Borussia Mönchengladbach ist das neue Leverkusen. Bayer 04 Leverkusen ist das neue Borussia Dortmund. Borussia Dortmund ist der neue FC Schalke 04. Und der FC Bayern ist, nun ja, immer noch der FC Bayern. In unserer Serie ziehen wir dieses Mal die Lehren der gesamten Hinrunde.

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1. Erkenntnis: Nichts ist mehr, wie es scheint

Die Hinrunde hat uns sehr verwirrt zurückgelassen. Nicht-Tore sind auf einmal Tore. Robert Lewandowski spielt immer noch bei Borussia Dortmund. Maulwürfe graben die Säbener Strasse um. Und dann benehmen sich einige Mannschaften auch gar nicht mehr so, wie wir es von ihnen gewohnt sind. Unverschämtheit! Dabei müssen die doch wissen, dass wir so gerne in Schubladen denken. Und plötzlich sind die Unterhosen in der Sockenschublade und die Briefmarken liegen im Besteckfach. Wer soll sich denn da noch auskennen? Na ja, wir haben unser Hirn mal etwas umgegraben und versuchen mit den nächsten Erkenntnissen Licht ins Dunkel zu bringen.

2. Erkenntnis: Bayer Leverkusen ist das neue Borussia Dortmund

Wir haben uns in den vergangenen Jahren daran gewöhnt, dass es genau einen ernstzunehmenden Konkurrenten für den FC Bayern München gibt: Borussia Dortmund nämlich. Die sind ja sogar mal Deutscher Meister geworden, haben wir gehört. Bayern-Konkurrenten-Schublade auf - Dortmund rein - fertig. Die Hinrunde hat uns jedoch gezwungen, diese Schublade wieder zu öffnen, den ziemlich zerknitterten BVB herauszunehmen und das nur leicht angeschlagene Bayer Leverkusen hineinzulegen. Die haben sich bis auf diese etwas seltsamen Niederlagen gegen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen - die auf uns eher wie eine weihnachtliche Nettigkeit für Krisenvereine wirkt - nämlich zum einzig und alleinigen Bayern-Konkurrenten aufgeschwungen. Immerhin liegen nur sieben Punkte zwischen dem Werksklub und dem Rekordmeister. Und die Bayern haben noch ein Spiel weniger. Das wird sicher noch einmal ganz, ganz spannend.

3. Erkenntnis: Borussia Mönchengladbach ist das neue Bayer Leverkusen

Bayer Leverkusen ist übrigens schon vor Jahren aus dem "Ewiger Zweiter"-Fach in das "Mal Dritter, mal Vierter"-Fach gerutscht. Weil die Bayer-Elf da aber nicht mehr reinpasst (siehe 2. Erkenntnis), ist das Fach jetzt freigeworden. Und zwar für - kleiner Trommelwirbel - Borussia Mönchengladbach! Der BVB hatte zwar schon probegelegen, aber dafür sind Sonntagsspiele ja da: um die Tabelle wieder ins rechte Licht zu rücken. Gladbach schliesst die Hinrunde also nach acht nicht verlorenen Spielen durchaus verdient auf Platz 3 ab, einem Champions-League-Platz. Vor Borussia Dortmund. Das muss sich für den BVB ungefähr so anfühlen wie damals in der Saison 1977/78, als Gladbach die Schwarz-Gelben mit 12:0 aus dem Stadion jagte. Na gut, vielleicht nicht ganz so schlimm. Aber fast.

4. Erkenntnis: Borussia Dortmund ist der neue - äh, tut uns leid - FC Schalke 04

John Wayne, der alte Cowboy, hat einmal gesagt: "Mut ist, wenn man Todesangst hat, aber sich trotzdem in den Sattel schwingt." Wir haben Angst vor der Reaktion, aber wir sagen es einfach trotzdem: Borussia Dortmund hat sich in der Hinrunde selbst zum neuen FC Schalke 04 gemacht. Ist ja nicht unsere Schuld, dass der BVB auf einmal gegen vermeintlich leichte Gegner Punkte liegen lässt, die er sonst fröhlich Lasso schwingend eingepackt hätte. Und es ist auch nicht unsere Schuld, dass ausgerechnet die Schublade der Schalker gerade frei geworden ist. So funktioniert unser zugegeben etwas einfach gestricktes Hirn nun einmal. Schalke lag bisher übrigens in der "Lasst uns in Ruhe mit der Meisterschaft, aber Champions League finden wir eigentlich ganz geil"-Schublade. Aber jetzt hat der S04 ja offensichtlich keine Lust mehr auf Europa. Warum auch? Immer dieser Mehraufwand. Und die Fliegerei quer über den Kontinent. Schalke liegt jetzt übrigens mit dem SC Freiburg in einem Fach.

5. Erkenntnis: Der FC Bayern ist immer noch der FC Bayern

Weil uns die Gehirnakrobatik der letzten Erkenntnisse ziemlich geschafft hat, wagen wir es nicht, weitere Schubladen zu öffnen. Zu viel Krempel vergangener Jahre würde uns entgegenfliegen. Das nehmen wir uns für das neue Jahr vor. Stattdessen halten wir uns lieber an der einzigen Konstante dieser Hinrunde fest: dem FC Bayern. Der ist nämlich immer noch der FC Bayern. Überragend und fast etwas langweilig, wären da nicht die vielen kleinen und grösseren Skandale, die wir Medien so gerne "hochsterilisieren". (Immer wieder ein grosses Dankeschön für dieses Verb, lieber Bruno Labbadia!) Ganz ruhig darf es beim FC Bayern nämlich nie werden. Lieber verlieren sie mal kurz gegen Manchester City. Immerhin wissen sie jetzt wieder, wie sich das anfühlt mit dem Verlieren. In der Bundesliga passiert das ja nie. Aber auch wenn die Meisterschaft damit so dermassen langweilig ist, dass uns beim Gedanken daran schon die Füsse einschlafen, können wir immerhin die Schublade mit dem FC Bayern geschlossen lassen. Danke dafür.

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