Niko Kovac blickt auf ein "Auf und Ab" in seiner ersten Saison als Trainer des FC Bayern zurück. Der Dank nach dem Meistertitel geht an Mannschaft und Fans. Die Gespräche mit den Bossen lassen ihn positiv in die Zukunft blicken. Der 47-Jährige wiederholt einen Wunsch.
Fragen an Trainer
Wie fällt Ihr Fazit nach dem 5:1 gegen Eintracht Frankfurt und dem Gewinn der Meisterschaft aus?
Niko Kovac: Wir haben Grosses geleistet. Wir waren im Herbst neun Punkte und ich weiss nicht wie viele Tore hinten. Ich weiss nicht, ob es eine solche Aufholjagd in der Form schon mal gegeben hat, dass man dann als Meister mit zwei Punkten Vorsprung den Titel holt. Herzlichen Glückwunsch an meine Jungs. Ich bin total happy und ausgelaugt. Jetzt werden wir uns drauf vorbereiten, dass in der nächsten Woche noch was nachkommt.
Sie waren als Spieler Meister und sind es jetzt als Trainer. Welchen Stellenwert hat das für Sie?
Ich habe nach dem Spiel gehört, dass das vor mir nur der grosse "Kaiser" (
Es gab viele Sympathiebekundungen für Sie von den Fans. Wie empfinden Sie das?
Fussball bedeutet Emotionen. Wenn man so eine Geste unserer Fans zu spüren bekommt - wie auch letztes Jahr im Pokalendspiel von den Eintracht-Fans -, ist es das, wofür man diesen Job gerne macht. Wenn man Anerkennung bekommt, wenn man vielleicht auch Trost bekommt, das ist das Schöne. Ich möchte mich noch mal, wahrscheinlich zum x-ten Mal, für die Unterstützung bedanken. Man sieht, dass die Fans immer wieder ein gutes Gespür haben. Das haben sie artikuliert.
Ihre Mannschaft hat nach dem Ausgleich sofort zurückgeschlagen. Was sagt das über den Charakter aus?
Wir wussten, dass die SGE einen Punkt braucht, und wir wussten auch, dass es in der Halbzeit 1:0 für Dortmund steht. Wir waren gewarnt. Es hat schon einige Spiele in der Saison gegeben, in der wir viele Chancen nicht genutzt haben. Dann läuft man immer Gefahr. Dann weiss man nie, wie sich so ein Spiel dreht. Wir hatten in dieser Saison schon einige dieser Spiele. Dann geht ein Film ab. Das 2:1 war schon sehr wichtig.
Sie haben gesagt, dass Sie Informationen aus erster Hand haben und wissen, dass es mit Ihnen weitergeht beim FC Bayern. Wie muss man das verstehen?
Ich rede mit meinen Chefs. Ich habe ja drei. Und wenn man redet, hört man schon raus, in welche Richtung es geht. Ich glaube schon, dass ich das richtig interpretiert habe. Daher gehe ich davon aus, dass ich meinen Vertrag, den ich hier noch zwei Jahre habe, hoffentlich in der Form erfüllen werde.
Sie haben eine positive Rückmeldung, aber keine hundertprozentige Sicherheit?
Wir sind deutscher Meister. Und ich muss es noch mal apostrophieren, weil ich glaube, es geht letzten Endes unter. Man spricht immer nur über das, was erzählt wird. Man kann einfach etwas in die Welt setzen, und urplötzlich beissen alle an. Es ist wie Angel auswerfen und die Fische beissen an. Es geht nicht um mich, es geht um das Miteinander. Es geht darum, den anderen zu akzeptieren, zu respektieren. Und wenn man den nötigen Respekt entgegensetzt, geht es uns allen besser. Darauf setze ich. Es ist nicht immer nur ein Nehmen, auch ein Geben - in beide Richtungen.
Wie blickt man nach der Meisterfeier dem Pokalfinale entgegen?
Wir fahren nach Berlin und wollen dort den Pokal holen. Das will Leipzig auch. Wir haben einen richtig starken Gegner. Man hat im letzten Jahr gesehen, dass man keinen unterschätzen darf, egal wie er heisst, wo er herkommt oder welchen Tabellenplatz er belegt hat. Es ist ein Spiel, ein Endspiel - und da ist alles möglich. Wir möchten das Double, aber es wird ein harter Gang.
Wie leer ist Ihr Tank nach dieser Achterbahn-Saison?
Es war ein Auf und Ab. Wir Menschen sind keine Roboter. Ich scheue mich nicht, Gefühle zu zeigen oder sie mitzuteilen. Das macht uns menschlich. Wir haben davon gesprochen, dass wir Meister werden wollen, aber wir mussten es auch umsetzen. Wir haben es umgesetzt. Das ist alles im Leben. Vielleicht würde meine Freude mehr auffallen, wenn ich mit einer roten Nase und einem Karnevalshut hier rumlaufen würde. Ich bin natürlich glücklich, aber es ist im Moment sehr viel hier drin (tippt auf sein Herz). Es ist noch nicht so, dass ich sage, ich explodiere jetzt. Dieses Jahr war sehr, sehr anstrengend. Man sieht es auch wahrscheinlich an meinen Haaren und an meinem Bart, dass da Einiges dazu gekommen ist. Aber Ende gut, alles gut!
Neben der Meisterschaft glückten Franck Ribéry und Arjen Robben Tore zum emotionalen Abschied. War das das i-Tüpfelchen auf den Titelgewinn?
Antwort: Ich habe mir für die Besprechung zwei Notizen gemacht: Wir wollen Meister werden. Aber wir wollen auch das i-Pünktchen setzen und den beiden einen tollen Abschied bringen. Sie kommen wie Alex Meier letztes Jahr bei der Eintracht rein und machen ein Tor - besser kann man es nicht inszenieren und schreiben. Das zeigt die Hingabe. Das freut mich ungemein. Sie haben die Bundesliga zehn Jahre geprägt, diesen Club geprägt. Es war klar, dass sie reinkommen. Es war eine schwierige Entscheidung, zu sagen, dass sie nicht von Beginn an spielen. Aber ich musste sportlich entscheiden und die beiden, die angefangen haben, haben es in der Saison - und gerade in der Rückrunde - sehr gut gemacht. Es wäre diesen beiden auch nicht gerecht geworden, wenn ich sie draussen gelassen hätte. © dpa
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