Der FC Bayern will im Sommer angreifen. Aber eine Schlüsselposition in der Mannschaft bleibt immer noch unbesetzt.

Steffen Meyer
Eine Kolumne

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Während sich der FC Bayern unter der Woche auf sein schweres Duell bei Angstgegner Mönchengladbach vorbereitet, gehen die Planungen beim Rekordmeister längst über den Tag hinaus.

Hoeness geht in die Offensive

Uli Hoeness bestätigte am Wochenende öffentlich, was bisher nur vermutet worden war. Der FC Bayern wird im Sommer auf dem Transfermarkt richtig angreifen und damit endgültig den längst fälligen Umbruch im Kader vollenden.

Hoeness verriet dabei im "Doppelpass" bei Sport1 in einem Nebensatz, wie weit die Münchner dabei offenbar schon sind. "Wenn Sie wüssten, was wir schon alles sicher haben für die neue Saison", sagte Hoeness mit dem typischen schelmischen Grinsen, das er sich auch mit 67 Jahren bewahrt hat.

Am Mittwoch legte die "Sport Bild" mit konkreten Namen nach. Darunter viele junge Top-Talente. Um wen geht es genau? Und reicht das für die hohen Ansprüche des FC Bayern?

Pavard und Arp kommen

Bereits fix: Benjamin Pavard und Jann-Fiete Arp. Während Arp beim HSV in der 2. Liga immer noch auf Formsuche ist und eher als Perspektivtransfer zu sehen ist, soll Weltmeister Pavard ab Sommer in München auf zwei Positionen Abhilfe schaffen.

Weil Rafinha den Verein verlassen wird, kann Pavard eine wichtige Alternative zu Rechtsverteidiger Joshua Kimmich werden.

Auf Rechts überzeugte Pavard auch bei der WM in Russland. Beim krisengeschüttelten VfB Stuttgart wird Pavard meist als Innenverteidiger eingesetzt. Nach einem starken Vorjahr werfen seine Leistungen in der laufenden Saison eher Fragen auf, ob er bereits die Klasse für Bayern hat. Ob er eine echte Verstärkung wird, muss sich also erst zeigen.

Hernández und Werner sollen kommen

Angeblich fix: Lucas Hernández und Timo Werner. Genauso flexibel wie Pavard ist Defensivmann Lucas Hernández von Altetico Madrid.

80 Millionen Euro sind die Bayern offenbar bereit, für ihn in die Hand zu nehmen, berichten verschiedene Medien übereinstimmend. Hernández kann innen und links verteidigen und hat das Potenzial, die Defensive der Bayern für die kommende Jahre zu prägen.

Ein exzellentes Passspiel und eine hohe Geschwindigkeit zeichnen sein Spiel aus. Geschwindigkeit in der Abwehrreihe dürften die Münchner vor allem nach den Erfahrungen der Hinrunde mit vielen Kontergegentoren gezielt gesucht haben. Hernández wäre eine sichere Bank. Die Ablösesumme mag etwas zu hoch sein, doch sportlich kann der FC Bayern mit diesem Transfer wenig falsch machen.

Angebliche Einigung der Bayern mit Werners Berater

Kritischer sieht es bei Timo Werner aus. Auch hier berichtet die "Sport Bild" von einer festen Vereinbarung mit Werners Berater Karlheinz Förster. Auch Hoeness äusserte sich am Wochenende vielsagend.

Werner ist das grösste deutsche Stürmer-Talent. Er hat vieles, was einen Weltklasse-Angreifer auszeichnet: Tempo, einen überragenden Abschluss, eine gute Übersicht und - vor allem - eine enorme Beweglichkeit zwischen den Linien und bei Ausweichbewegungen auf den Flügel. Gerade in der Champions League könnte ein Spielertyp wie Werner den Rekordmeister richtig weiterbringen.

Die grosse Frage bleibt: Wie schlägt sich Werner gegen die häufig tiefstehenden Gegner des FC Bayern? Werner ist drahtig, aber nicht gerade bullig. Er lässt sich in engen Räumen schonmal beiseite schieben.

