BVB-Neuzugang Alexander Isak ist der teuerste 17-Jährige der Bundesligageschichte und angeblich der neue Ibrahimovic. Dabei ist der Schwede auf und neben dem Platz ein ziemliches Kontrastprogramm zu König Zlatan.
Mit Vergleichen ist das ja immer so eine Sache. Und Schuld war in diesem Fall Chinedu Obasi. Der ehemalige Hoffenheimer und Schalker hatte nach einem handelsüblichen Ligaspiel nichts Besseres zu tun, als einen 16-Jährigen zum "neuen
Im Derby gegen Djugardens IF spielte
Alexander Isak, mittlerweile 17 Jahre jung, wechselt zu Borussia Dortmund. Der "Mini-Zlatan" kommt in die Bundesliga und nicht etwa in die Primera Division. Real Madrid hatte seine Angeln ausgeworfen. Das Geld, das weisse Trikot, die Verlockungen der Königlichen - Isak entschied sich dagegen.
Vielleicht hatte er auch Martin Ödegaard vor Augen, der Norweger wagte als Teenager den Schritt aus der Heimat gleich zum grössten Klub der Welt und legt mittlerweile in Heerenveen in der Eredivise einen Zwischenstopp ein. Real war dann doch zwei Nummern zu gross.
Ein (unfreiwilliger) Rekordjäger
Isak wählt einen sanfteren Weg. Bei seinem Heimatklub AIK Solna hat er gleich mehrfach einige Altersklassen übersprungen und dann mit 16 in der ersten Liga debütiert. Neulich hat Isak den Uralt-Rekord von Erik Dahlström geknackt: Mit 17 Jahren und 113 Tagen darf er sich nun "jüngster Torschütze der Nationalmannschaft" nennen. Dahlströms Bestmarke hatte zuvor sagenhafte 104 Jahre Bestand.
Und die kolportierte Ablösesumme von rund neun Millionen Euro macht Isak zum teuersten 17-Jährigen in der Geschichte der Bundesliga. Roque Santa Cruz war den Bayern um die Jahrtausendwende mal rund fünf Millionen Euro wert.
Isaks Eltern sind Einwanderer, Vater und Mutter stammen aus Eritrea. Das hat er mit Ibrahimovic gemein, ebenso die Körpergrösse. Dazu kommt das Geschick am Ball, die Geschwindigkeit, mit der Isak die Gegenspieler reihenweise ins Leere laufen lässt. Und natürlich sein Torinstinkt. In der vergangenen Saison hat er in 26 Pflichtspielen elf Tore erzielt.
Wenn man schon einen Vergleich ziehen möchte, dann erinnert Isaks Spiel im Ablauf eher an das von Diego Costa. Die raumgreifenden Dribblings ziehen immer gleich mehrere Gegenspieler auf ihn.
Ruhig, bescheiden - der "Anti-Zlatan"
Ein anderer grosser Unterschied zum vermeintlichen Idol Zlatan ist aber, dass es Isak auf und neben dem Platz eher ruhig mag. Da sind keine markigen Sprüche zu hören, kein Trashtalk auf dem Platz. Wie es sich für einen Rookie gehört, geht er einfach seinem Job nach und lässt den Trubel um seine Person so gut es geht aussen vor.
"Manchmal ist es schwer, das alles nicht mitzubekommen" sagt er selbst. Die ersten grossen Werbeverträge hat sein Berater Vlado Lemic längst an Land gezogen, mit dem Jungen lässt sich gerade jetzt sehr viel Geld verdienen. Unter anderem in einer Kampagne eines grossen Ausrüsters ist Isak jetzt zu sehen, zusammen mit Stars wie James Harden oder Gareth Bale.
"Grosse Perspektive"
Jetzt aber erstmal die Borussia. In der ohnehin schon hoch veranlagten Mannschaft setzt Isak den nächsten Glanzpunkt. Der Altersschnitt der bereits vor dem Wechsel des 17-Jährigen sehr jungen Mannschaft wird noch einmal gedrückt - im Prinzip ersetzt Isak den nach China abgewanderten Adrian Ramos eins zu eins. Und Ramos war immerhin schon 31 Jahre alt.
Isaks Verpflichtung ist auf Sicht natürlich ein Pfund, birgt in der momentanen Situation aber auch ein paar Gefahren. Nicht erst beim Gastspiel in Bremen am Wochenende war zu sehen, dass es dem Team in kritischen Situationen an einem oder zwei Spielern fehlt, die eine gewisse Souveränität ausstrahlen und Ruhe ins Spiel bringen.
Nur mit den Young Guns wird das auf Dauer nicht zu bewerkstelligen sein, dafür sind die Anforderungen in der Bundesliga und das ausgegebene Minimalziel Platz vier zu hoch. Isak wird sich einfinden müssen und den Konkurrenzkampf annehmen. "Er ist ein Transfer mit grosser Perspektive", sagt Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc.
Umstellungen brauchen Zeit
In Solna war er der Senkrechtstarter, bisher zeigte seine Karriere nur nach oben. In Dortmund wird er sich hinter Pierre-Emerick Aubameyang einreihen müssen, er wird auf der Bank sitzen und auf seine Chance warten müssen.
Dazu kommt, dass er in einer Mannschaft wie Dortmund, die sich über viel Ballbesitz definiert, sein Spiel auch etwas anpassen muss. Zu viele Kontergelegenheiten gibt es in Spielen der Borussia nicht, weil der Gegner gemeinhin eher tiefer steht. Hier wird er die entsprechenden Räume erst finden müssen.
Mit diesen neuen Gegebenheiten und dem neuen Umfeld weit weg von zu Hause muss sich ein 17-Jähriger erstmal arrangieren. Aber der Spieler hat das Zeug dazu, diese Probleme zu meistern. Dann kann er einfach nur Alexander Isak sein. Und nicht der Mini-Zlatan.
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