- Im Abstiegskampf hat Werder Bremen einen grossen Schritt nach vorn gemacht. Carl Zeiss Jena und SC Sand müssen auf ein Wunder hoffen.
- Eintracht Frankfurt ist nach dem Sieg über die TSG Hoffenheim das Team der Stunde. Der Erfolg scheint aber keinesfalls kurzfristiger Natur zu sein.
- Für den FC Bayern München steht ein richtungsweisender Monat an. Im März und April kommt es zu zahlreichen Topspielen.
Ein wahrlich packendes Wochenende hat die Frauen-Bundesliga da hinter sich. Bayern und Wolfsburg siegen am 15. Spieltag souverän und dahinter hat Eintracht Frankfurt einen wichtigen Schritt nach vorn gemacht. Nur das um vier Treffer schwächere Torverhältnis trennt die Frankfurterinnen nach dem 3:2-Sieg über Hoffenheim noch von der TSG, beide haben nun 31 Punkte.
Doch im Schatten der beiden Favoritinnen gibt es mit Turbine Potsdam noch ein drittes Team, das Chancen auf die Königsklasse hat. Die Potsdamerinnen haben abermals deutlich gewonnen und bleiben mit 30 Punkten dran an der Konkurrenz – verlieren zugleich aber Schlüsselspielerin Selina Cerci.
Die Bundesliga-Toptorjägerin musste nach ihren Saisontreffern 12 und 13 vom Platz getragen werden. Nach Recherchen unserer Redaktion geht man in Potsdam von einem Kreuzbandriss aus. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus, ihr Knie war aber dick bandagiert.
Die Ergebnisse des 15. Bundesliga-Spieltags im Überblick:
- Leverkusen 1:1 Bremen
- Frankfurt 3:2 Hoffenheim
- Wolfsburg 4:1 Freiburg
- Jena 1:4 Sand
- Bayern 6:0 Köln
- Essen 0:5 Potsdam
Die Themen der Woche sind der vorentschiedene Abstiegskampf, das Team der Stunde aus Frankfurt und die anstehenden heissen Wochen für die beiden Top-Klubs Bayern und Wolfsburg.
1. Luft raus aus dem Abstiegskampf? Bremen holt Punkt, Jena verliert klar
Im Tabellenkeller hat der 15. Spieltag vermutlich für eine Vorentscheidung gesorgt. Schon am Freitagabend gelang es dem SV Werder Bremen, einen überraschenden Punktgewinn aus Leverkusen mitzunehmen. Nach 13 Minuten erzielten die Gäste das 1:0 per Elfmeter, anschliessend verteidigten sie ihr Tor mit grosser Leidenschaft. In einem tiefen 5-3-2 gelang es ihnen, die Werkself in vielen Phasen vom eigenen Tor wegzuhalten.
Das unnötige Foul vor dem 1:1-Ausgleich sowie einige ausgelassene Chancen der Leverkusenerinnen führten zu einem glücklichen, aber auch erarbeiteten Punkt, der am Sonntag nochmal mehr Bedeutung bekommen sollte. Denn im Fernduell um den Klassenerhalt leistete sich Carl Zeiss Jena einen schweren Patzer. Die 1:4-Niederlage gegen den SC Sand dürfte den Abstieg der Thüringerinnen besiegelt haben.
Bremen und Sand spielen noch gegeneinander und jeweils gegen die SGS Essen. Jena spielt auch nochmal in Essen, hat ansonsten aber fast nur noch Gegnerinnen aus der oberen Tabellenhälfte zu bespielen. Insgesamt scheint der Abstiegskampf jetzt erstmal Geschichte zu sein. Werder hat mit 12 Zählern einen komfortablen Sieben-Punkte-Vorsprung auf Sand und Jena, die nun auf ein Wunder hoffen müssen.
Frauen-Bundesliga: Spielerin und Tor der Woche
Es ist so banal wie einfach, die Spielerin auszuwählen, die die meisten Tore an diesem Spieltag erzielt hat. Doch
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Innerhalb von 30 Minuten traf sie einmal mit rechts und zweimal per Kopf. Schüller war für die amtierenden Meisterinnen in allen Belangen eine Unterschiedsspielerin und belebte das Offensivspiel der Bayern spürbar.
