Pep wird die Bundesliga zu langweilig, Jürgen Klopp hat das grösste Problem in seiner Mannschaft erkannt und Schalke weiss nicht, was sich bei einem Wiedersehen nach langer Zeit gehört. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen Lehren aus dem jeweiligen Spieltag der Bundesliga.
1. Erkenntnis: Die Bayern sind auch vom eigenen Trainer nicht zu stoppen
Dass der FC Bayern München in dieser Spielzeit keinen ernsthaften Titelkonkurrenten hat, ist bekannt und macht die Liga zumindest an der Spitze ein ganz klein wenig langweilig. Zur frühesten Herbstmeisterschaft aller Zeiten hat es nur nicht gereicht, weil der VfL Wolfsburg sich dann doch noch dazu bequemen konnte, bei Hannover 96 zu gewinnen. Auch Pep Guardiola scheint inzwischen gelangweilt zu sein von der Übermacht seiner Mannschaft und tut alles, um die Spiele spannend zu halten. Gegen Leverkusen zog er Müller und Lewandowski auf die Aussenbahnen und liess das Mittelfeld mit langen Bällen auf den Mittelstürmer Götze schnell überspielen. Eine grandiose Taktik, mit der nicht einmal der Trainerfuchs Roger Schmidt gerechnet hatte. Die Bayern-Spieler hatten damit erwartungsgemäss ihre Probleme und Matthias Sammer freute sich auf der Bank diebisch, dass er endlich mal wieder einen Grund zum Meckern haben könnte.
So ganz wollte
2. Erkenntnis: Die Weltmeister sind Dortmunds Problem
Mit dem 1:0 gegen Hoffenheim gelang Borussia Dortmund und Trainer
3. Erkenntnis: Wiedersehen sind so eine Sache
Der FC Schalke 04 dürfte nach den letzten Wochen ein ziemlich zwiespältiges Verhältnis zu nostalgischen Aufeinandertreffen entwickelt haben. Erst kassierten sie beim Wiedersehen von Roberto di Matteo mit seinem alten Verein FC Chelsea eine böse 0:5-Klatsche, dann verschafften sie am Samstag ihrem ehemaligen Trainer und Volkshelden Huub Stevens in Stuttgart eine böse 4:0-Abfuhr. Und dabei zeigten sie noch Mitleid mit ihrem Europapokalsieg-Trainer, indem sie nach dem 3:0 nach 20 Minuten einen Gang zurückschalteten. Der VfB Stuttgart war so harmlos und schlecht, dass sich jetzt sogar Eric Maxim Choupo-Moting wie ein waschechter Torjäger fühlen darf.
Stevens musste sich nach dem Spiel in die gleichen Plattitüden retten wie vor 20 Jahren: "Besser ein Spiel 0:4 verlieren als vier Spiele mit 0:1" - den Spruch hat er auch in den 90er-Jahren schon gerne genutzt. Angesichts der Art und Weise, wie Stuttgart am Samstag in sich zusammengebrochen ist, steht zu befürchten, dass er diese Weisheit in dieser Saison noch häufiger heranziehen kann.
4. Erkenntnis: Hamburg kann es ja doch noch
Das ist die vielleicht grösste Überraschung des 14. Spieltags: Der Hamburger SV gewinnt sein Spiel gegen den FSV Mainz 05 - und das ganz souverän, verdient und ohne grosses Zittern (ja gut, in den letzten drei Minuten war es nochmal knapp - aber sonst alles töfte). Daran, dass es das mal regelmässig gab, können sich nur noch die Älteren unter uns erinnern. Zu der Zeit spielten beim HSV noch Typen wie Sergej Barbarez, Mehdi Mahdavikia, Daniel van Buyten - oder Rafael van der Vaart. Der hat irgendwie den Absprung verpasst, als in Hamburg alles den Bach runterging und muss sich jetzt Woche für Woche mit seinen minderbegabten Kollegen gegen Mannschaften zur Wehr setzen, die über bessere Spieler, bessere Ideen und bessere Finanzen verfügen. Da ist es doch ganz tröstlich, wenn ein Verein wie Mainz einen unterirdisch schwachen Tag erwischt und die Hamburger zumindest 90 Minuten lang von alten Zeiten träumen lässt. Nach dem dritten Heimsieg in Folge könnte es jetzt aber auch schnell wieder ungemütlich werden: Die Europa-League-Plätze sind ja nur noch acht Punkte entfernt.
5. Erkenntnis: Wiedersehen sind so eine Sache - Teil 2
Thomas Schaaf betonte vor dem Spiel seiner Eintracht aus Frankfurt gegen den SV Werder Bremen mehrmals, dass es ihm nur um die Punkte gehe, dass es kein soooo besonderes Spiel und ein Sieg einfach nur wichtig sei und ihm keinerlei persönliche Genugtuung bereiten würde. Nach dem 5:2-Erfolg dürfte es ihm dennoch etwas warm ums Herz geworden sein. Die Eintracht zeigte phasenweise Schaaf-Fussball wie aus seiner Bremer Zeit mit schnellen Kombinationen, überfallartigen Angriffen und feiner Teamleistung. Dagegen präsentierte sich Bremen einmal mehr wie ein Abstiegskandidat. Der "Neue-Besen-Effekt" seit der Verpflichtung von Viktor Skripnik scheint sich recht schnell erledigt zu haben. Es zeichnet sich ab, dass Frankfurt nichts mit dem Abstieg zu tun haben wird, während Bremen eine weitere Saison des Zitterns bevorsteht. Währenddessen kann Klaus Allofs in Wolfsburg zufrieden hinter seinem Schreibtisch sitzen und sich die Situation von Tabellenplatz 2 aus ansehen. War es damals vielleicht doch ein Fehler, die beiden vom Hof zu jagen, als es mal nicht so gut lief?
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