• Dortmund hat seit der Winterpause nur vier seiner neun Spiele gewonnen. Die wichtige Champions-League-Qualifikation gerät für den BVB in Gefahr.
  • Die anstehenden Duelle gegen den Lokalrivalen Schalke 04 sowie Bayern München könnten wegweisend sein.
  • Intern kriselt es wieder einmal gewaltig und Cheftrainer Edin Terzic droht die Mannschaft zu verlieren.
Eine Analyse

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Spätestens zu Beginn des Winters war klar, dass es für Borussia Dortmund wieder eine enttäuschende Spielzeit werden könnte. Am 13. Dezember trennte sich der Verein von Cheftrainer Lucien Favre. Der Schweizer leistete sich keine groben Schnitzer, aber die Dortmunder Verantwortlichen hatten das Gefühl, dass sie ein Zeichen setzen mussten.

Favre wurde vor die Tür gesetzt, obwohl kein adäquater Nachfolger parat stand. So übernahm dessen Assistent Edin Terzic ohne vorherige Cheftrainererfahrung die Mannschaft. Natürlich kann eine solche Entscheidung der Anfang einer sagenhaften Geschichte sein, in welcher ein recht unerfahrener Trainer einen strauchelnden Top-Klub wieder zu alter Stärke verhilft. Auch wenn die Vorzeichen andere waren, gelang genau das dem FC Bayern München mit der Beförderung von Hansi Flick im Herbst 2019.

In Dortmund blieb allerdings alles beim Alten. Die Mannschaft mäandert weiter von Spiel zu Spiel, zeigt mal gute und mal grauenhafte Leistungen. Statistisch betrachtet spielt der BVB sogar mittlerweile noch um einiges schwächer als unter Favre. Der gute Wille, der Terzic intern wie extern entgegengebracht wurde, scheint verflogen.

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BVB: Abgänge drohen

Tabellarisch steuert der BVB auf ein Desaster zu. Aktuell fehlen sechs Punkte auf Rang vier. Erreichen die Dortmunder nicht die Champions-League-Plätze, könnte im Sommer ein Ausverkauf drohen. Der Abgang von Jadon Sancho ist schon seit Längerem beschlossene Sache.

Aber sollten neben dem talentierten Engländer auch Spieler wie Raphaël Guerreiro, Giovanni Reyna und Jude Bellingham gehen, müsste der BVB wohl zunächst einmal kleinere Brötchen backen und sich auch künftig gegen die Konkurrenz aus Leverkusen, Mönchengladbach oder Wolfsburg behaupten. Den Status als Nummer zwei in Deutschland könnte in diesem Szenario längerfristig RB Leipzig übernehmen.

Die nächsten Wochen werden wegweisende für Dortmund. Zunächst geht es auswärts in der Champions League gegen den FC Sevilla und anschliessend im Revierderby gegen den Tabellenletzten Schalke 04. Wenig später folgen das DFB-Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach und das Prestigeduell mit Bayern München. Sollte der BVB seine Leistung nicht erheblich steigern, könnte es in diesen Partien einige Niederlagen geben.

Terzic intern in der Kritik

Natürlich ist es leicht, die Schuld auf Trainerneuling Terzic zu schieben. Der 38-Jährige wirkt ein wenig überwältigt von den Geschehnissen und scheint noch keinen Plan zu haben, wie er den Abwärtstrend aufhalten kann. Allerdings muss Kritik auch an die Spieler gerichtet werden.

Zur Erinnerung: Nach der 1:5-Niederlage gegen den VfB Stuttgart, die letztlich das Schicksal von Favre besiegelte, traten Mats Hummels und Marco Reus vor die Mikrofone und griffen die Herangehensweise des Trainers an. Hummels kritisierte die grosse Vorsicht im Spielaufbau, während Reus Anstoss am Defensivverhalten fand.

Terzic nahm diese Kritik ernst und versuchte, gewisse Dinge zu verändern. Zunächst erhielt er dafür trotz der durchwachsenen Punktausbeute Lob von den Spielern. "Seit Edin da ist, machen wir sehr viele Dinge sehr viel besser. Wir kriegen nur nicht die Ergebnisse, um das zu unterstreichen", sagte etwa Hummels.

Aber nun soll auch Terzic zunehmend die Kabine verlieren. Teile der Mannschaft sollen bereits darüber diskutieren, ob man mit Favre vielleicht sogar besser als mit Terzic dastehen würde.

Führungsspieler als Lautsprecher

Es ist ein wiederkehrendes Phänomen in Dortmund, dass gerade die Führungsspieler den Trainer als Schuldigen ausmachen. Das war bereits in der letzten Spielzeit von Jürgen Klopp der Fall, als im April 2015 seine Mannschaft nach einer Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach plötzlich allein die taktischen Fehler diskutierte.

Das Problem beim BVB ist allerdings, dass weder Hummels noch Reus noch irgendein anderer Führungsspieler aktuell die entsprechenden Leistungen bringt, die harte Kritik am Trainer rechtfertigen würden. Jadon Sancho zum Beispiel liefert weiterhin gute Partien ab. Vom eher zurückhaltenden Engländer ist aber natürlich nicht so viel zu hören. Auch der schweigsame Innenverteidiger Manuel Akanji oder der einsatz- und spielfreudige Linksverteidiger Raphaël Guerreiro hätten sich durch ihre Leistungen eher das Recht erarbeitet, mal auf den Putz zu hauen.

Terzic nimmt Spieler in die Pflicht

Doch stattdessen sind es die Routiniers, die in Partien zuweilen abtauchen, aber anschliessend an den Mikrofonen gross auftrumpfen. "Natürlich hinterfrage ich mich. Natürlich gucke ich, was wir verändern können", sagt Terzic. "Trotzdem bleibt es ein Spieler-Spiel." Auch deshalb nahm er nun die Veteranen in die Pflicht. "Ich erwarte von unseren Führungsspielern, dass sie sich jedes Mal, wenn ich etwas anspreche, als erstes angesprochen fühlen und vorweggehen", meint der 38-Jährige.

Für ihn persönlich könnte der Traum von der Cheftrainerkarriere in der Bundesliga bald schon ausgeträumt sein. Auch wenn es nicht seine Schuld ist, dass die Dortmunder Mannschaft nahezu unkontrollierbar scheint, liefert er trotzdem wenig Argumente für eine Beschäftigung bei einem anderen Verein.

Erst am Montag wurde bekanntgegeben, dass Marco Rose den Trainerposten in Dortmund ab dem Sommer übernimmt. Für Terzic geht es also nun darum, sich anderweitig zu empfehlen. Niederlagen in den kommenden Wochen werden ihm dabei alles andere als helfen.

Marco Rose wechselt von Mönchengladbach zu Borussia Dortmund

Die Entscheidung ist gefallen: Marco Rose wird Borussia Mönchengladbach am Saisonende verlassen und sich Borussia Dortmund anschliessen. © ProSiebenSat.1
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