Die Weigerung von Bundesligastürmer Kevin Behrens, auf einem Trikot in Regenbogenfarben zu unterschreiben, sowie dessen homophobe Äusserung haben für Aufsehen gesorgt. Ex-Fussballer Marcus Urban legt den Finger in die Wunde und erklärt das teufelskreisartige Problem.

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Die homophoben Äusserungen von Wolfsburgs Stürmer Kevin Behrens haben den Verein in Aufruhr versetzt. Der Mittelstürmer des Bundesligisten soll sich Ende September geweigert haben, ein in Regenbogenfarben gestaltetes Trikot zu unterschreiben, mit dem der VfL ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen will. Dabei soll eine homophobe Äusserung gefallen sein. Der 33-Jährige hat sich inzwischen entschuldigt.

"Eine Entschuldigung ist grundsätzlich immer gut", sagt Marcus Urban zu der Angelegenheit. Der ehemalige Fussballspieler engagiert sich für einen offenen Umgang mit Homosexualität im Profi-Fussball. Im Gespräch mit unserer Redaktion spart er allerdings auch nicht mit Kritik an Behrens: "Wie immer ist es sehr bedauerlich, traurig und enttäuschend, und auch ein Ausdruck von enormer Unbewusstheit und Unwissenheit."

Wo sich laut Urban die Katze in den Schwanz beisst

Zusätzlich zu der Entschuldigung könnte Behrens laut Urban etwas für die queere Community oder für das Projekt "Sports Free" machen. Das Problem ist laut Urban, dass sich die Katze bei diesem Thema in den Schwanz beisse. "Die queeren Spieler denken, sie können sich genau deswegen nicht outen und tun es dann auch nicht. Und das wiederum hat zur Folge, dass es kein Bewusstsein für Beleidigungen und für Abwertungen dieser Spieler gibt, weil es offiziell keine schwulen oder queeren Spieler im Team gibt."

Lobende Worte hat Urban für den VfL Wolfsburg übrig. Mit dem Verein stehe er seit geraumer Zeit im Austausch und wisse daher, dass er sehr engagiert bei dieser Thematik sei. Zu einer Bestrafung des Spielers würde Urban nicht raten. "Besser wäre es, Überzeugung, Selbstsicherheit, Kontaktfähigkeit, Selbstbewusstsein und Empathie für den Umgang mit Vielfalt zu schaffen."

Über den Gesprächspartner

  • Marcus Urban spielte in der früheren DDR in der Jugend-Nationalmannschaft und im Nachwuchs von Rot-Weiss Erfurt. Mit Anfang 20 beendete er seine Karriere und hatte 2007 sein Coming-out. Nun will er anderen schwulen Fussballern bei diesem Schritt helfen. Dafür gründete er die Kampagne "Sports Free", für die man bei "GoFundMe" spenden kann.
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