Weil Marie-Louise Eta bei den Union-Profis an der Linie stand, bat Berater Maik Barthel, man möge den deutschen Fussball "nicht der Lächerlichkeit preisgeben". Für seinen Sexismus verliert er nun Klienten – und das ist ein gutes Zeichen.
Letztlich ist es bei einem Spiel geblieben, in dem das Trainer*innengespann aus Marco Grote und Marie Louise-Eta interimsweise die Erste Mannschaft von Union Berlin betreut hat. Im Anschluss hat der Verein Nenad Bjelica als neuen Cheftrainer vorgestellt. Die Tatsache aber, dass Eta als erste Co-Trainerin bei einem Bundesligisten in einem Pflichtspiel Verantwortung trug, bleibt eine für die Geschichtsbücher. Und auch einige der Reaktionen darauf.
Dazu gehört, dass Kevin Schade sich von seinem Berater Maik Barthel getrennt hat. Und U21-Nationalspieler
Kein Einzelfall: Barthel hat sich schon häufiger abwertend geäussert
Als Union Berlin nach der einvernehmlichen Trennung von Urs Fischer verkündete, Grote und Eta würden aus ihrer Verantwortung in der U19 interimsweise aufrücken zu den Profis, schrieb Barthel in sozialen Medien: "Ein Co-Trainer muss ja auch mal in die Kabine der Mannschaft." Weiter äusserte er: "Bitte nicht noch den deutschen Fussball der Lächerlichkeit preisgeben. Es langt, dass man die Mannschaftshierarchie komplett zerstört hat mit den Transfers. Es braucht nicht noch andere Storys aktuell." So also ordnet der Berater eine Frau an der Seitenlinie ein.
Nach teils heftigen Reaktionen auf die sexistischen Äusserungen ruderte Barthel zurück, aber nur ein bisschen, löschte den ursprünglichen Text und schrieb stattdessen: "Eine Co-Trainerin zum Thema zu machen, wird dem FC Union nicht helfen, die zerstörte Mannschaftshierarchie wieder in Ordnung zu bringen." Nur, dass Union dieses Thema überhaupt nicht aufgemacht hatte, wie Barthel mit seinen Äusserungen suggeriert. Der Berater hingegen hat sich bereits in der Vergangenheit immer wieder abwertend über Frauen im Fussball geäussert.
Barthel: Bigotterie, Absurdität und Sexismus in vollendeter Form
Wenn im Fussball über Quoten diskutiert wird, die tatsächlich dringend notwendig wären, um bestehende Strukturen aufzubrechen, argumentieren Gegner*innen gern, damit würden auch dann Frauen bevorzugt, wenn sie gar nicht qualifiziert seien. Eta nun ist ohne Quote und rein über ihre Leistung, das, was sie sich hart erarbeitet hat in einer männlich dominierten Sphäre, dahin gekommen, wo sie heute ist. Die Reaktion, sie gehöre da aber nicht hin, weil sie nun mal eine Frau ist, vereint Bigotterie, Absurdität und Sexismus sozusagen formvollendet.
Es ist wichtig, dass Spieler sich in derlei Angelegenheiten positionieren, damit Sexismus auch im Fussball endlich seine Salonfähigkeit verliert. Und es ist durchaus bemerkenswert, dass es in diesem Fall gerade zwei junge Sportler sind. Dabei ist Schade für das klare Bekenntnis zu seiner Haltung noch besonders positiv hervorzuheben. Für andere Spieler kann er ein Vorbild werden. Sein Verhalten gibt Hoffnung, dass sich mit jeder neuen Generation etwas verbessert.
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