- Der FC Arsenal ist aktuell die Mannschaft der Stunde in der Premier League.
- Die Chancen auf den ersten Ligatitel seit 2004 sind grösser denn je.
Im Sommer 2004 herrschten ganz andere Zeiten in der Premier League. Der FC Arsenal feierte den zweiten Meistertitel in drei Jahren, die Ära Arsene Wenger wirkte vielversprechend. In den folgenden Jahren gelang es Arsenal zwar immer wieder, vorne mitzuspielen, aber einen Ligatitel gewann diese Mannschaft nicht mehr. Bis zu dieser Saison. 2022/23 könnte die Spielzeit sein, in der die Gunners die Früchte der harten Arbeit in den letzten Jahren ernten.
Dabei sah vor der Saison noch alles nach einem erneuten Zweikampf der beiden Protagonisten der letzten Jahre, Manchester City und dem FC Liverpool, aus. Das Guardiola-Team erhielt schliesslich Erling Haaland als Neuergänzung und auch die Reds von Jürgen Klopp veränderten den Kader ein wenig. Nach 18 von 38 Spielen hat Arsenal aber 47 von 54 möglichen Punkten auf dem Konto und acht Punkte Vorsprung auf City. Liverpool liegt sogar 19 Zähler hinter Arsenal.
Arsenal: Kontinuität zahlt sich aus
Die Gründe für den Erfolg des FC Arsenal sind vielschichtig. Ein ganz entscheidender ist aber die Kontinuität, mit der bei den Gunners in den letzten Jahren gearbeitet wurde. Mikel Arteta, heute 40, unterschrieb im Dezember 2019 als Cheftrainer bei Arsenal, nachdem er zuvor unter
Es folgten nämlich auch in der Liga Phasen, in denen Arsenal Lehrgeld zahlen musste. Ein Kader, dem die Homogenität fehlte und der insbesondere bei den Gehältern überteuert war, konnte nicht den Fussball auf den Platz bringen, den sich der Trainer vorstellte. Die Verantwortlichen trotzten aber den üblichen Prozessen im schnelllebigen Profifussballgeschäft und stellten sich hinter den spanischen Coach. Mit Erfolg.
Arsenal arbeitete in jeder Transferphase daran, Arteta seinen Wunschkader hinzustellen. Das Gehaltsniveau wurde sukzessive verkleinert, die Qualität gleichzeitig erhöht. Der Klub aus dem Norden Londons setzte viel Wert auf Scouting, verpflichtete nicht die ganz grossen Namen. Dafür passten die Spieler sehr gut in das Team und zur Gesamtphilosophie des Vereins. Martin Ödegaard, Takehiro Tomiyasu, Gabriel Magalhaes und Kollegen machten allesamt einen grossen Schritt, seit sie dem Arteta-Team angehören.
Erinnerungen an das alte Arsenal
Zur Transferpolitik gehört es auch, dass Arsenal überwiegend junge Spieler verpflichtet. Das Gros der Stammspieler ist zwischen 20 und 25 Jahren alt, lediglich das Duo im zentralen Mittelfeld, namentlich Granit Xhaka (30) und Thomas Partey (29), befindet sich im fortgeschritteneren Stadium der Karriere. Der Plan dahinter ist simpel wie logisch: Die Spieler können eine neue Ära prägen, zusammen wachsen und es entsteht ein ideales Gemeinschaftsgefühl.
Fussballerisch setzt Arsenal mittlerweile Akzente auf allen Ebenen des Platzes. Die Defensive verteidigt gewissenhaft und kompakt, das Spiel nach vorne ist koordiniert, perfekt einstudiert und oft schnörkellos. Gleichzeitig gibt Arteta seinen Einzelkönnern Freiheiten. Und der Tabellenführer gewinnt die Spitzenspiele. Zwei Siege gegen Tottenham, ein Auswärtssieg bei Chelsea, ein Heimsieg gegen Liverpool: Arsenal gewinnt auch die wichtigen Duelle, wenn auch nicht alle.
Der Fussball, den Arsenal aktuell spielt, erinnert an die grossen Zeiten unter Trainerlegende Wenger, als sich der „Wenger-Ball“, ein Spielstil mit vielen flachen Pässen, direkten Kombinationen und herausragenden Toren, etablierte. Dass dieser Fussball zum jetzigen Zeitpunkt schon derart erfolgreich ist, war nicht einzuplanen. Selbst der Trainer gab zu, dass die positive Entwicklung dafür sorgte, dass Arsenal dem gesteckten Zeitplan voraus ist.
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Kaum Schwächen, wichtige Spiele vor der Brust: Reicht es für den Titel?
Es existiert also gar nicht der eine, offensichtliche Grund, warum Arsenal derzeit das Mass aller Dinge ist. Spieler wie Martin Ödegaard, der aktuell wohl der beste Spieler der gesamten Liga ist, werden gemäss ihrer Stärken ideal eingesetzt. Junge Spieler dürfen Fehler machen, wissen aber um den hohen Anspruch des Klubs. Und alle verteidigen mit, wenn es schwierige Phasen gibt. Jeder Spieler hat sich in der Zeit unter Arteta verbessert, die Defensive und die Offensive gehören zu den besten der Liga.
Der gesamte Verein hat es geschafft, eine Strategie vorzugeben, die Arsenal die typische, zuletzt verloren gegangene Identität zurückgeben konnte. Arsenal ist wieder Arsenal, wie es die Fans lieben. Die Begeisterung entlädt sich im Stadion; Spieler, Trainer, Fans und Verantwortliche sind eine Einheit. Dieses Team ist der Beweis dafür, dass es sich auszahlen kann, wenn an einen Prozess geglaubt und auch in schwierigen Zeiten hinter dem Trainer gestanden wird.
Ob es für den Titel reicht? Das wird sich zeigen, noch sind 60 Punkte zu vergeben. Der FC Arsenal hat einen entscheidenden Vorteil, nämlich nicht den grossen Druck. Wird das Team am Ende Zweiter, dann wurde das Saisonziel auch erreicht. Am Sonntag steht das Spiel gegen Manchester United im heimischen Emirates an. Die Red Devils sind das einzige Team, das in dieser Saison gegen Arsenal gewinnen konnte. Anschliessend lauten die Ligagegner Everton, Brentford und vor allem Manchester City. Spätestens nach dieser Phase lässt sich die letzte noch offene Frage, nämlich die nach der Reife, endgültig beantworten.
Verwendete Quellen:
- Transfermarkt.de: Premier League - Alle Meister
- Premierleague.com: Tabelle
- Transfermarkt.de: FC Arsenal Übersicht
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