Dieses Remis macht der Bundesliga Mut! Borussia Mönchengladbach lieferte beim sehenswerten 0:0 gegen den FC Bayern München das Rezept, wie man den deutschen Rekordmeister ärgern kann. Wenn auch nur mit enorm viel Aufwand und nicht minder Qualität im Kader. Dennoch: Der Rest der Liga ist unabhängig davon angehalten, sich ein Beispiel an Lucien Favres Mannschaft nehmen.

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Es muss schon etwas Besonderes passieren, wenn der FC Bayern ein Spiel nicht gewinnt. Vor dem Wochenende war das in zwölf Pflichtspielen in dieser Saison erst zweimal der Fall, auf Schalke und beim HSV hatten die Bayern die Dinge aber im Griff und mussten sich am Ende über zwei verlorene Punkte ärgern.

Beim Spitzenspiel bei Borussia Mönchengladbach hatten die Münchener nur eine halbe Stunde lang alles im Griff. Nach 90 Minuten musste der Spitzenreiter aber froh sein, nicht die erste Saisonniederlage kassiert zu haben. Borussia Mönchengladbach hat gezeigt, dass auch die Über-Bayern verwundbar sind, dass es Hoffnung gibt für den Rest der Liga - auch wenn die vermeintlichen Bayern-Jäger Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder der FC Schalke 04 teilweise meilenweit ihrem eigenen Anspruch hinterherlaufen.

Eine grosse Portion taktischer Raffinesse gepaart mit jeder Menge Mut und Entschlossenheit und natürlich auch etwas Glück haben zu einem 0:0 geführt, bei dem die Bayern einige Male heftig ins Straucheln gerieten und Torhüter Manuel Neuer, der noch in der Woche davor gegen Werder Bremen keinen einzigen Schuss auf sein Tor bekommen hatte, plötzlich zum mit Abstand besten Spieler seiner Mannschaft werden musste.

Lucien Favre: "Das können wir schon"

Gladbachs Trainer Lucien Favre hatte sich in den Tagen vor dem grossen Spiel in den Trainingseinheiten auf fünf Kernelemente des Defensivspiels konzentriert, die er nur kurz anriss, aber "nicht näher ausführen" mochte. Wie selbstverständlich das Gladbacher Umschaltspiel mittlerweile ungeachtet der personellen Besetzung funktioniert, stellte Favre dann aber doch klar: "Wir haben auf Übungen für das Konterspiel im Training verzichtet. Denn das können wir schon."

Und die Bayern erfuhren am eigenen Leib, wie gut die Borussia umschalten kann. Im 4-4-2 gegen den Ball schloss Gladbach die Mitte und lenkte die bayerischen Angriffe weg vom omnipräsenten Xabi Alonso auf die Flügel. Nicht umsonst hatte Rechtsverteidiger Rafinha bei seiner Auswechslung nach 66 Minuten die meisten Ballkontakte aller Spieler auf dem Platz (84).

Die Folge waren viele Flanken der Gäste in den Gladbacher Strafraum, besonders in der ersten Halbzeit, als Gladbach enorm tief stand und zwei Viererketten rund um den eigenen Strafraum aufzog. 24 Hereingaben waren es in der ersten Halbzeit, zehn in der zweiten. Bisher lag der Schnitt bei 18 Flanken pro Spiel.

Der FC Bayern München beisst sich die Zähne aus

Die Bayern hatten weder Raum noch Zeit, sich am Boden in den gegnerischen Strafraum zu kombinieren und waren im Luftkampf gegen die starken Martin Stranzl und Alvaro Dominguez klar unterlegen. Der umsichtige und absolut zuverlässige Yann Sommer im Gladbacher Tor dahinter und Christoph Kramer vor den beiden Innenverteidigern bildeten die Mini-Raute, an der sich die Bayern die Zähne ausbissen.

Hier profitierte die Borussia auch vom Ausfall Arjen Robbens, der viele Situationen auf engem Raum durch ein Dribbling hätte auflösen und seine Mitspieler dann im oder am Strafraum hätte einsetzen können.

Mit dem ersten zu Ende gespielten Konter nach gut einer halben Stunde legten die Gastgeber auch ihre Zurückhaltung in der Offensive ab und überrumpelten die Bayern dank ihrer perfekten Staffelung mit Raffael als zusätzlicher Zwischenstation der Konter und ihrer überragenden Geschwindigkeit auf den Aussen ein ums andere Mal.

Mönchengladbach hat gezeigt, dass Angriff selbst gegen die Bayern die beste Verteidigung sein kann. Am kommenden Wochenende darf sich dann die andere Borussia, die aus Dortmund, gegen den Rekordmeister versuchen.

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