Während Borussia Dortmund vor Freude taumelt, weil der Klub zum dritten Mal nach 1997 und 2013 im Endspiel der Champions League steht, feiert der ewige Rivale Schalke 04 den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga. Der Abend des 6. Mai 2024 verdeutlicht, wie weit sich die beiden Revierklubs sportlich und auch finanziell voneinander entfernt haben.

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Am 19. November 2017 tönte der damalige Schalker Aufsichtsratschef Clemens Tönnies im "kicker"-Interview: "Wir wollen auch langfristig wieder vor Dortmund stehen, wir wollen den BVB am liebsten wieder überholen." Seinerzeit, am zwölften Spieltag der Bundesliga, stiegen die Schalker durch ein 2:0 über den Hamburger SV auf Platz zwei der Bundesliga-Tabelle, sechs Punkte hinter Spitzenreiter und Titelverteidiger FC Bayern München. Der BVB rangierte auf Platz fünf, drei Punkte hinter Königsblau.

Unvergessen: Schalke holt in Dortmund einen 0:4-Rückstand auf

In der Woche darauf, am 13. Spieltag, stand das grosse Derby auf dem Spielplan, und Tönnies hatte mit dem Klappern begonnen. Was am 25. November 2017 in Dortmund, am 13. Spieltag, folgte, war eines der legendärsten Duelle zwischen der Borussia und S04. Die Begegnung begann als Machtdemonstration der Platzherren. Sie führten zur Pause mit 4:0. Die Knappen aber kamen unwiderstehlich zurück. Am Ende stand ein 4:4, das Schalke auf Platz drei der Tabelle zurückwarf. Dortmund verharrte auf Rang fünf. Am Saisonende 2017/18 grüsste Schalke von Platz zwei, während der um acht Punkte schlechtere Revier-Konkurrent als Vierter ebenfalls die Qualifikation zur Champions League schaffte.

Seitdem jedoch legte Schalke eine rasante Talfahrt hin, landete über die Plätze 14, 12 und 18 in der 2. Bundesliga, kam kurz zurück, stieg in der Saison 2022/23 als 17. wieder ab und feierte nach dem 32. Spieltag der Zweitliga-Saison 2023/24 nicht etwa die abermalige Rückkehr in die Bundesliga, sondern nichts mehr als den Verbleib in der Zweitklassigkeit. Und das nach einem 4:0 gegen Schlusslicht VfL Osnabrück vor leeren Rängen im Ausweich-Spielort Hamburger Millerntor-Stadion.

Der BVB zieht in Paris ins Finale der Champions League ein

Angesichts des wenige Stunden später erfolgten Champions-League-Coups Borussia Dortmunds bei Paris Saint-Germain konnte der Kontrast aus sportlicher Sicht kaum krasser sein. Der Abend des 6. Mai 2024 verdeutlichte, dass Tönnies' Worte ein frommer Wunsch waren und vorläufig auch bleiben werden.

Die Ursache dafür ist zuallererst in der sportlichen Misswirtschaft der Schalker Verantwortlichen zu suchen. Seit der Vize-Meisterschaft 2018 ist der Belgier Karel Geraerts, dessen Verbleib zur Saison 2024/25 auch ungewiss ist, bereits der elfte Trainer. Der BVB kam im selben Zeitraum mit drei verschiedenen Trainern aus. Und vier der sechs Spielzeiten seitdem beendete die Borussia als Vizemeister der Bundesliga.

Edin Terzic hat es allen Kritikern gezeigt

Trotz anhaltender Diskussionen um die Qualität von Edin Terzic, dessen Mannschaft im Saisonfinale 2022/23 den Titel des deutschen Meisters an den FC Bayern quasi verschenkte, hielt die BVB-Führung an dem Trainer, der 2021 den DFB-Pokal nach Dortmund holte, fest. Der Lohn ist der Einzug ins Finale der Champions League am 1. Juni 2024.

Schalke verfiel stattdessen nach und nach wieder in das überkommen geglaubte Muster des Chaos- und Skandalklubs, ist finanziell notorisch klamm und tauschte das Personal auf und neben dem Platz mehrfach aus. Schalke spielt - im tatsächlichen wie übertragenen Sinne des Wortes - mit Borussia Dortmund längst nicht mehr in einer Liga.

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Schalke half 1974 dem klammen BVB

Was den Königsblauen bleibt, ist die Erinnerung daran, zur Eröffnung des damaligen Westfalenstadions vor der Heim-WM 1974 dem damaligen Zweitligisten Dortmund als Gegner geholfen zu haben, vor allem mit den seinerzeit generierten Einnahmen. Oder die Erinnerung daran, im Sommer 1997 Europa gemeinsam mit dem BVB regiert zu haben. Damals gelang Dortmund die Überraschung, im Finale der Champions League Juventus Turin zu besiegen. Und Schalke schaffte die Sensation, den damaligen Uefa-Pokal gegen Inter Mailand in Mailand zu erringen.

Die bewegte Geschichte der beiden Revier-Granden sah mal den einen, mal den anderen Klub im Vorteil, und - siehe 1997 - auch beide Vereine auf Augenhöhe. Doch mehr als ein Vierteljahrhundert nach diesem gemeinsamen Höhepunkt verdeutlicht sich die Vergänglichkeit einstigen Ruhms alleine an den beiden Gegnern und erreichten Zielen: Schalke hat den VfL Osnabrück geschlagen und in die 3. Liga zurückgeschickt und sich selbst so in der 2. Bundesliga gehalten. Der BVB steht nach einem 1:0 bei Paris Saint-Germain zum zweiten Mal nach 2013 in einem Champions-League-Endspiel in London - und wartet dort auf den FC Bayern München. Um Revanche zu nehmen für die Niederlage von 2013. Die Bayern aber müssen zuerst noch bei Real Madrid bestehen.

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