Bayer Leverkusen hat zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die deutsche Fussball-Meisterschaft gewonnen. Die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso siegte am Sonntag gegen Werder Bremen 5:0 und ist bei 16 Punkten Vorsprung auf den FC Bayern und den VfB Stuttgart nicht mehr einzuholen.
Die umjubelten Leverkusener Meisterhelden um Hattrick-Schütze
"Wir müssen das geniessen für die Geschichte dieses Vereins", sagte Trainer
"Es ist unbeschreiblich. Ich kann das noch gar nicht persönlich realisieren", sagte Nationalspieler Wirtz beim Streamingdienst DAZN. Wenig später musste er mehrere Bierduschen vor laufender Kamera über sich ergehen lassen. "Emotionen pur. Da fliesst wirklich alles durch den Körper", sagte Nationalmannschaftskollege
Bayer ehrt Alonso mit Lied
Zu Ehren des Meistermachers Alonso erklang auch noch "Viva España" in der BayArena, auf deren Rasen zigtausende Fans die Mannschaft feierten. "Einige Male hatte der Verein in der Vergangenheit den Titel nur knapp verpasst, umso grösser ist sicher jetzt die Freude", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf nach dem Titelgewinn der Leverkusener.
Mit dem 5:0 (1:0) gegen Werder Bremen verwandelten die Leverkusener standesgemäss bereits am 29. Spieltag gleich den ersten Meister-Matchball. Startelf-Rückkehrer Victor Boniface (25., Foulelfmeter nach Videobeweis),
Leverkusen stellt Rekord ein
Leverkusen stellte durch das 43. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage nicht nur den europäischen Rekord von Juventus Turin aus den Jahren 2011 bis 2012 ein, die Werkself durchbrach nach elf Meisterschaften die Dominanz von Rekordchampion Bayern München. Erstmals seit Borussia Dortmund 2012 sicherte sich wieder ein anderer Klub die Schale.
Schon auf dem Weg zum Stadion musste sich der Teambus durch eine gewaltige Menschenmenge kämpfen. Auch in Kneipen und an Kiosken dominierten die Farben Rot und Schwarz, überall waren Fahnen und roter Rauch zu sehen, dazu konnten sich die Fans bereits vor dem Anpfiff mit Meister-Fanartikeln eindecken. Das Strassenschild der Bismarckstrasse war vor der Arena überklebt worden - der Weg hiess am Sonntag kurzerhand "Xabi-Alonso-Allee". Auf der Tribüne fieberten Klub-Legenden wie Reiner Calmund oder Rudi Völler mit.
Und sie sahen eine Bayer-Startelf, die im Vergleich zum Viertelfinal-Hinspiel der Europa League gegen West Ham United (2:0) kräftig durchgemischt wurde. Alonso verzichtete etwa auf Nationalspieler Wirtz, Alejandro Grimaldo, Jeremie Frimpong, Patrik Schick und Exequiel Palacios, insgesamt nahm er sieben Wechsel vor. Vor dem Rückspiel in London am Donnerstag sparten sie zunächst Kräfte.
Leverkusen startet nervös
Zu Beginn wirkte Leverkusen aber etwas nervös. Ein Abschluss von Piero Hincapie (8.) sorgte für Gefahr, ansonsten leistete sich die Werkself gegen engagierte Bremer den einen oder anderen schlampigen Pass. Erst als Jonas Hofmann gefoult wurde und der Schiedsrichter nach Videobeweis auf Elfmeter entschied, nahm Bayer Fahrt auf. Boniface, der nach langer Verletzungpause wieder startete, verwandelte sicher.
Spieler und Trainer bei Bayer hatten den Bayern und dem VfB Stuttgart am Vortag noch fleissig die Daumen gedrückt, um eine Sofa-Meisterschaft zu verhindern. Alonso erklärte im Vorfeld gar, auch für eine mögliche Bierdusche werde er bereit sein. Zunächst verpassten Jonas Hofmann (35.) und Amine Adli mit einem Lattenschuss (38.) aber den zweiten Treffer.
Wirtz macht alles klar
Zur zweiten Halbzeit kam Wirtz, der nach etwas Anlaufzeit seinen ersten Warnschuss abgab (58.). Xhaka schlenzte den Ball kurz darauf aber sehenswert ins Tor - und zündete die nächste Stufe der grossen Titelparty. "Deutscher Meister wird nur der SVB", sangen die Fans, die Schlussphase, in der Wirtz mit einem Traumtor aus der Distanz erhöhte, entwickelte sich zu einem Schaulaufen. Kurz vor Schluss gelang Wirtz der nächste Streich. Die Fans standen da schon längst am Spielfeldrand, stürmten schon nach dem 4:0 teilweise das Feld. Nach dem 5:0 pfiff der Schiedsrichter ab und das Spielfeld verwandelte sich in ein Menschenmeer.
In 120 Jahren Vereinsgeschichte hatte Bayer bislang nur zwei Titel gewonnen, in dieser Saison könnte es gleich das Triple werden. Als haushoher Favorit geht Leverkusen ins DFB-Pokalfinale gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern (25. Mai), zudem besitzt Alonsos Team vor dem Rückspiel in der Europa League bei West Ham (Hinspiel 2:0) beste Chancen auf die nächste Runde. (sid/jum)
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