Belebt wurde das Spiel auch durch ein sensationelles Fallrückzieher-Tor von der ebenfalls zur Pause eingewechselten Viviane Asseyi. Dieser Treffer wird vermutlich in jedem Jahresrückblick auftauchen – und womöglich ein heisser Kandidat für den Treffer der Saison sein.
FC Bayern München - 1. FC Köln | Highlights FLYERALARM Frauen-Bundesliga 21/22
2. Eintracht Frankfurt auf dem Weg nach Europa?
Einen Uefa-Cup, die Europa League oder so etwas wie die Conference League gibt es im Frauenfussball nicht. Jahrelang berechtigten nur zwei Plätze in der Frauen-Bundesliga zur Teilnahme in Europa. Seit der vergangenen Saison ist das anders: Die ersten drei Teams steigen in unterschiedlichen Runden in der reformierten Champions League ein.
Eintracht Frankfurt macht kein Geheimnis daraus, dass sie sich früher oder später unbedingt für die Königsklasse qualifizieren wollen. "Wir wollen es vielleicht dieses Jahr, vielleicht nächstes Jahr erreichen", sagte SGE-Coach Niko Arnautis nach dem Spiel bei "MagentaSport": "Natürlich wollen wir es so schnell wie möglich, aber das sind jetzt erstmal Träume."
Träume, die die Frankfurterinnen mit starken Leistungen Stück für Stück zur Realität werden lassen. Gegen Hoffenheim waren sie über 90 Minuten hinweg das dominantere und kontrolliertere Team. Hatten viele zuvor einen offenen Schlagabtausch erwartet, bewies die Eintracht ihre ganze Klasse.
Frankfurts Erfolg dürfte langfristig angelegt sein
Vorn waren sie im Pressing immer an ihren Gegenspielerinnen dran und zwangen die eigentlich so spielstarke TSG zu vielen einfachen Ballverlusten. Hinten blieben sie im Spielaufbau meist selbst ruhig.
Erst in den letzten Minuten des Spiels gelang es den Hoffenheimerinnen, ihre Qualität zu zeigen. Der zwischenzeitliche 2:2-Ausgleich in der 84. Minute durch Chantal Hagel war sehenswert über mehrere Stationen ausgespielt und hebelte das Frankfurter Pressing erstmals ganzheitlich aus.
Doch das Team von Arnautis blieb ruhig, kam nur wenige Sekunden später durch einen Standard zur erneuten Führung, die es dann über die Ziellinie brachte. Frankfurt ist längst nicht mehr ein unangenehmer Underdog, der über ein starkes Defensivbollwerk und blitzschnell ausgespielte Kontersituationen zum Erfolg kommt.
Mit Sjoeke Nüsken, Laura Freigang und der umtriebigen Nicole Anyomi haben sie vor allem im Zentrum viel Spielstärke vorzuweisen. Ihre vielen Positionswechsel machen sie schwer zu verteidigen. Frankfurt hat im Streben um den dritten Europapokalplatz gute Karten. Aber vor allem langfristig scheint bei den Hessinnen einiges heranzuwachsen.
Während Hoffenheim in den letzten Jahren viele Spielerinnen abgegeben musste und im Sommer mit Jule Brand wieder ein grosses Talent verliert, zeigt die SGE, dass sie Spielerinnen halten kann. Auch sie werden mit Merle Frohms ihre Stammtorhüterin an Wolfsburg verlieren, aber eine Reihe von Vertragsverlängerungen sorgte im Winter für Planungssicherheit. Es sieht also gut aus mit dem Traum. Die Frage ist nur, wann sie es schaffen.
Zitat der Woche
"Man kann jetzt natürlich sagen, ich habe es gewusst, aber so war es jetzt nicht." – Frankfurt-Trainer Niko Arnautis über das Bundesliga-Debüt von Anna Aehling. Die 20-Jährige hatte ihrem Trainer bei seinem 100. Einsatz an der Seitenline und ihrem Team mit dem Treffer zum 3:2 in der 86. Minute den Sieg beschert.
