Bei Bayer 04 Leverkusen drückt keiner den Panikknopf, Eintracht Braunschweig und der 1. FC Nürnberg haben ein ganz spezielles Verhältnis zu Mesut Özil und die Bundesliga ist wie eine hervorragende Pizza. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen Lehren aus dem jeweiligen Spieltag der Bundesliga.
1. Erkenntnis: Es gibt sie doch, die Wunderheiler
Es gibt Menschen in unserem Freundeskreis, die uns gerne auf die spirituelle Seite der Macht ziehen würden. Wunderheilungen, Schamanismus, böse Geister austreiben und so. In unserer unendlichen Arroganz haben wir derartige Angebote bisher immer etwas überheblich lächelnd abgelehnt. Der Glaube an den Fussballgott war uns stets genug. Doch seit Samstag wissen wir: Diese Menschen hatten Recht. Es gibt Wunderheiler! Und Mirko Slomka ist einer von ihnen. Anders können wir uns die plötzliche Auferstehung des Hamburger SV nicht erklären. 3:0 gegen Borussia Dortmund! Alter Schwede! Und wir hatten schon die Schaufel in der Hand. Bereit, das Bundesliga-Grab des HSV mit Erde zu bedecken. Aber offensichtlich leben Totgeglaubte nicht nur länger, sondern sie rennen auch weiter: 114,6 Kilometer nämlich. Das sind immerhin 4,3 Kilometer weiter als zuletzt unter Trainer Bert van Marwijk. Sollte uns Slomka also je anbieten, uns heilen zu wollen, sind wir sofort dabei. Und am nächsten Tag laufen wir dann einen Marathon.
2. Erkenntnis: Bayer 04 Leverkusen braucht keinen Panikknopf zu drücken
Mit dem 1:3 gegen den VfL Wolfsburg hat Bayer 04 Leverkusen die vierte Niederlage in Folge kassiert. Das ist aber gar nicht so schlimm, befindet Sami Hyypiä und meint "Wir brauchen keinen Panikknopf zu drücken." Wir finden vor allem interessant, dass es bei Leverkusen überhaupt einen Panikknopf zu geben scheint. Da stellt sich uns dir Frage: Was passiert, wenn man ihn drückt? Normalerweise, so hat uns unser Freund das Internet verraten, gibt es Panikknöpfe vor allem in Banken und auf dem Arbeitsamt und sie sorgen für eine schnelle Ankunft der Polizei im akuten Notfall. Aber was soll Bayer mit der Polizei anstellen? Krisenintervention, oder was? Die werden ja wohl Besseres zu tun haben, als dem schwächelnden Zweiten der Bundesliga (Ja, sie sind immer noch Zweiter) die Hand zu halten. Und vor wütenden Fans braucht man die Mannschaft auch nicht beschützen. Die Leverkusen-Anhänger machen auf uns einen sehr zivilisierten Eindruck. Nachdem wir also länger über diese Panikknopfsache nachgedacht haben, kommen wir zu dem Schluss: Sami Hyypiä hat absolut Recht. Den Panikknopf braucht in Leverkusen wirklich niemand zu drücken. Aber sollte irgendwo einen Tube herum liegen, dann kann Stefan Kiessling oder ein anderer Leverkusener ruhig mal draufdrücken, sonst muss der Panikknopf vielleicht doch noch zum Einsatz kommen.
3. Erkenntnis: Braunschweig und Nürnberg leiden mit Mesut Özil
Uns war gar nicht bewusst, welch enge Beziehung Eintracht Braunschweig und der 1. FC Nürnberg zu Mesut Özil haben. Aber eine derartige Demonstration von uneingeschränkter Solidarität ist uns wirklich noch nie unter gekommen. Zugegeben, uns hat Özil auch Leid getan, nachdem er aufgrund seines verschossenen Elfmeters im Champions-League-Spiel gegen den FC Bayern München zum Buhmann von Arsenal London erklärt wurde. Es ist offensichtlich noch nicht bis nach England durchgedrungen, dass der FCB das eigene Tor mit einem Fluch belegt hat, auf das kein Gegenspieler je wieder hinein treffen möge. Aber dass man gleich drei Elfmeter in einem Spiel vergibt, nur damit sich der arme Özil wieder besser fühlt, das muss wahre Freundschaft sein. Zumal ja sowohl die am Ende gerade noch so siegreichen Nürnberger als auch Braunschweig mitten in diesem lästigen, die Liga jedoch unglaublich spannend haltenden Abstiegskampf stecken. Wir finden, das verdient mindestens eine tränenreiche Dankesbotschaft von Özil an beide Vereine. Auf geht’s, Mesut!
4. Erkenntnis: Bundesliga ist wie Pizza – aber Pizza ist ganz schön lecker
Haben wir eigentlich schon mal erwähnt, wie sehr wir es lieben, wenn
5. Erkenntnis: Viel historischer wird es nicht mehr
Wir legen uns fest. Mit dem 22. Spieltag wurde der Höhepunkt der Historizität erreicht. Noch historischer kann es einfach nicht mehr werden. Wir können uns jedenfalls nicht erinnern, wann das letzte Mal derartig viele Vereinsrekorde gebrochen wurden. Fünf nämlich. Hm, vielleicht sind wir auch nur leicht zu begeistern. Aber weil wir unsere Begeisterung gerne teilen, fassen wir das gerade mal kurz für Sie zusammen: VfB Stuttgart – sieben Niederlagen in Folge. Vereins-Negativrekord. Und 900. Heimgegentor. Keine schönen Rekorde, aber Rekorde nichtsdestotrotz. Lewan Kobiaschwili von Hertha BSC – mit 36 Jahren und 227 Tagen ältester Torschütze der "alten Dame" und damit direkt verantwortlich für die Misere der Stuttgarter. Sandro Wagner – mit dem 1.500 Treffer in der Bundesliga für die Hertha. (Sie merken schon, die Hertha hat es in puncto Rekorde ziemlich drauf.) Hiroshi Kiyotake vom 1. FC Nürnberg – schnellstes Ausgleichstor nach der Pause. Nach neun Sekunden nämlich. Der Rekord gilt zwar erst seit der Einführung der detaillierten Datenerfassung in der Saison 2004/05. Aber schnell war's trotzdem. Und schliesslich noch Tobias Werner – 100. Tor für den FC Augsburg in der Bundesliga.
So und jetzt erst einmal durchschnaufen und auf den nächsten Spieltag freuen. Vielleicht gibt es dann sechs Vereinsbestmarken und wir können uns noch einmal freuen. Fänden wir irgendwie auch gut.
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