Ein Spiel ist eine Momentaufnahme, zwei Spiele sind ein Trend: Während sich die deutschen Top-Klubs über einen gelungenen Saisonauftakt freuen, fangen andere Vereine schon an zu zittern. In unserer neuen Serie ziehen wir die Lehren des jeweiligen Spieltags - ganz subjektiv und auch nur ein bisschen ernstgemeint.

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1. Erkenntnis: Dortmund kopiert den FC Bayern

Auf Erfolgsrezepte gibt es im Fussball zum Glück kein Patent. Deswegen hatte der letztjährige Plagiatsvorwurf von Jürgen Klopp gegen den FC Bayern, der die Taktik der Dortmunder abgekupfert haben soll, auch keine rechtlichen Folgen. Seinerseits versucht sich der BVB-Trainer nun an der Münchner Meister-Strategie aus der vergangenen Saison: dem Rotationsprinzip.

Beim Spiel gegen Aufsteiger Braunschweig liess Klopp die bisherigen Stammspieler Marco Reus und Neven Subotic auf der Bank. Stattdessen wollte er die Eintracht mit Innenverteidiger Sokratis und dem unaussprechlichen Mittelfeld-Trio Blaszczykowski, Mchitarjan und Aubameyang beeindrucken. Früh übt sich schliesslich, wer Meister werden will. Doch der Plan ging nicht ganz auf. Erst mit der Einwechslung von Reus und Youngster Jonas Hofmann durchbrach Dortmund das Braunschweiger Abwehr-Bollwerk.

Bayern ist indes schon einen Schritt weiter. Der Triple-Sieger wetteifert nicht nur um die wertvollste Ersatzbank, sondern kann nun auch mit der teuersten Tribüne protzen: Javi Martinez stand wegen Fitnessproblemen nach der Länderspielreise mit Spanien nach Ecuador nicht im Aufgebot gegen Frankfurt.

2. Erkenntnis: Bei Bayern lernen heisst siegen lernen

Wenn die Bayern ihren überfüllten Kader aussortieren, stehen die anderen Vereine Schlange. Die Wölfe schnappten sich zuletzt den brasilianischen Sechser Luiz Gustavo und präsentierten ihn stolz wie eine Katze den erbeuteten Goldfisch aus Nachbars Gartenteich. Der Transfer scheint sich zu lohnen. Denn kaum hat Gustavo seine Koffer in Wolfsburg abgestellt, schon gewinnen die Niedersachsen so selbstverständlich, als hätten sie das schon immer gekonnt. Offenbar reichen zwei Jahre in München, um das Sieger-Gen in die DNA einzuschleusen. Die Wirkung strahlt wohl auch von der Bank ab: Das von den Bayern abgewanderte Jungtalent Emre Can konnte seinem neuen Klub Leverkusen beim zweiten Sieg in Stuttgart zusehen.

3. Erkenntnis: In der Abwehr sieht Hamburg ziemlich alt aus

Inter Mailand, Manchester United, Real Madrid, FC Barcelona: Was der Hamburger SV mit diesen Klubs gemeinsam hat? Alle sind noch nie aus der höchsten Liga ihres Landes abgestiegen. Doch da hört es mit dem Gemeinsamkeiten auch schon auf. Während sich die Bosse von Bundesliga-Dino HSV auf Augenhöhe mit vielen europäischen Top-Klubs sehen möchten, hadern die Spieler immer noch mit Tugenden wie Stabilität und einer soliden Defensive. Acht Gegentore in zwei Spielen reichen eben nicht für die hausgemachten Ansprüche.

Doch lernen können die Hamburger bei ihrer Schmach ausgerechnet von ihrem Gegner Hoffenheim. Auch die TSG stolperte in der vergangenen Saison über ihre Europa-Träume. Mit dem neuen Coach Markus Gisdol sind nun aber genau die Grundlagen wieder vorhanden, die den Hanseaten fehlen.

4. Erkenntnis: Europa lähmt schon im Voraus

Für die kleineren Klubs ist die Mehrfachbelastung mit der Teilnahme am Europapokal oft mehr Schaden als Segen. Neu ist, dass die englischen Wochen schon im Voraus die Beine lähmen können. Zumindest machen Eintracht Frankfurt, der SC Freiburg und der VfB Stuttgart ihren Fans nach zwei Niederlagen zum Auftakt wenig Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison in drei Wettbewerben.

Auch Schalke muss vor den Champions-League-Playoffs gegen PAOK Saloniki um das Weiterkommen bangen. Die "Königsblauen" liegen kurz nach Saisonstart schon fünf Punkte hinter den optimal gestarteten Champions-League-Teilnehmern Dortmund, Bayern und Leverkusen zurück. Zudem müssen sie die nächsten Wochen auf ihren verletzten Stürmer Klaas-Jan Huntelaar verzichten.

5. Erkenntnis: Mit minimalem Aufwand zur maximalen Wirkung

Zwei Tore, zwei Siege, sechs Punkte: Werder Bremen holt mit dem Sparprinzip die maximale Ausbeute aus der bisherigen Saison. Zwar hiessen die Gegner bisher nur Braunschweig und Augsburg, dennoch dürfte nach dem peinlichen Pokal-Aus in der ersten Runde gegen Saarbrücken wieder zarte Zuversicht bei Werder eingekehrt sein. Zudem ist die Mannschaft die einzige der Liga ohne Gegentreffer, obwohl die Bremer in der letzten Saison noch die zweitschlechteste Abwehr aufgewiesen haben. Allerdings schmeckt diese Bilanz weniger süss, wenn man sich in Erinnerung ruft, wem der gegentorlose Auftakt 2012 gelang: Es war der spätere Absteiger Fortuna Düsseldorf.

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