Der FC Bayern München hat einen neuen Torjäger, Borussia Dortmund kämpft gegen den Abstieg und in Paderborn laufen nicht nur die Herzen Marathon. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen Lehren aus dem jeweiligen Spieltag der Bundesliga.

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1. Erkenntnis: Bayern hat einen neuen Torjäger

Die Bayern haben in dieser Saison anscheinend beschlossen, alle wichtigen Titel einfach unter sich selbst auszufechten. Das kann langweilig sein (Wer wird Deutscher Meister? Bayern oder Bayern?), oder aber zumindest für einen fröhlichen teaminternen Wettbewerb sorgen. Um den Titel der Torjägerkanone bewerben sich nämlich inzwischen nicht mehr nur Robert Lewandowski, Mario Götze und Thomas Müller. Denn ein ganz anderer Spieler - einer, von dem man es vielleicht nicht erwartet hätte - schaltet sich in den Kampf ein. "Ich bin nah dran, jetzt will ich das durchziehen den Rest der Saison", gab Philipp Lahm nach seinem Doppelpack gegen Werder Bremen zu Protokoll. Keine Frage, da will es einer wissen! Ein Philipp Lahm reisst nicht einfach so das Maul auf, wenn nichts dahinter steckt. Der Mann hat eine Agenda. Er will es sich selbst und vor allem seinem Trainer Pep Guardiola beweisen. Denn der fand die Vorstellung seines Kapitäns noch nicht besonders überragend: "Ich bin ein bisschen enttäuscht von Philipp, ich wollte einen Hattrick von ihm. Vielleicht spielt er nächstes Mal nicht."

2. Erkenntnis: Man darf es Krise nennen

Da haben wir tagelang unsere Köpfe, das Internet und alle Wörterbücher dieser Welt durchforstet, um den Zustand von Borussia Dortmund adäquat beschreiben zu können. "Flaute" kam uns in den Sinn, "Misere" schien uns fast etwas zu hart. "Zwischenzeitliche Schwächephase" schien es noch am ehesten zu treffen. Man will ja nicht gleich immer den Abstiegskampf ausrufen. Und die Vorstellung, dass der BVB tatsächlich in einem längerfristigen Leistungsloch stecken könnte, wollte uns einfach nicht in den Kopf. Nach der 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln müssen wir das Kind allerdings beim Namen nennen - auf den speziellen Wunsch von BVB-Sportdirektor Michael Zorc: "Man darf es gern Krise nennen. Wie auch sonst?" - Wir hätten da vielleicht einen Vorschlag: Abstiegskampf.

3. Erkenntnis: Bayern hat jetzt Angst vor Schalke

Roberto di Matteo hat eingeschlagen. Der FC Schalke 04 zeigt beim 2:0-Sieg gegen Hertha BSC Ergebnisfussball, wie wir ihn zuletzt beim FC Chelsea anno 2012 gesehen haben. Hertha mit mehr Torschüssen und mehr Ballbesitz - Schalke mit der besseren Abwehr und eiskalten Abschlüssen. Auch wenn der eine oder andere (uns selbstverständlich unbekannte) Schalke-Fan, Fussballästhet und ewige Grantler dieses Spiel als wenig attraktiv kritisiert, läuft es besonders Bayern-Fans bei dieser Effektivität eiskalt den Rücken hinunter. Zu frisch ist noch immer die Erinnerung an das verlorene Champions-League-Finale dahoam. Zu gross die Angst, erneut mit einem grinsenden di Matteo konfrontiert zu werden. Und dann spielt Schalke auch noch gerne in blauen Trikots - perfekt ist das aufgewärmte Bayern-Trauma. Wir sind uns fast sicher, dass den Münchnern beim Gedanken an das nächste Aufeinandertreffen mit dem S04 bereits die Knie schlottern - und wenn di Matteo mit Schalke sonst nichts erreichen sollte (was wir ihm selbstverständlich nicht wünschen), das hat er immerhin geschafft.

4. Erkenntnis: Paderborns Herz läuft Marathon

Wenn Sie in den vergangenen Monaten auf dem Oktoberfest, beim Karneval, in der Disco oder an sonst irgendeinem deutschsprachigen Ort dieser Welt gewesen sind, an dem Musik gespielt wird, kennen Sie mit Sicherheit Helene Fischers Song "Atemlos". Was der eine oder andere nicht wissen mag: Es gibt sogar noch mehr Helene-Fischer-Songs. Ja, das klingt unglaublich, ist aber wahr.

