Der Stolz war den Bayern-Bossen in dieser Woche deutlich anzumerken. Mit Sadio Mané hat der FC Bayern nach viel Kritik in den vergangenen Wochen seinen grossen Top-Transfer für diesen Sommer unter Dach und Fach. Vor allem Sportchef Hasan Salihamidzic war eine gewisse Erleichterung anzusehen. Nach der enttäuschenden Rückrunde und vielen Diskussionen um unzufriedene Spieler brauchte es in München Erfolgsmeldungen. Und die gab es in den letzten Wochen. Nicht nur durch Mané, sondern auch durch die weiteren Neuzugänge Gravenberch und Mazraoui.

Steffen Meyer
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Endlich traut sich der FC Bayern etwas. Dabei geht es gar nicht mal um die Höhe der Ablösesummen oder die Tatsache, dass der FC Bayern mit Mané vom FC Liverpool auch mal bei einem der absoluten europäischen Top-Clubs wildert. Was beeindruckt, ist, dass die Münchner nach Jahren der Harmoniebedürftigkeit endlich wieder bereit sind in einen stärkeren Konkurrenzkampf zu investieren.

Mané füllt keine Lücke. Er kommt zu einer durchaus starken Aufstellung in der Offensive zusätzlich hinzu. Coman, Gnabry, Sané, Müller, Musiala, Mané und wahrscheinlich auch Lewandowski. Es würde eng werden in München. Und das ist gut so.

Grösstmöglicher Erfolg nur mit breitem Kader möglich

In der Triple-Saison 2012/2013 konnte Heynckes im Sturm zwischen Gomez, Mandzukic und Pizarro wählen. Und im zentralen Mittelfeld zwischen Schweinsteiger, Martinez, Kroos, Tymoshchuk und Luis Gustavo. Gleiches galt für Hansi Flick, der zum Beispiel im Champions-League-Finale gegen Paris mit Coutinho und Perisic zwei exzellente Alternativen von der Bank bringen konnte.

Natürlich steigt mit mehr Stars auch der Moderationsbedarf für Trainer Nagelsmann. Doch das ist das geringste Problem. Nach zehn Meistertiteln in Folge braucht es neue Reize. Konkurrenz kann antreiben, kann Spieler wie Sané, Gnabry oder Coman in der nächsten Phase ihrer Karriere noch einmal zusätzlich motivieren. Die Möglichkeit für Rotation wird erhöht und der FC Bayern hätte in jedem Spiel endlich wieder deutlich mehr Optionen von der Bank. Der alte Spruch, dass der FC Bayern wohl auch mit dem zweiten Anzug Meister werden würde, galt nämlich schon längst nicht mehr. Natürlich müssten dafür alle der Genannten im Sommer auch in München bleiben.

Nicht nur Mané trägt zum Qualitätsschub im Kader bei, sondern auch die beiden weiteren feststehenden Neuzugänge. Ryan Gravenberch (20) ist ein sehr interessantes, ehrgeiziges und hungriges Talent für das zentrale Mittelfeld. Überragender Schuss, physisch stark, trickreich, aber sicher noch kein Weltklasse-Stratege. Er wird Kimmich, Goretzka, und – wenn er bleibt – Sabitzer von Anfang an Druck machen wollen. Das Gleiche gilt für den 24-jährigen Noussair Mazraoui, der auf der rechten Verteidigerposition sofort bereit ist, viel Spielzeit zu bekommen. Insgesamt kann sich das schon absolut sehen lassen.

Vieles hängt nun an Lewandowski

Junge, hungrige Spieler, die noch etwas vorhaben, tun diesem Kader nach zehn Meisterschaften in Folge besonders gut. Auch Nagelsmann wird mehr Auswahl gefallen. Zu häufig musste der Coach in der Vergangenheit an formschwachen Spielern festhalten, weil adäquate Alternativen fehlten.

Auch auf der Abgabeseite kann der Sportchef Salihamidzic einen Teilerfolg vorweisen. Sollten die kolportierten zwölf Millionen Euro Ablöse, die Leeds United für Marc Roca zahlen soll, stimmen, ist das sehr ordentlich. Roca war trotz besseren Ansätzen in der abgelaufenen Saison in München nicht konkurrenzfähig. Ziel muss es sein, die Einnahmeseite weiter zu verbessern. Bouna Sarr, Joshua Zirkzee, Omar Richards und der bereits genannte Sabitzer könnten allesamt weitere Millionen in die Kasse spülen, die für höherwertigen Ersatz genutzt werden können.

Einnahmen helfen für alle weiteren Gedankenspiele für den Sommer. Ideen gebe es genug, sagte Salihamidzic bei der Vorstellung von Mané am Mittwoch. Natürlich hängt dabei viel von der Personalie Lewandowski ab. Der FC Bayern würde wohl nur bei einem Mondangebot für den wechselwilligen Mittelstürmer noch einmal nachdenken. Das würde dann ganz neue Möglichkeiten eröffnen.

Doch auch unabhängig von Lewandowski sollten die Münchner die Augen offenhalten. Ein hungriger, talentierter Mittelstürmer, ein weiterer Aussenverteidiger, ein weiterer lauf- und defensivstarker 6er – all das wären Möglichkeiten, den Kader weiter zu verbessern, damit in der neuen Saison ein Angriff auf höchste Ziele möglich ist. Natürlich ist das abhängig von den verbleibenden finanziellen Möglichkeiten. Wenn es diese Möglichkeit gibt, sollte der FC Bayern weiter kreativ und mutig agieren und den Konkurrenzkampf weiter erhöhen. Dann würde auch manche Kritik der letzten Monate an Kaderplanung und Transferstrategie verschwinden.

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