3. FC Bayern Frauen: Wochen der Wahrheit
Vor einigen Wochen war die Bundesliga an der Tabellenspitze noch so eng wie vielleicht noch nie. All die Teams, die jetzt um den dritten Platz spielen, waren damals noch dran an Bayern und Wolfsburg.
Zunächst aber sieht es so aus, als würde der Titel wieder unter den beiden Top-Klubs ausgespielt werden. Bayern führt die Tabelle mit 37 Punkten vor Wolfsburg (35) an, die aber noch das Nachholspiel beim SC Sand am 16.3. (14:00 Uhr) spielen müssen.
Es ist also davon auszugehen, dass Wolfsburg spätestens dann die Tabellenführung übernimmt. Wobei auch der nächste Spieltag bereits eine kleine Entscheidung zugunsten der Wölfinnen bringen kann. Am Freitagabend können sie beim 1. FC Köln mit einem Sieg vorbeiziehen, anschliessend muss Bayern ausgerechnet bei der TSG Hoffenheim nachlegen.
Aus den letzten fünf direkten Duellen holte die TSG immerhin zwei Siege, einen davon im April 2021 in München. In dieser Saison sind die Hoffenheimerinnen nochmal stärker geworden. Auch im Hinspiel (1:3) hielten sie das Geschehen lange offen, mussten sich erst kurz vor dem Ende durch das dritte Tor der Bayern geschlagen geben.
Bayern ist bald schlauer: Wie viele Titel werden es?
Bayern gewann zuletzt zweimal deutlich gegen Jena (9:1) und Köln (6:0), tat sich aber, so absurd das angesichts der Kantersiege auch klingen mag, schwer damit, Chancen über ihr Kombinationsspiel zu kreieren. Stattdessen mussten Standardsituationen und viele Flanken herhalten. Durch die Wucht, die sie mit ihrer individuellen Qualität erzeugen können, hat das ausgereicht.
Aber wird es auch gegen Hoffenheim reichen? Vor den wichtigen Viertelfinal-Partien gegen Paris Saint-Germain in der Champions League (22. und 30. März) sowie den entscheidenden Wochen in Bundesliga und Pokal wird die TSG der erste echte Prüfstein des Kalenderjahres für die Münchnerinnen.
Innerhalb eines Monats spielen sie danach gegen Frankfurt, zweimal gegen Paris und zweimal gegen Wolfsburg. Am 19. Spieltag müssen sie zum vielleicht entscheidenden Spiel in die Autostadt, nach der Länderspielpause geht es daheim im Halbfinale des DFB-Pokals zur Sache. Danach könnten entweder alle Titelträume dahin, oder Klarheit darüber geschaffen worden sein, ob der Erfolg der vergangenen Saison bestätigt oder gar nochmal ausgebaut werden kann.
So geht es jetzt weiter in der Frauen-Bundesliga
Es ist vorerst die letzte entspannte Woche, die die Frauenfussball-Fans erwartet. Ab dem kommenden Wochenende geht es Schlag auf Schlag: Entscheidungen in der Bundesliga, in der Champions League und im DFB-Pokal stehen ebenso an wie weitere Länderspiele im April. Wer sich bisher noch nicht dazu durchringen konnte, dem Frauenfussball eine faire Chance zu geben, der sollte das im März und April tun. Es könnte spektakulär werden.
Den Auftakt in die heisse Saisonphase macht der 16. Spieltag der Bundesliga:
- Köln – Wolfsburg (Freitag, 19.15 Uhr, Eurosport, MagentaSport)
- Hoffenheim – Bayern (Samstag, 13.00 Uhr, SWR, MagentaSport)
- Frankfurt – Essen (Sonntag, 13.00 Uhr, MagentaSport)
- Sand – Leverkusen (Sonntag, 13.00 Uhr, MagentaSport)
- Bremen – Potsdam (Sonntag, 16.00 Uhr, MagentaSport)
- Freiburg – Jena (Sonntag, 16.00 Uhr, MagentaSport)
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