Robert Lewandowski bewahrt den FC Bayern vor einem Fehlstart. Doch wie sehr ist der Rekordmeister abhängig vom Torriecher des Polen? Eine Analyse.

Eine Analyse

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Ob Leon Goretzka wusste, was seine Worte bei Robert Lewandowski auslösen würden?

"Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt: 'So langsam musst du mal zünden, wenn man sich mal anguckt, was die anderen Jungs machen, die sich da vorne tummeln'", erzählte der deutsche Nationalspieler in Diensten des FC Bayern nach einem wilden 4:3-Sieg über Hertha BSC.

In dieser Partie hatte Lewandowski seine Extraklasse einmal mehr unter Beweis gestellt. Mit einem Vierpack bewahrte er die Bayern vor einem Fehlstart und mischt mit nun fünf Treffern selbst wieder im Rennen um die Torjägerkanone mit.

Goretzka: "Da hat er sich angesprochen gefühlt"

"Ich glaube, da hat er sich angesprochen gefühlt und mir dann gleich gezeigt, was Lewandowski kann", ergänzte Goretzka. Bis zu dieser Partie hatte Lewandowski gerade einmal ein Tor aus zwei Bundesligaspielen auf dem Konto. Hoffenheim-Stürmer Andrej Kramaric und BVB-Juwel Erling Haaland ballerten dagegen gleich munter darauf los und stahlen "Europas Fussballer des Jahres“ ein klein wenig die Show.

Doch im Schlagabtausch gegen Hertha BSC meldete sich Lewandowski zurück - eindrucksvoll insbesondere sein zweiter Treffer, als er zunächst vom Tor abdrehte, nur um dann mit einer 180-Grad-Drehung ins Tor zu schiessen. Ein Tor, wie es wohl nur wenige auf der Welt erzielt hätten.

"Wir wissen alle, dass Robert ein absoluter Torjäger ist und in jedem Spiel Tore erzielen will", erklärte FCB-Coach Hansi Flick und betonte: "Die Qualität, die er hat, ist einzigartig."

Lewandowski mit 65 Scorerpunkten 2019/20

So einzigartig, dass der Triple-Sieger der Vorsaison von seinem polnischen Stürmer abhängig zu sein scheint.

In Hoffenheim wurde Lewandowski nach den Strapazen im UEFA Supercup geschont und kam erst in der 57. Minute in die Partie. Im Anschluss kassierten die Bayern noch zwei Treffer durch Kramaric, während Lewandowski weitgehend blass blieb. Ein mögliches Indiz dafür, dass der 32-Jährige am wirkungsvollsten ist, wenn er von Beginn an in der Partie ist. Ausnahmen, wie Lewandowskis Fünferpack 2015 gegen den VfL Wolfsburg, sind eben nicht die Regel.

Ein Blick auf die Zahlen der vergangenen Saison zeigt 65 Torbeteiligungen von Lewandowski. Bei insgesamt 159 (!) Toren der Münchner war der Angreifer also direkt an knapp 41 Prozent aller Treffer beteiligt. Dazu kommen noch einige weitere, indirekte Torbeteiligungen, bei denen Lewandowski beispielsweise durch seinen Laufweg einen Treffer einleitete.

Vergleich mit Messi, Ronaldo und Immobile

Aber wie sehen Lewandowskis Werte im Vergleich mit anderen Topstars in Europas Spitzenklubs aus?

Für Lionel Messi vom FC Barcelona stehen 31 Tore und 26 Vorlagen in der Vorsaison zu Buche. 110 Tore schossen die Katalanen in der vergangenen Saison, sodass der Argentinier an knapp 52 Prozent aller Barca-Tore direkt beteiligt war.

Messis ewiger Rivale Cristiano Ronaldo kam auf 44 direkte Torbeteiligungen in der Saison 2019/20. Juventus schoss 98 Pflichtspieltore in der abgelaufenen Saison, sodass Ronaldo an knapp 45 Prozent der Tore des italienischen Serienmeisters unmittelbaren Anteil hatte.

Ciro Immobile, Gewinner des Goldenen Schuhs für Europas besten Torjäger in der abgelaufenen Saison, schoss für Lazio Rom 39 Tore und bereitete acht weitere Treffer vor. Bei 93 Toren der Römer in den Pflichtspielen bedeutet dies, dass Immobile an 50,5 Prozent aller Tore seines Teams direkt beteiligt war.

Harte Arbeit für den Teamerfolg – Flick "sehr zufrieden"

Festzuhalten bleibt, dass in diesem Vergleich Lewandowski die geringste direkte Beteiligung an den Treffern seiner Mannschaft hatte. Allerdings spielten die Münchner auch ein absolutes Fabeljahr, das mit dem Triple-Gewinn gekrönt wurde. Und doch ist Lewandowski längst nicht mehr der gierige Stürmer, der nur sich selbst im Blick hat, sondern der auch für den Teamerfolg hart arbeitet.

So legt Flick sehr viel Wert auf "die anderen Elemente, die im Teamsport wichtig sind", etwa "mal aufzulegen" oder gut "gegen den Ball zu arbeiten": Dies mache Lewandowski "absolut mit, deswegen bin ich mit ihm sehr zufrieden", meinte der Bayern-Coach.

Gerade diese Entwicklung ist es, die den FC Bayern noch mehr von den Qualitäten seines Ausnahmespielers profitieren lässt.

Flick "droht" Konkurrenz

Und so klingen Flicks Worte zur Verfassung seines Schützlings beinahe wie eine Drohung: "Robert Lewandowski ist auch keiner, der aktuell schon bei 100 Prozent ist. Und er macht vier Tore aus den Chancen, die er hatte."

In Zukunft wird Leon Goretzka wohl genau überlegen, wann er welche Worte er an seinen Teamkollegen richtet.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenz mit Hansi Flick am 4.10.2020
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