Natürlich wäre Werner auch ein Kandidat für eine der Flügelpositionen. Allerdings eher in einer Kontermannschaft mit viel Platz vor sich. Das Dribbling auf dem Flügel gegen einen oder mehrere Gegenspieler liegt ihm nicht.

Da die Leipziger auf jeden Fall eine Ablösesumme kassieren wollen und bereits klar gemacht haben, dass sie ihren Angreifer, dessen Vertrag 2020 ausläuft, nicht ablösefrei gehen lassen werden, müssten die Münchner auch hier tief in die Tasche greifen. Trotz der Fragezeichen, ob Werner sein Spiel im München entsprechend anpassen kann.

Fragezeichen hinter Hudson Odoi, Havert und Brandt

Stehen auf der Liste: Callum Hudson-Odoi (18), Kai Havertz (19), Julian Brandt (22). Das Interesse der Bayern an Callum Hudson-Odoi ist breit dokumentiert. Eigentlich wollte Sportdirektor Salihamidzic mit dem dribbelstarken Flügelangreifer schon im Winter alles klar machen. Doch Chelsea stellte sich quer.

Das Problem: Inzwischen wird Hudson-Odoi, der bei den Blues in nur wenigen Einsätzen zum Publikumsliebling gereift ist, immer teurer. 40 bis 50 Millionen Euro werden die Bayern inzwischen aufrufen müssen.

Hier stellt sich die Frage, ob die Münchner ihr Geld auf dieser Schlüsselposition nicht lieber in einen gestandenen Weltklasse-Mann, der sofort die Nachfolge von Robben und Ribéry antreten kann, investieren sollten.

Dass die Leverkusener Havertz und Brandt auf Bayerns Liste auftauchen, kann ebenfalls kaum überraschen.

Havertz macht in dieser Saison den Schritt vom geachteten Talent zum Schlüsselspieler. Und das mit 19 Jahren! Der hochgewachsene zentrale Mittelfeldspieler ist kaum vom Ball zu trennen, versteckt sich nie und treibt das Spiel immer wieder an.

Es fällt leicht, sich ihn im Spiel der Münchner vorzustellen. Auch eine Reihe von englischen Top-Klubs hat längst die Fährte aufgenommen.

Völler stellt sich vor Havertz

Trotzdem legte sich Bayer-Sportchef Völler unlängst fest, dass Havertz auch im nächsten Jahr in Leverkusen spielen will, um sich weiterzuentwickeln. Akuten Bedarf im zentralen Mittelfeld haben die Münchner zumindest in diesem Sommer ohnehin nicht.

Im Vergleich zu Havertz könnte Brandt zu einem echten Schnäppchen werden. Gerade einmal rund 25 Millionen Euro soll die festgeschriebene Ablöse betragen.

Brandt ist ein exzellenter Vorbereiter, muss aber weiter daran arbeiten, seine herausragenden Fähigkeiten noch konstanter abzurufen.

Er kann auf dem Flügel spielen, glänzt aber in Leverkusen aktuell vor allem dann, wenn er in den 8er Räumen mit dem Ball agiert. Weiterhelfen könnte er den Bayern so oder so. Sollten die 25 Millionen Euro stimmen, sollte der FC Bayern zugreifen.

Mit Talenten etwas aufbauen oder sofort um Titel spielen?

Insgesamt sind die Münchner auf einem guten Weg, die Problemstellen in der Defensive langfristig mit jungen Spielern zu lösen.

Kommt Werner, stünde eine starke Alternative für Lewandowski im Angriff bereit. Die vielleicht wichtigste Frage aber bleibt nach wie vor unbeantwortet: Wer ergänzt Kingsley Coman und Serge Gnabry auf dem Flügel, wenn Ribéry und Robben tatsächlich im Sommer gehen?

Schon jetzt sind wohl über 150 Millionen Euro Ablöse fest verplant. Dazu kommt James, dessen Kaufoption die Münchner immer noch ziehen können.

Entscheidend ist, welchen Weg Hoeness und Co. einschlagen wollen. Mit neuen, jungen Spielern etwas aufbauen? Oder sofort wieder um den Champions League-Titel mitspielen? Das derzeitige Tableau ohne direkte "Robbery"-Nachfolge spricht eher für einen behutsameren Neuaufbau.

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