"Marathon" ist beispielsweise einer. Und der ist - wie natürlich jedes Helene-Fischer-Lied - gar nicht mal so schlecht. Und wenn wir an "Marathon" denken, denken wir unweigerlich auch an den SC Paderborn. Zugegeben, die Assoziation zwischen irgendwas, das mit Helene Fischer zu tun hat und diesem immer noch bieder wirkenden Klub aus Ostwestfalen, wirkt skurril. Doch wir haben gute - vielleicht auch etwas schmalzige - Gründe, Paderborn und Helene Fischer in dieser Erkenntnis miteinander zu verbinden. Denn die bisherige Saison hat gezeigt: Nicht nur die Herzen, sondern auch die Beine der Paderborner Spieler laufen Woche für Woche Marathon. Wenn das zu kitschig klingt, können wir es auch anders ausdrücken: Die Leistung des Aufsteigers verdient höchsten Respekt! Gegen Eintracht Frankfurt lag der SCP zurück - und gewann am Ende dennoch. Die Hünemeiers, Strohdieks und Stoppelkamps dieser Welt hatten bei Abpfiff summa summarum sieben Kilometer mehr auf dem Tacho als die Truppe von Thomas Schaaf. Wer so leidenschaftlich für den Bundesliga-Verbleib kämpft, der hat es auch mal verdient, zusammen mit Helene Fischer erwähnt zu werden.

5. Erkenntnis: Werder-Spieler sind Xabi-Alonso-Fans

Spätestens seit diesem Spieltag wissen wir: Xabi Alonso ist der Königstransfer der bajuwarischen Sommer-Shopping-Tour 2014. Einfach überragend, was dieser von manchen Zweiflern für zu alt befundene Spanier im Trikot des Rekordmeisters abliefert. Deshalb ist es auch nur fair, dass sich Alonso seit Samstag nicht nur über absurd wirkende Passrekorde, sondern auch mal über einen eigenen Bundesliga-Treffer freuen darf. Und wem hat er es zu verdanken? Natürlich den Werder-Spielern. Die scheinen nämlich auch grosse Alonso-Fans zu sein. Daher sprangen sie beim Freistoss des 32-Jährigen so dermassen uninspiriert in die Luft, dass der Ball unter ihren Füssen durchkullerte und neben dem bemitleidenswerten Bremen-Torwart Raphael Wolf ins Tor trudelte.

Dabei war paradoxerweise der Freistoss selbst das einzige, das an diesem Nachmittag noch schlechter war, als die Leistung des kompletten Werder-Teams. David Alaba und vor allem Thomas Müller stolperten absichtlich irgendwie am Ball vorbei, dass ganz böse Erinnerungen an das Deutschland-Algerien-Spiel der WM 2014 wach wurden. Und erst gefühlt fünf Sekunden später lief Alonso an. Doch wenn selbst dieser Trick die Bremer Spieler dermassen irritiert, dass der Ball dennoch reingeht, dann droht es noch eine ganz, ganz böse Saison für Werder zu werden. Nun ja, vielleicht klappt's in der kommenden Saison mit einem Auswärtssieg in München. 1860 gilt ja nicht als besonders heimstark ...

Tabelle nach dem 8. Spieltag

RangVereinSp.S.U.N.Diff.TorePunkte
1.Bayern München8620+1921:220
2.Bor. Mönchengladbach8440+812:416
3.Hoffenheim8350+512:714
3.FSV Mainz 058350+512:714
5.VfL Wolfsburg8422+413:914
6.Bayer Leverkusen8341+216:1413
7.SC Paderborn8332+213:1112
8.Eintracht Frankfurt8332013:1312
9.FC Schalke 048323+113:1211
10.Hannover 968314-65:1110
11.1. FC Köln8233-16:79
12.FC Augsburg8305-29:119
13.Hertha BSC8224-511:168
14.Borussia Dortmund8215-410:147
15.VfB Stuttgart8134-69:156
16.Hamburger SV8134-63:96
17.SC Freiburg8053-48:125
18.Werder Bremen8044-1210:224
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