- Als der 1. FC Kaiserslautern noch zur Crème de la Crème des deutschen Fussballs gehörte, kam dessen zuverlässiger Rückhalt aus Schweden.
- Ronnie Hellström kam nach der WM 1974 in die Pfalz und hütete ein Jahrzehnt lang den Kasten der Roten Teufel.
- Nun bekam der 72-Jährige eine niederschmetternde Diagnose.
Ronnie Hellström stand zehn Jahre lang im Tor des damals noch erstklassigen 1. FC Kaiserslautern. Zwischen 1974 und 1984 erwarb sich der Schwede den Status einer Legende des Klubs und der Bundesliga.
Im Alter von 72 Jahren erhielt das einstige Multitalent, das sich sein Reaktionsvermögen zudem als Handball- und Eishockeytorwart erwarb, eine niederschmetternde Nachricht: Hellström ist nach eigenen Angaben unheilbar an Krebs erkrankt.
Die ersten Symptome seien vor knapp einem Jahr aufgetreten. "Ich hatte Schwierigkeiten, zu schlucken und die Nahrung bei mir zu behalten", sagte der 77-malige Nationalspieler der schwedischen Boulevardzeitung "Expressen" am Donnerstag. "Im Nachhinein hat man verstanden, dass das wegen des Krebses war." Er begegne nun einem Tag nach dem anderen und einer Behandlung nach der nächsten.
Bösartiger Tumor in der Speiseröhre
Ein bösartiger Tumor blockiere die Speiseröhre des dreimaligen WM-Teilnehmers und erschwere ihm das Essen, berichtete die Zeitung. Zudem mache Hellström ein Blutgerinnsel in der Lunge zu schaffen. Die Entzündung in einer Darmtasche habe ihm beinahe das Leben gekostet. Bereits seit längerem hatte er verschiedene Veranstaltungen absagen müssen.
Hellström gilt als einer der besten Torhüter, die Schweden jemals hatte. 1974 wurde er mit der schwedischen Nationalmannschaft in Deutschland nach einem packenden 2:4 gegen den Gastgeber und späteren Weltmeister WM-Fünfter. 1971 und 1978 wurde Hellström in seinem Heimatland zum Fussballer des Jahres gewählt.
Für den 1. FC Kaiserslautern absolvierte er 266 Bundesliga-Spiele. In den zehn Hellström-Jahren gehörten die Duelle des heutigen Drittligisten mit dem FC Bayern München - vor allem auf dem legendären Betzenberg - zu den Highlights der Bundesliga. Lautern brachte damals in 20 Bundesligaspielen gegen den späteren Rekordmeister eine beeindruckende Bilanz zustande: neun Siege, neun Niederlagen und zwei Unentschieden.
Die Dienste eines der herausragenden Spieler der WM 1974 hatte sich der Verein vom Betzenberg bereits vor Turnierbeginn gesichert - für die vergleichsweise geringe Ablösesumme von 200.000 D-Mark, umgerechnet etwa 100.000 Euro.
Lautern schlägt für 200.000 D-Mark bereits vor der WM 1974 zu
"Viele Freunde und Berater rieten mir damals ab, schon vor der WM einen Vertrag in Deutschland zu unterschreiben", zitierte Autor Wolfgang Tobien in seinem Beitrag zu Hellström ("Der sanfte Wikinger") 1979 in Karl-Heinz Hubas Buch "Die Grossen im Tor - Helden, Gaukler, Supermänner" den Schweden. "Hinterher", so Hellström weiter, "hätte ich mich noch viel besser verkaufen können, meinten sie. Doch ich war froh, dass ich schon vorher alles klargemacht hatte. Das gab mir die Ruhe und Sicherheit, die ich für mein Spiel benötige."
Heute lebt der gelernte Warenhaus-Kaufmann im südschwedischen Beddingestrand. Seine Biografie erschien 2019 unter dem Titel "Der fliegende Wikinger".
Verwendete Quelle:
- Huba, Karl-Heinz: Die Grossen im Tor - Helden, Gaukler, Supermänner (1979)
- Hoffmann, B. F.: Das grosse Lexikon der Bundesligatorhüter (2003)
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