Die mediale Schlammschlacht mit Thomas Tuchel ist Geschichte, ein Sommer-Transfer von Pierre-Emerick Aubameyang vom Tisch: Borussia Dortmund kann sich unter seinem neuen Trainer Peter Bosz endgültig aufs Sportliche konzentrieren. Das ist auch nötig, denn bis zum Saisonstart am 19. August gibt es noch eine Baustellen zu bearbeiten.

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Trainer bei Borussia Dortmund zu sein, ist durchaus eine Aufgabe, um die der eine oder andere Kollege Peter Bosz beneiden dürfte.

Nach dem Aus von Thomas Tuchel zum Ende der abgelaufenen Saison übernimmt nun der von Ajax Amsterdam verpflichtete Coach das Kommando an der Seitenlinie der Borussia.

Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ära sind gegeben. Der BVB hat auch in dieser Saison einen talentierten Kader, der um die Champions-League-Plätze mitspielen dürfte.

Dennoch ist die neue Aufgabe für Bosz kein Selbstläufer. Und bis zum Saisonstart gibt es noch einige Baustellen, die der 53-Jährige bearbeiten muss.

Baustelle 1: Die Innenverteidigung

Fast alles ist anders - zumindest in der hintersten Verteidigungslinie. Matthias Ginter und Sven Bender haben den Verein verlassen, Ömer Toprak und Dan-Axel Zagadou sind neu hinzugestossen. Zudem ist Neven Subotic nach einem Jahr Leihe (1. FC Köln) wieder zurück.

Marc Bartra und Sokratis gelten als Konstanten, doch stehen beide auch noch zu Saisonbeginn zur Verfügung? Sokratis ist beim runderneuertem AC Mailand seit längerer Zeit im Gespräch.

Die Italiener haben massig Geld ihres chinesischen Investors für Transfers zur Verfügung - und baggern gewaltig am Griechen.

Bislang macht der BVB keine Anstalten, den 29-Jährigen abzugeben. Doch im Fussball hat es schon verrücktere Dinge gegeben.

Als wahrscheinlich gilt ein Verkauf des bereits unter Tuchel aussortierten Subotic.

Ist das der Fall, blieben vier Innenverteidiger für zwei Planstellen. Zwei sind Neuzugänge (Toprak, Zagadou), einer überzeugte in seiner Premierensaison nicht immer (Bartra).

Sokratis halten, die Neuen integrieren: Das wird eine der wichtigsten Aufgaben von Peter Bosz sein.

Baustelle 2: Aubameyang erneut vom BVB überzeugen

Nuri Sahin, Shinji Kagawa, Mario Götze, Robert Lewandowski, Mats Hummels: Der BVB verlor Jahr für Jahr im Sommer seine besten Spieler an die Konkurrenz - und das meist nicht ohne Nebengeräusche.

In diesem Sommer war es Topstürmer Pierre-Emerick Aubameyang, der einen Abgang forcierte. Ein Wechsel, entweder nach Paris, Mailand oder China, schien bereits sicher, doch ein Angebot in passender Höhe (rund 80 Millionen Euro) ging beim BVB nicht ein.

Sportdirektor Michael Zorc leitete deshalb am Dienstag die Wende im Wechsel-Theater ein und erklärte öffentlich, dass die intern gesetzte Frist für einen Verkauf Aubameyangs abgelaufen sei und man auch in der kommenden Saison mit ihm plane.

Neue Gerüchte, dass ein Transfer im Winter beschlossene Sache sei, dementierte der Verein in aller Deutlichkeit.

Gute Nachrichten für Borussia Dortmund, jedoch eine schwierige Situation für den Gabuner. Gedanklich hatte sich Aubameyang bereits aus Dortmund verabschiedet. Nun gilt es für ihn, die Kehrtwende im Kopf zu schaffen.

Der 28-Jährige muss die Enttäuschung über den geplatzten Wechsel komplett abstreifen und sich wieder zu 100 Prozent auf Schwarz-Gelb einlassen.

Bosz wird auch daran arbeiten müssen, Aubameyang erneut vom BVB zu überzeugen. Denn eines wäre fatal: wenn der Torjäger Lust und Spass an Dortmund verliert. Nur mit einem starken Aubameyang wird die Borussia ansatzweise in der Lage sein, die Bayern in der neuen Saison zu ärgern.

Baustelle 3: Die Integration von Mario Götze

Mario Götze ist nach 167-tägiger Leidenszeit auf den Fussballplatz zurückgekehrt. Beim 3:2-Testsieg gegen die Urawa Red Diamonds kam er 36 Minuten zum Einsatz und strahlte anschliessend in die Kameras der Journalisten.

"Ich bin einfach nur glücklich", freute sich der 25-Jährige sichtlich, auch wenn er im gleichen Moment wusste, dass fünf Monate Wettkampfpause auch an einem WM-Helden nicht spurlos vorbeigehen. "Ich bin seit einer Woche im Training. Es wird so aussehen, dass ich mit dem Trainer absprechen werde, wie die Belastung aussieht."

Besagter Trainer drückte nach dem Comeback vorsichtig auf die Euphoriebremse. "Wir müssen aufpassen, dass wir ihn nicht überfordern. Er hat fünf Monate nicht gespielt. Wir müssen behutsam mit ihm umgehen."

Die Wiedereingliederung Götzes in eine funktionierende Dortmunder Mannschaft, die gerade in der Offensive hochklassig besetzt ist, dürfte Bosz noch eine Weile beschäftigen.

Baustelle 4: Bosz' Beziehung zu Watzke und Zorc

Jürgen Klopp verband eine enge Freundschaft mit Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc. Seine von Höhepunkten gespickte Amtszeit in Dortmund weilte sieben Jahre.

Thomas Tuchel war sportlich ähnlich erfolgreich wie sein Vorgänger, musste aber nach nur zwei Jahren wieder gehen. Der Grund waren Differenzen mit der Führungsetage, die in einer medialen Schlammschlacht endeten.

Auch Bosz hat das mitbekommen und weiss deshalb, dass das menschliche Miteinander bei Borussia Dortmund mindestens genauso wichtig ist wie der sportliche Erfolg.

Die Chancen, dass Bosz auch auf Sympathieebene erfolgreich ist, sind gegeben. Watzke bescheinigte ihm erst kürzlich im Interview mit der Welt "ausgeprägte menschliche Qualitäten", die für Borussia Dortmund "grundsätzlich immer wichtig" seien.

Dennoch sollte sich Bosz darauf nicht ausruhen. An einer Beziehung muss man schliesslich arbeiten - Tag für Tag aufs Neue.

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