Borussia Dortmund setzt die Reihe der grossen Enttäuschungen im Derby gegen Schalke nahtlos fort und zittert um sein Minimalziel. Spätestens jetzt rückt auch der Trainer in den Fokus und die Frage, ob Peter Stöger das Ruder im Saisonendspurt nochmal herumreissen kann?

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Nach der Partie war es wieder so weit: Die Dortmunder Spieler machten sich zum grossen Entschuldigungsgang Richtung Fankurve auf. In dieser Saison fast schon ein Ritual.

Sie sollten dort den Fans erklären, wie man eine derart wichtige Partie - für den BVB geht es um die Champions League und den Status als Nummer eins im Revier - mit so einer laschen Einstellung und Haltung angehen konnte.

"Das ist eine Frage, die wir uns natürlich auch immer stellen", sagte Marcel Schmelzer und wirkte dabei vollkommen ratlos. "Genau das ist unser Problem, das werden wir in dieser Saison auch nicht mehr so richtig geändert bekommen."

Dem Kapitän war der folgenschwere Fehler vor dem 0:1 aus Dortmunder Sicht unterlaufen. Nicht der erste dicke Bock von Schmelzer und in gewisser Weise auch ein Indiz dafür, dass beim BVB in dieser Spielzeit auf wirklich gar niemanden Verlass ist.

"Wir würden natürlich auch gerne mehr Spiele gewinnen und besser spielen. Aber woran es genau liegt, kann man momentan einfach schwer sagen", so Schmelzer.

Ein einziges Durcheinander

Borussia Dortmunds Saison ist ein Auf und Ab aus starken Leistungen und unbegreiflichem Versagen - mit aktueller Tendenz zu Letzterem.

Nach dem Schrecken mit Ende unter Peter Bosz stoppte Peter Stöger zunächst wenigstens die Ergebniskrise. Die Borussia spielte unansehnlichen Pragmatikerfussball und Stöger wurde sogar zugetraut, die Mannschaft noch länger als bis zum Sommer anzuleiten. Davon ist die Führungsspitze längst abgerückt.

Stögers Aus gilt als beschlossene Sache. Der BVB droht das Minimalziel Champions-League-Qualifikation zu verpassen, was einem mittelschweren Desaster gleichkommen würde.

Für diesen luxuriös zusammengestellten Kader müsste eigentlich Platz zwei hinter den enteilten Bayern das Ziel sein. Nun zittert die Borussia sogar um Platz vier.

Noch beträgt der Vorsprung auf den Fünften aus Leipzig vier Punkte. Aber das Restprogramm ist mit Spielen gegen Leverkusen, Bremen, Mainz und Hoffenheim hart.

Ob Stöger die Saison überhaupt zu Ende bringen darf, ist derzeit ungewiss.

Die Art und Weise, wie sich eine Dortmunder Mannschaft jüngst derart leb- und lustlos in Spielen gegen die Bayern, gegen Salzburg und nun auch im Derby gegen Schalke präsentiert hat, ist ein deutliches Alarmsignal.

Nun hat diese Mannschaft schon zwei Trainer verschlissen - erst Tuchel, dann Bosz - und ist offenbar nicht gerade leicht zu betreuen. Aber auch Stöger rückt spätestens nach der Derby-Pleite in den Fokus der Kritik.

Seine Aufstellung für das Derby sorgte für Irritationen, ein echter Offensivplan war gegen Schalke einmal mehr nicht zu erkennen.

Mit dem 3:0 gegen Stuttgart eine Woche zuvor hatte sich die Mannschaft wohl eher selbst geblendet als gestärkt. Jedenfalls reicht die überragende individuelle Klasse der Einzelspieler aktuell nicht mehr aus, um auf gehobenem Bundesliganiveau Siege einzufahren.

Die Aufteilung der Offensive gegen Schalke war schwer nachvollziehbar, mit André Schürrle und Marco Reus agierten zwei Spieler im Zentrum, deren Stärken eigentlich auf den Flügeln besser aufgehoben sind. Dagegen schmorte Mario Götze in einem so wichtigen Spiel und trotz eines Zwei-Tore-Rückstands 86 Minuten auf der Bank.

Götze ist zwar nicht besonders in Form - dann sollte er für Stöger in so einem Spiel aber auch keine Wechsel-Alternative sein.

Und falls doch, und der Trainer auf ein paar geistreiche Momente hofft, dann hätte man Götze bringen müssen, als noch genug Zeit war, die Partie zu drehen. Aber vier Minuten vor Ende der regulären Spielzeit - bei zwei Toren Rückstand?

"Klar, Mario ist ein guter, talentierter Spieler. Wir hatten auch andere Spieler auf der Bank, die die Qualität haben, von Beginn an zu spielen. Das trifft auf Mario genauso zu", sagte Stöger danach lapidar.

Die Lockerheit, die Sachlichkeit und Nüchternheit, mit der der Österreicher gerne punktet, könnten nun ebenso gut als Gleichgültigkeit ausgelegt werden. Bisweilen wirkt es so, als fehle Stöger der Enthusiasmus und die Verbissenheit, die ein Trainer seiner Mannschaft vorleben sollte.

Vom BVB-Fussball ist nichts mehr übrig

Dortmund stand einst für genialen Hurra-Fussball mit Jürgen Klopp. Den hatte Thomas Tuchel verfeinert, etwas weniger riskant gemacht, dafür aber technisch sauberer und im Positionsspiel herausragend. Dann kam Bosz, hatte das Rad wieder zurückgedreht und überdreht und war damit krachend gegen die Wand gedonnert.

Mit Stöger sind nun auch diese wenigen positiven Überbleibsel der Vergangenheit verschwunden, der BVB spielt wie eine x-beliebige Mannschaft. Mit tollen Einzelspielern, die an einem guten Tag ein Spiel gewinnen können. Doch an einem schlechten Tag fehlt eine Anleitung - und für eine solche ist der Trainer zuständig.

Noch gibt es keine Regung auf der Dortmunder Teppichetage. Die nächste Partie in Leverkusen und das zeitgleich stattfindende Duell zwischen Leipzig und Hoffenheim sind aber richtungweisend für den BVB - und wohl auch für Stöger.

Eine neuerliche Niederlage dürfte den Druck zu gross werden lassen. Peter Stöger helfen jetzt nur noch Siege. Wie diese errungen werden sollen, bleibt indes ein Rätsel.

Gegen Schalke verletzte sich Michy Batshuayi in der Nachspielzeit schwer am Sprunggelenk. Die Leihgabe des FC Chelsea wird wohl für den Rest der Saison ausfallen.

An acht der lediglich 18 Dortmunder Rückrundentore war Batshuayi direkt beteiligt (sieben Tore, ein Assist).

Der Belgier, erst wenige Monate im Klub, war so etwas wie die letzte Konstante. Auf Stögers Plan B ohne Batshuayi darf man jetzt schon gespannt sein.

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