Erst Norwegens Wunderstürmer Erling Haaland, jetzt Nationalspieler Emre Can: Um Herbstmeister RB Leipzig und den Bayern im Titelkampf Paroli bieten zu können, arbeitet Borussia Dortmund nach einer turbulenten Hinrunde an der Runderneuerung seines Kaders.

Mehr aktuelle News zur Bundesliga finden Sie hier

Im November 2019 schien bei Borussia Dortmund die Stimmung zu kippen. Nach dem enttäuschenden 3:3 gegen Aufsteiger SC Paderborn dachten viele, die Entlassung von Trainer Lucien Favre sei nur noch eine Frage der Zeit.

Anschliessend holte Borussia Dortmund bis zur Winterpause immerhin 10 Punkte aus fünf Spielen und startete erfolgreich in die Rückrunde, zumindest, was die Ergebnisse angeht. Nach zwei Siegen beim FC Augsburg (5:3) und gegen den FC Köln (5:1) sieht es so aus, als sei der Verein endgültig wieder in die Spur gekommen.

Favre sitzt wieder fester im Sattel. In der Winterpause durfte der Schweizer bezüglich des kickenden Personals kräftig Hand anlegen: Salzburgs Sturm-Verheissung Erling Haaland kam und schlug mit fünf Toren in zwei Kurzeinsätzen grandios ein.

Alcacer muss gehen - Can-Transfer angeblich perfekt

Für den zuvor gefeierten Spanier Paco Alcacer war kein Platz mehr. Alcacer flüchtete für 23 Millionen Euro Ablösesumme zurück in seine Heimat zum FC Villarreal. Auch Alcacers Sturmkollege Jacob Bruun-Larsen darf gehen. Sport1 meldete, der 21-jährige Däne stürme künftig für die TSG 1899 Hoffenheim.

Mit Nationalspieler Julian Weigl liessen die Dortmunder überdies einen so genannten Sechser Richtung Lissabon ziehen - und holten sich einen neuen: Emre Can, in Frankfurt am Main geboren und beim FC Bayern München sportlich grossgezogen, kehrt von Juventus Turin in die Bundesliga zurück.

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung einigten sich der BVB und Juve auf ein Ausleihgeschäft bis zum Sommer 2021. Anschliessend erhalte der frühere Liverpooler und Leverkusener Can einen Vierjahresvertrag. Die Ablösesumme soll rund 25 Millionen Euro betragen.

Vom grenzenlosen Optimismus zum Fluch der Kampfansage

Schon im Sommer 2019 hatten die Dortmunder ihre Titel-Ambitionen mit üppigen Investitionen in Nationalspieler untermauert. Werfen wir einen Blick zurück.

Nach dem knappen Meisterschaftsrennen der Vorsaison gab Borussia Dortmunds Vorstandsvorsitzender Hans-Joachim Watzke für die Saison 2019/20 die Meisterschaft als Ziel aus.

Wenig später wurden gleich mehrere hochkarätige Transfers verkündet: Thorgan Hazard kam vom Ligakonkurrenten aus Gladbach. Mit dem Leverkusener Julian Brandt sicherte man sich die Dienste des vermutlich talentiertesten deutschen Nachwuchsspielers.

Um den alternden Linksverteidiger Marcel Schmelzer abzulösen, holte der BVB Nationalspieler Nico Schulz von der TSG Hoffenheim. Als schliesslich die Rückkehr von Mats Hummels aus München bekannt gegeben wurde, sprachen nicht wenige davon, dass Borussia Dortmund als Favorit in die Saison gehen würde.

Schon nach wenigen Partien war zu erkennen, dass es so einfach dann doch nicht werden würde. Neben der altbekannten Ideenlosigkeit gegen tief stehende Gegner leisteten sich die Schwarz-Gelben ein ums andere Mal eklatante Aussetzer in der Defensive. Auch die hoch gelobten Neuzugänge blieben zunächst hinter den Erwartungen zurück.

Erfolgsrezept Dreierkette

Nach dem Tiefpunkt gegen den SC Paderborn stellte Favre überraschend in der Verteidigung von der Vierer- auf eine Dreierkette um. Die Folge: neun Punkte aus drei Begegnungen. Endlich stand man Defensiv mit drei Innenverteidigern wesentlich stabiler.

Durch die Absicherung konnten die beiden Aussenverteidiger (der offensiv überragende Achraf Hakimi und Raphaël Guerreiro) deutlich höher agieren und Druck auf die gegnerische Verteidigung ausüben. Brandt durfte auf seine Lieblingsposition ins Zentrum wechseln und wirkte dort wie ausgewechselt.

Kantersiege gegen Fortuna Düsseldorf (5:0) oder den FSV Mainz 05 (4:0) liessen erkennen, dass Borussia Dortmund seine Spielfreude wieder zurückgewonnen hatte. Klarer Verlierer der neuen Formation ist jedoch Schulz, der auf der linken Seite dem offensiv beschlageneren Guerreiro den Vorzug lassen musste. Demgegenüber kam Dan-Axel Zagadou nach der Systemumstellung in jedem Spiel zum Einsatz und gilt daher als klarer Gewinner in der neuen Aufstellung von Favre.

Das Traum-Debüt von Haaland

Dessen heisseste Aktie heisst Haaland. Der 19-Jährige wechselte für ein kolportiertes Gesamtpaket in Höhe von 80 Millionen Euro (bestehend aus Transfersumme, Handgeldern und Gehaltszahlungen) von Red Bull Salzburg zum BVB und erhielt einen Fünfjahresvertrag.

Die mahnenden Worte von Sportdirektor Michael Zorc, man dürfe einen so jungen Spieler nicht mit Erwartungen überhäufen, lösten sich nach dem Debüt des Youngsters in Schall und Rauch auf. Mit drei Toren beim 5:3 in Augsburg und zwei Toren beim 5:1 gegen den 1. FC Köln schlug der Norweger ein wie eine Bombe. Wohlgemerkt: in beiden Begegnungen spielte Haaland nicht einmal von Beginn an.

Der Einstand nach Mass überdeckt allerdings den Umstand, dass sich die Dortmunder nach wie vor unnötige defensive Aussetzer leisten – in Augsburg lag man immerhin zwischenzeitlich mit 1:3 zurück. Die vermeintlich zurückgewonnene defensive Stabilität darf also noch mit einem Fragezeichen versehen werden. Zudem wird die Torquote des Norwegers auf Dauer nur schwer zu halten sein.

Vorsichtiger Optimismus ist erlaubt

Trotzdem lassen die jüngsten Ergebnisse die Borussen hoffen, dass man dem FC Bayern und Herbstmeister RB Leipzig in der Liga noch die vorderen Ränge streitig machen kann.

Am Samstag hat der BVB jedenfalls die Gelegenheit, die positive Entwicklung weiter fortzuführen. Mit Bundesliga-Neuling Union Berlin hat der achtmalige Deutsche Meister zudem noch eine Rechnung aus der Hinrunde offen. Damals fand der lethargische BVB beim 1:3 kein Mittel gegen den Enthusiasmus der Berliner. Aber diesmal haben sie ja Haaland, und vielleicht sogar von Beginn an.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.