbekommen.

Was erwarten Sie von der laufenden Saison?

Ich liebe Fussball und ich gucke alles und ich liebe auch die Bundesliga, aber ich fürchte, dass diese Jahre, die wir gerade erleben, irgendwann mal in die Geschichte eingehen, als die Jahre, wo man eben nicht mehr getippt hat, wer Deutscher Meister wird. Weil das einfach vorher klar ist.

Es ist ja leider nicht nur klar, wer Deutscher Meister wird, sondern es ist auch klar, aus welchem Kreis die Champions-League-Teilnehmer kommen. Da werden Mainz, Augsburg und Werder Bremen nicht dabei sein.

Es hat sich gezeigt, dass man, wie beim FC Bayern und Borussia Dortmund zu sehen ist, sich mit Geld eine gewisse Zuverlässigkeit, immer in der Champions League zu spielen, erkaufen kann. Das ist etwas, was wir uns früher nicht hätten vorstellen können. Und was sehr schade ist.

Im vorletzten Jahrzehnt waren Stuttgart, Werder und Wolfsburg Meister. Und jetzt waren achtmal am Stück die Bayern Meister. Da stelle ich mir die Frage, ob, wenn Fussball schon immer so gewesen wäre, wir dann als Kinder überhaupt Fussballfans geworden wären.

Oder hätten wir gesagt, dass uns das alles viel zu vorhersehbar ist? Das halte ich für eine ganz unheilvolle Entwicklung, wo wir alle aufpassen müssen, dass da jetzt nichts kaputt geht.

Wie werden vor allem die Spitzenmannschaften die hohe Belastung durch den straffen Spielplan überstehen? Müssen sie etwas am Spielstil ändern oder am Trainingsbetrieb?

Das ist spannend, weil es eine Situation ist, die wir so noch nicht hatten und die wir früher kategorisch ausgeschlossen hätten. Wir haben jahrzehntelang gesagt, dass es nicht so viele Spiele geben darf, weil das ganz schlecht für die Qualität des Spiels ist.

Dann kam Corona und dann wurde auf einmal gesagt, dass wir notfalls auch alle zwei Tage spielen, Hauptsache, wir kriegen das Pensum irgendwie durchgeballert. Das sind Erfahrungen, die wir alle noch nicht gemacht haben. Wir haben keine richtige Winterpause in diesem Jahr und wir hatten eine kurze Sommerpause. Alles ist in wenige Monate gepresst worden.

Das haben wir früher für völlig undenkbar gehalten. Jetzt bin ich gespannt, ob man sieht, dass man sich völlig ins Knie schiesst oder dass es wirklich geht und man sich all die Jahre zu viele Gedanken gemacht hat.

Lesen Sie auch: Im ersten Teil des Interviews mit uns spricht Arnd Zeigler über sein neues Buch, den Kommerz im Profi-Fussball, die fehlende Spannung in der Bundesliga und darüber, was dem Fussball heute fehlt.

Zur Person: Arnd Zeigler (55) ist Moderator, Journalist, Autor sowie Stadionsprecher von Werder Bremen. Am 2. Oktober erschien sein neues Buch: "Traumfussball: Wie unser Lieblingsspiel uns allen noch mehr Spass machen kann".
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