Die Frauen des FC Bayern München sichern sich am Sonntag vorzeitig die dritte Meisterschaft in Folge. Eine deutliche Steigerung in der zweiten Saisonhälfte führt zum Erfolg, die Mannschaft steckt einige heftige Rückschläge weg. Nun ist eine historische Premiere möglich.
Rund 200 Fans harrten mehr als eineinhalb Stunden nach Abpfiff am Sonntagabend noch am Spielerinnen-Ausgang des Stadions auf dem Bayern-Campus aus, dann erschien endlich die Mannschaft. Umringt von den Fans bildeten die Spielerinnen des FC Bayern München einen Kreis und sangen "Stern des Südens" sowie weitere musikalische Klassiker aus dem Repertoire des Rekordmeisters.
Die Spielerinnen hatten ihre Meister-T-Shirts übergezogen, immer wieder reflektierte sich die Abendsonne in den ebenfalls zum Party-Outfit gehörenden verspiegelten Sonnenbrillen. Der Moment fühlte sich wie das perfekte Happy End einer Bundesliga-Saison an, in der die Mannschaft einige heftige Rückschläge verkraften musste.
Das Spiel am Sonntag gegen den SC Freiburg stand dabei fast sinnbildlich für den kompletten Saisonverlauf. Die Bayern-Frauen wirkten zu Beginn nervös und etwas fahrig,
Nach einer wackeligen ersten Hälfte kämpften sich die Münchnerinnen in die Partie, Pernille Harder (67.) und Glódís Viggósdóttir (79.) schossen den hart erkämpften Sieg heraus, der den Bayern-Frauen zwei Spieltage vor dem Ende der Google Pixel Frauen-Bundesliga die dritte Meisterschaft in Folge bescherte.
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Dass alle drei Tore nach Standardsituationen fielen, ist ebenfalls typisch für die Mannschaft. Die Münchnerinnen brannten in dieser Spielzeit selten ein fussballerisches Feuerwerk ab, aber sie präsentierten sich enorm effektiv, eingespielt und abgezockt. Wie eine echte Spitzenmannschaft eben.
"Wir sind verdient Meisterinnen geworden", erklärte Kapitänin Viggósdóttir auf Nachfrage unserer Redaktion: "Wir haben wieder gezeigt, dass wir uns im Verlauf der Saison steigern können. Das ist der dritte Titel in Folge, das zeigt, wie konstant wir sind. Wir hatten eine verrückte Phase im März, in der wir gegen alle Top-Teams spielen mussten. Und wir haben es geschafft, alle Spiele zu gewinnen, die wir gewinnen mussten, um jetzt den Titel zu feiern."
Dabei mussten die Bayern-Frauen den ersten schweren Rückschlag schon vor Saisonbeginn einstecken.
Die Bayern-Frauen wackelten im Herbst
Während der Gruppenphase der Champions League im Herbst hatten die Bayern-Frauen mit der Doppelbelastung zu kämpfen, sie kassierten im Oktober in Wolfsburg die einzige Niederlage in der Bundesliga und spielten Anfang November zweimal Unentschieden gegen Eintracht Frankfurt und den SC Freiburg.
Wenig später folgte der schlimmste Moment der Saison, als bei Maria-Luisa Grohs ein bösartiger Tumor diagnostiziert wurde. Glücklicherweise konnte die Torhüterin nach einer gelungenen Operation schneller als zunächst gedacht wieder auf das Spielfeld zurückkehren. Die Mannschaft rückte dadurch noch enger zusammen.
Die Herbstmeisterschaft sicherte sich dennoch Eintracht Frankfurt. "Wir haben hier und da ein bisschen gewackelt und sind wie schon in den letzten Jahre nicht als Tabellenerster in die Winterpause gegangen. Aber wir haben wieder an uns geglaubt, uns gesammelt und sind dann wirklich gut aus der Winterpause zurückgekommen", erklärte Frauen-Direktorin Bianca Rech.
Das bittere Champions-League-Aus trübt den Gesamteindruck
Defensiv wie offensiv präsentierte sich die Mannschaft von Trainer Alexander Straus in der Rückrunde deutlich verbessert und gewann alle Spiele in der Bundesliga. Vor allem Pernille Harder drehte mächtig auf, die Dänin erzielte wettbewerbsübergreifend bereits 22 Tore und scheint in ihrer zweiten Saison voll in München angekommen zu sein.
Auch Harder konnte aber nicht verhindern, dass die Bayern-Frauen im Viertelfinale der Champions League gegen Olympique Lyon chancenlos waren. Der erhoffte Sprung ins Halbfinale oder vielleicht sogar ins Finale der Königinnenklasse wurde wieder verpasst. Zur absoluten Spitze Europas fehlt nach wie vor ein Stück.
Was sich aber zumindest teilweise damit erklären lässt, dass das Verletzungspech erneut zuschlug. Georgia Stanway zog sich im Januar einen Aussenbandriss im Knie zu und fehlt seitdem. Zwischenzeitlich fielen auch Sarah Zadrazil, Momoko Tanikawa und Viggósdóttir aus.
"Als es um alles ging, mussten wir wieder auf Spielerinnen verzichten. Da steckst du nicht drin, da hatten wir uns sicher mehr ausgerechnet. Aber die Meisterschaft ist das Wichtigste. Dafür arbeiten wir das ganze Jahr", erklärte Rech.
Wer wird Nachfolger von Alexander Straus?
Ein Erfolgsgeheimnis für die Dominanz in der Bundesliga war zweifellos die Tiefe des Kaders, so wurde etwa die 18-jährige Alara Şehitler zur Entdeckung der Saison, sie debütierte bereits im DFB-Team. Trainer Straus schaffte es, die Entwicklung der Mannschaft voranzutreiben, sein Spielsystem haben die Spielerinnen im dritten Jahr komplett verinnerlicht.
Umso überraschender war es, dass der Trainer vor Ostern seinen Abschied im Sommer verkündete. Die Verantwortlichen stehen nun vor der grossen Herausforderung, eine passende Nachfolgerin oder einen passenden Nachfolger zu finden, um den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Aktuell sollen Gespräche mit dem Spanier José Barcala von Servette Genf laufen.
Zunächst einmal gilt aber die volle Konzentration dem DFB-Pokal-Finale gegen Werder Bremen am Donnerstag (16 Uhr), in das die Bayern-Frauen als grosse Favoritinnen gehen. Ein Sieg würde das historische erste Double in der Vereinsgeschichte bedeuten, mit dem die Münchnerinnen ihren Status als Nummer eins im deutschen Frauenfussball unterstreichen würden.
"Heute wird nicht ganz so lang gefeiert, weil wir am Donnerstag noch eine Aufgabe vor uns haben - da wollen wir Geschichte schreiben", sagte Sarah Zadrazil.
Verwendete Quellen
- Stimmen aus der Mixed Zone und eigene Beobachtungen beim Spiel FC Bayern München gegen SC Freiburg