Borussia Dortmund geht als Herbstmeister in die Bundesliga-Rückrunde. Sechs Punkte trennten den BVB vor dem 18. Spieltag von Verfolger Bayern München. Die FCB-Profis sind sich dennoch sicher, dass sie Deutscher Meister werden. Doch daraus wird nichts. Fünf Gründe, warum sich der BVB den Titel schnappt.

Mehr aktuelle News zur Bundesliga finden Sie hier

Strukturelle Neuausrichtung

Die diesjährige Erfolgsgeschichte beim BVB begann bereits im vergangenen Sommer. Das langjährige Dortmunder Duo bestehend aus BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc entschied sich nach einer verkorksten Vorsaison dafür, neue Impulse von aussen zu setzen.

So wurde Ex-BVB-Kapitän Sebastian Kehl als Bindeglied zwischen Mannschaft und Management eingestellt. Kehls genaue Berufsbezeichnung: Leiter der Lizenzspielermannschaft.

Neben Kehl wurde Eurosport-Experte Matthias Sammer als externer Berater zum BVB geholt.

Kaum legte Sammer beim BVB los, stand auch schon Mittelfeldspieler Axel Witsel auf dem Dortmunder Rasen. Sammer soll den Vereinsbossen nahegelegt haben, den Belgier unbedingt zu verpflichten.

Die Vorstellungen des 30-Jährigen geben dem ehemaligen Bayern-Sportvorstand Recht: Innerhalb kürzester Zeit wurde Witsel zum Chef im Dortmunder Mittelfeld. Im Kicker wurde er sogar zum besten defensiven Mittelfeldspieler der Hinrunde gewählt.

Doch nicht nur Witsel wusste in der Hinserie zu überzeugen. Auch die Sommer-Zugänge Abdou Diallo, Thomas Delaney, Achraf Hakimi und Paco Alcacer spielten eine überragende Hinrunde.

Absoluter Top-Transfer war aber kein Spieler, sondern der Trainer. Lucien Favre hat aus einem verunsicherten Dortmunder Haufen innerhalb kürzester Zeit eine potenzielle Meister-Mannschaft geformt.

Tiefe im BVB-Kader

Neben den Abwehrspielern Diallo und Hakimi, dem Mittelfeldspieler Delaney und Stürmer Alcacer verpflichte der BVB im Sommer auch Flügelspieler Marius Wolf. Wegen des Karriere-Endes von Torwart Roman Weidenfeller kam ausserdem Marwin Hitz aus Augsburg.

Vor dem Winter-Transferfenster gehörten 29 Profis dem BVB-Kader an. Im Fussball ein riesiger Kader.

Dennoch bekam Favre sein Team in den Griff, formte eine Einheit, die sogar Herbstmeister wurde. Bei seiner Kaderauswahl verzichtete der Schweizer meist auf Jeremy Toljan oder Alexander Isak. Von schlechter Stimmung bei den nicht eingesetzten Spielern war aber nichts zu hören. Im Gegenteil: Der BVB versprühte reihenweise Spass.

Die Mannschaft verfügt über die Breite und die nötige Qualität, die gesamte Saison über auf Topniveau spielen zu können. Verletzungsbedingte Ausfälle können kompensiert werden.

Hochkaräter wie Christian Pulisic, Jacob Bruun Larsen und Mo Dahoud waren am 17. Spieltag gegen Gladbach (2:1-Sieg) nur Ersatz, können aber jederzeit bedenkenlos in die erste Elf integriert werden. Und auch Mario Götze scheint seine Rolle beim BVB nach langen Anpassungsproblemen und gesundheitsbedingten Pausen gefunden zu haben.

Favre lässt den WM-Helden von 2014 in der Regel als Stürmer auflaufen. Von der Bank kommt dann Knipser Alcacer.

Der Spanier erzielte in der laufenden Saison bereits zehn Joker-Tore. So viel wie noch nie jemand zuvor - und das nach gerade einmal 17 Spieltagen.

Und dann ist da noch der 19-jährige Dan-Axel Zagadou, der in neun Bundesliga-Spielen über die fast gesamte Zeit zum Einsatz kam und hinten nur wenig anbrennen liess.

Kurzum: Die Qualität, die beim BVB von der Bank kommt, ist enorm.

Stabilität in der Defensive

Abdou Diallo und Manuel Akanji bilden das neue Innenverteidiger-Duo. Trotz ihres Alters von 22 und 23 Jahren strahlen sie enorme Sicherheit aus, überzeugen auch durch gutes Aufbauspiel.

Vor der Abwehr agiert Delaney als Abräumer, Witsel ist Spielgestalter. Der Kader ist vor allem durch die Sommer-Zugänge robuster und ballsicherer geworden. Die Hintermannschaft steht stabil.

Massgeblichen Anteil daran hat auch Torwart Roman Bürki. In der Vorsaison noch ein echter Unsicherheitsfaktor, ist in dieser Spielzeit auf den Schweizer Verlass. Er führt die Kicker-Rangliste der besten Bundesliga-Torhüter an.

Dem gegenüber steht die Abwehr des FC Bayern. Manuel Neuer patzte in der Hinrunde mehr als nur einmal folgenschwer, etwa bei der 2:3-Niederlage in Dortmund. Und Mats Hummels und Jerome Boateng haben die vielleicht schlechteste Hinrunde ihrer Karriere gespielt.

Erfolgshungrige BVB-Mannschaft

Ja, die Bayern-Profis wollen auch Deutscher Meister werden. Abwehrspieler Niklas Süle sagte deutlich, dass er keine Zweifel daran habe, am Saison-Ende auf dem ersten Tabellenplatz zu stehen.

Allerdings ist der Erfolgshunger im Ruhrgebiet grösser. Die junge Dortmunder Mannschaft, angeführt von Kapitän Marco Reus und Trainer Favre, will um jeden Preis den deutschen Rekordmeister hinter sich auf Platz zwei lassen. Es wäre die erste Meisterschale für Reus. Und der erste Trainer-Titel für Favre in der Bundesliga.

Der Schweizer könnte seinen Kritikern damit zeigen, dass seine Mannschaft auch über eine ganze Saison erfolgreich Fussball spielen kann.

Das Gegenteil wurde ihm zu Zeiten bei Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC vorgeworfen.

Restprogramm im Bayern-Vergleich vermeintlich leichter

Dortmund und Bayern starten mit zwei Knaller-Spielen in die Rückrunde. Der BVB muss zu RB Leipzig, der FCB zu 1899 Hoffenheim. Entscheidend wird neben dem ersten Auftritt in der Rückserie aber auch das Endprogramm.

Für Dortmund geht es in den Spieltagen 32 bis 34 gegen Bremen, Düsseldorf und Gladbach. Bayern spielt gegen Hannover, Leipzig und Frankfurt. Prognose: Der BVB wird am 33. Spieltag Meister.

Denn: Für Bremen wird es dann nur noch um einen Mittelfeldplatz gehen. Düsseldorf rutscht nach dem Funkel-Chaos an das Tabellen-Ende und wird sich vor dem Duell mit dem BVB bereits in die 2. Bundesliga verabschiedet haben.

Die Bayern müssen gegen Hannover ran, die noch um den Klassenerhalt kämpfen werden. Eine Woche später geht es nach Leipzig, die kommende Saison international spielen wollen. Am liebsten in der Champions League.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.