Der FC Bayern München wird zu 99,9 Prozent Deutscher Meister, wir wollen ein Stück vom FC-Augsburg-Schinken und Borussia Dortmund will auf keinen Fall mehr gelobt werden. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen Lehren des jeweiligen Spieltags.

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1. Erkenntnis: Der Weihnachtsmann ist ein Osterhase

Der FC Bayern München ist nach dem 4:0-Sieg beim FC Augsburg Herbstmeister. Zum 20. Mal in seiner Geschichte. 16 Mal sind die Bayern danach auch Meister geworden. Die Erfolgsquote liegt also bei 84,2 Prozent. Das ist ziemlich beeindruckend. Vorzeige-Bajuware Paul Breitner findet im "Sport1 Doppelpass" dennoch: "Eine Statistik, die man braucht wie einen Kropf" - also gar nicht. Und so sehr wir Statistiken lieben, in dem Fall müssen wir dem Paule sogar ein bisschen recht geben. Die Wahrscheinlichkeit, dass der FC Bayern tatsächlich Meister wird, ist mit 84,2 Prozent natürlich viel zu niedrig angesetzt. Sie liegt nämlich mindestens bei 99,9 Prozent. Also gefühlt zumindest.

Und seit wir schreckliche Bilder von Schokonikoläusen, die sich als verkappte Osterhasen entpuppen, gesehen haben, ist ohnehin klar: Der Weihnachtsmann ist sehr wohl ein Osterhase.

2. Erkenntnis: Auf den Sack bekommen ist nicht immer schlimm

Wäre der FC Augsburg ein Schinken, wir würden uns nur allzu gerne eine dicke Scheibe abschneiden. Ganz langsam und bedächtig ässen wir den FCA-Schinken, bis sich in unserem Körper ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit breitgemacht hätte. Und dann würde uns nie wieder irgendetwas aus der Bahn werfen. Keine nervigen Kollegen, kein misslungener Artikel, kein betrunkener Bahngast, der sich ausgerechnet neben uns setzten muss. Denn wir würden mit Rückschlägen stets so umgehen, wie die Augsburger mit der Niederlage gegen den FC Bayern umgegangen sind. 60 Minuten topp mitgehalten und trotzdem verloren? Ist doch nicht so tragisch! Oder, um es mit den Worten von Fussballphilosoph Tobias Werner zu sagen: "Dass du gegen Bayern mal einen auf den Sack bekommst, ist nicht das Schlimmste der Welt." Vor so viel Ruhe und Gelassenheit ziehen wir unseren Hut und sagen – äh – Champs-Élysées. Oder so ähnlich.

3. Erkenntnis: Borussia Dortmund will kein Lob mehr

Es ist schon komisch. Borussia Dortmund steckt mitten im Abstiegskampf und ist trotzdem – gleich nach den Bayern – vermutlich die von den Gegnern meistgelobte Mannschaft der Bundesliga. Am Wochenende übernahm Hertha-Trainer Jos Luhukay die Rolle des Lobhudlers (mit einem 1:0-Sieg im Rücken geht das auch gleich viel leichter) und holländerte: "Jürgen hat eine fantastische Mannschaft und ist ein fantastischer Trainer."

Erinnern Sie sich noch an das erste Theaterstück, an dem Sie im Kindergarten mitwirken durften? Ohnehin schon nur eine Ein-Satz-Rolle, diesen Satz dann prompt vergessen, Rotz an das Kostüm gewischt und hinterher kommt die Oma und behauptet, man hätte eine ganz tolle Leistung abgeliefert. Ungefähr so muss sich das Lob für Jürgen Klopp momentan anfühlen. Kein Wunder, dass er dem Ganzen dringend Einhalt gebieten will: "Wir hören Woche für Woche, dass wir eine grossartige Mannschaft haben. Doch die grossartige Mannschaft hat grossartige Probleme."

Ein Tipp also für alle zukünftigen Gegner des BVB: Haltet euch mit Lob zurück, wenn ihr nicht demnächst von Kloppo bei lebendigem Leibe verspeist werden wollt.

4. Erkenntnis: Deppen gibt es überall

Wir sind weit davon entfernt, Fussballfans zu verdammen. Die allermeisten sind grundanständige Menschen, die ganz einfach Spass an diesem wundervollen Spiel haben.

Natürlich bietet der Fussball die allerbesten Möglichkeiten für gewisse Reinsteigerungsaktivitäten. Nach verlorenen Spielen kann es schon mal sein, dass man ganz kurz herumschreien oder auch still sein muss – je nachdem, welcher Wuttyp man ist. Unsereins redet ja gerne mal 24 Stunden nach verlorenen Finals nicht mehr. Das ist alles völlig okay und – zumindest aus der Sicht eines Fussballfans – absolut verständlich.

Die Aktion eines vermeintlichen Fans, der sich in einem Zustand völliger geistiger Umnachtung bemüssigt sah, dem Co-Trainer des FC Schalke 04 Sven Hübscher beim Spiel gegen den 1. FC Köln ein Feuerzeug an den Kopf zu werfen, woraufhin dieser mit mehreren Stichen genäht werden musste, ist hingegen völlig unverständlich. Wir stimmen Schalkes Manager Horst Heldt unumstritten zu: "Das ist nicht akzeptabel." Nicht im Stadion und auch sonst nirgendwo.

Wir hoffen wirklich, dass der Übeltäter schnell geschnappt wird und künftig nur noch vor dem Fernseher sein verdrehtes Wutbürgertum ausleben darf. Bis dahin bleibt uns leider nur die traurige und nicht ganz neue Erkenntnis: Deppen gibt es überall – und leider auch im Stadion.

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