Der FC Bayern München hat die Tabellenführung der Bundesliga durch ein 5:0 über Borussia Dortmund auf beeindruckende Art und Weise zurückerobert. Sechs Spieltage vor Schluss deutet alles auf Bayerns siebte Meisterschaft in Folge hin. Trotzdem wird in der Chefetage um die Zukunft von Trainer Niko Kovac gestritten. Präsident Uli Hoeness und Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge widersprechen sich. Und das in aller Öffentlichkeit.
Niko Kovac war nicht nach Feiern zumute, und das, obwohl seine Jungs gerade Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund mit einem 5:0 nicht nur vom Thron gestossen, sondern zeitweise vorgeführt hatten.
Kovac macht seinem Ärger Luft
"Wenn du gewinnst", wetterte Kovac, "hast du nichts richtiggemacht. Wenn du verlierst, hast du alles falsch gemacht." Angesprochen fühlen durften sich nicht nur die Medienvertreter und deren Berichterstattung.
Kovac schoss gleichermassen gegen seine Bosse.
Hoeness gibt Kovac Recht
Kovac schwelle zu Recht der Kamm. "In so einem Spannungsfeld, wie unser Trainer in den letzten Wochen gelebt hat, kann man auf Dauer nicht vernünftig arbeiten", sagte Hoeness im "kicker".
Und Hoeness fuhr fort: "Wie soll ich denn mit jemandem zusammenarbeiten, den ich bei jeder Gelegenheit infrage stelle?"
Das hatte aber ausgerechnet das andere Alpha-Tier des FC Bayern am Tag nach dem Sieg über den BVB getan, Vorstands-Boss
Rummenigge fordert von Kovac den Titel
"Jeder muss beim FC Bayern liefern. Das ist das Prinzip. Wer mit dem Druck nicht umgehen kann, ist im falschen Klub", betonte Rummenigge unmissverständlich.
Der Frage, ob Kovacs Job gefährdet sei, wenn der siebte Meistertitel in Folge nicht gelänge, wich Rummenigge geschickt aus: "Wir werden Meister!"
Seitdem Hoeness vor drei Jahren vorzeitig das Gefängnis verlassen hat, in das ihn die nachgewiesene Steuerhinterzieung gebracht hatte, trägt er nicht die erste Meinungsverschiedenheit mit Rummenigge offen aus.
Die beiden Macher waren sich auch nicht einig, als es vor Jahresfrist um die Höhe der künftigen Investitionen in neues Spielerpersonal ging. Rummenigge schloss Ablösesummen um die 100 Millionen Euro nicht aus, die der Verein auch in einen einzigen Spieler zu investieren hätte, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Während Rummenigge dafür plädiert, es dürfe für den FC Bayern diesbezüglich nach oben hin "kein Limit" geben, wirbt Hoeness seit jeher dafür, das Geld mit Bedacht und dem Blick auf solide Finanzen auszugeben.
Hoeness hatte den Verein 1979 als Manager mit einer Schuldenlast von umgerechnet 3,5 Millionen Euro übernommen.
Rummenigge setzt Rekord-Ablöse gegen Hoeness durch
Angesichts der Rekordsumme von 80 Millionen Euro, die die Münchner nunmehr für den französischen Weltmeister Lucas Hernández bezahlen, hat der risikofreudigere Rummenigge sich gegenüber dem bremsenden Hoeness scheinbar durchgesetzt.
Auch an der Übergabe der Macht in neue Hände entzündete sich ein Streit. Rummenigges Manager-Kandidat Philipp Lahm prallte an Hoeness' Widerstand ab. Der wiederum hatte bereits Gladbachs Max Eberl, einen waschechten Bayern, an der Angel. Eberl aber blieb in Gladbach. Bayerns Sportdirektor heisst seit 2017 Hasan Salihamidzic.
Und der Trainer heisst seit 2018 Kovac. "Wenn ich unzufrieden bin, heisst das noch lange nicht, dass wir den Trainer rausschmeissen. Man kann trotzdem kritisch miteinander umgehen", nahm Hoeness Bezug auf die Hinrunde. In deren Verlauf hatten die Bayern auf den BVB nach 15 Spieltagen neun Punkte Rückstand aufgesammelt.
Hoeness hat Vertrauen in Kovac gewonnen
Daraus ist 13 Partien später ein Punkt Vorsprung geworden. Mit seinen Äusserungen vor dem Bundesliga-Gipfel habe er "ausdrücklich" die Mannschaft in die Pflicht nehmen wollen, nicht den Trainer, meinte Hoeness.
Die Situation sei anders als im November 2018. Damals hatte er "das Gefühl, es ist alles desaströs und es funktioniert gar nichts".
Seit der Herbstkrise habe der FC Bayern "aber kaum noch ein Spiel verloren. Und selbst wenn wir Zweiter würden, ist das doch kein Desaster", sagte er. Offenbar teilt er diese Einschätzung nicht mit Rummenigge. (mit Material von AFP)
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