Bayer Leverkusen droht der Verlust seines bisher grössten Talents: Bayern München und Real Madrid buhlen um den erst 20-jährigen Kai Havertz. Leverkusens nächste Rakete ist aber bereits gestartet. Der 17-jährige Florian Wirtz stellte im Heimspiel gegen Bayern einen Bundesligarekord auf.
Der 1. FC Köln als dessen langjähriger Jugendverein ist noch immer wütend und traurig zugleich, dass
Dort löste der U17-Nationalspieler zunächst
Bayer Leverkusen: Florian Wirtz ist auf Rekordjagd
Nach fast 15 Jahren unterbot Wirtz im Alter von genau 17 Jahren und 34 Tagen den damaligen Dortmunder
Der Transferstreit um Wirtz hatte vor der Corona-Pause die Luft zwischen den beiden Rivalen am Rhein, zwischen Kölner und Leverkusener Verantwortlichen derart vergiftet, dass sich sogar Kölns Fussball-Idol Lukas Podolski per Twitter zu Wort meldete und Bayers spanischen Geschäftsführer Fernando Carro auf dessen Arroganz hinwies.
Der damals noch 16-jährige Wirtz, zehn Jahre lang in der Jugend des 1. FC Köln ausgebildet, besass ab dem 1. Juli 2020 bei den Geissböcken keinen Vertrag mehr. Leverkusen nutzte dies und lotste den U17-Nationalspieler unters Bayer-Kreuz.
Rudi Völler: "Mussten Wirtz holen"
Köln schrie auf und verwies auf eine bestehende Absprache zwischen Bayer 04 und dem FC, sich gegenseitig keine Talente abzuwerben. "Wirtz nicht zu holen, wäre fahrlässig gewesen", sagte dazu Bayers Geschäftsführer Rudi Völler dem "kicker".
Die Kräfteverhältnisse in der Region haben sich in den 1990er Jahren verschoben. Seitdem hinkt der erste Meister der Bundesliga, der 1. FC Köln, sportlich Bayer Leverkusen hinterher, das erst 1979 in die höchste deutsche Fussballklasse auf-, aber seitdem nie wieder abstieg.
Spätestens seit Wirtz' viertem Auftritt in der Bundesliga wissen die Fans, warum Leverkusen in Kauf nahm, sich mit dem 1. FC Köln zu verkrachen.
Wirtz tanzt Weltmeister Hernandez aus
Die Leichtfüssigkeit und Unbekümmertheit, mit der Wirtz gegen die Bayern erstmals in der Bundesliga traf, imponierte. Wirtz liess in der 89. Minute erst Weltmeister
"Der Gymnasiast für besondere Momente" titelte daraufhin das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Im "kicker" fasste ausgerechnet Jörg Jakob, der frühere Kölner Sportdirektor und Nachwuchsleiter, der Wirtz nicht hatte halten können, zusammen, was Wirtz so stark macht: "Florian kann alles, hat enormen Spielwitz, starke Technik, unglaubliche Spielintelligenz, ist schnell mit dem Ball, kann dribbeln."
Vergleich mit Kai Havertz drängt sich auf
Mit 17 Jahren scheint Wirtz schon ein kompletter Spieler zu sein. Seine Qualitäten decken sich mit denen von Kai Havertz. Noch sind die beiden Mannschaftskollegen. Doch das Interesse des FC Bayern München und Real Madrids, mit Havertz ihren Kader zu verstärken, ist bekannt.
Angesichts des rasanten Tempos, mit dem sich seinerzeit erst Havertz in der Bundesliga zurechtgefunden hat und sich jetzt auch Wirtz dort zurechtfindet, spielen derzeit Vorgänger und Nachfolger in Leverkusen noch Seite an Seite.
Trainer
Trainer Bosz bremst die Euphorie
Erfolgreich wandte Bosz dabei die Taktik an, Havertz antizyklisch zur medialen Begeisterung zu bewerten. Heisst: Loben und Starkreden, wenn die Leistung durchhängt, und Kritik anbringen, wenn der Höhenflug beginnt.
Auch Wirtz erdete Bosz nach dessen historischem Treffer gegen den stärksten Gegner in Deutschland.
Bosz bezeichnete Wirtz zwar als "Riesen-Talent", mahnte dann aber energisch. "Dieser Junge hat heute seine beste Lektion bekommen, seit er Fussball spielt", sagte er zum "kicker": "Bei den ersten drei, vier Ballkontakten hat er den Ball immer verloren."
Aber Wirtz, so Bosz, sei "ein guter und intelligenter Spieler. Er nimmt das an und wird daraus lernen, dass man in der Bundesliga wenig Zeit hat". Wahrscheinlich wird Wirtz dann auch verstehen, wieso Bosz so handelt. Und sich erinnern, wie weit diese Taktik Havertz gebracht hat. (hau/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.