Gemeinsam mit Jürgen Klopp und Aki Watzke legte er den Grundstein für die erfolgreichste Zeit der jüngeren Vereinsgeschichte legte: Michael Zorc. Nun, nach 44 Jahren, nimmt seine Zeit beim BVB ein Ende. Ein Fan nimmt Abschied.

Christopher Giogios
Eine Kolumne
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"Der Idealfall im Leben ist ja so, dass man, wenn man lange zusammen ist, Geschichten zusammen erlebt, Momente zusammen durchlebt, die in Erinnerung bleiben – und zwar in positiver Erinnerung."

Die Worte, die Jürgen Klopp 2016 bei seinem Abschied von Borussia Dortmund wählte, könnten nicht besser auf den Mann passen, der gemeinsam mit Klopp und Aki Watzke den Grundstein für die erfolgreichste Zeit der jüngeren Vereinsgeschichte legte: Michael Zorc.

Michael Zorc war immer da. Als ich als kleiner Junge in den 90er Jahren Fan der Borussia wurde, neigte sich seine Zeit als Aktiver bereits dem Ende zu. Es folgte seine zweite Karriere als Sportdirektor beim BVB.

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Am kommenden Samstag beim Heimspiel gegen Hertha BSC geht diese Ära nach - und diese Zahl muss man ausschreiben - vierundvierzig Jahren in den Diensten von Borussia Dortmund zu Ende. Ob als Jugendspieler, Profi oder Sportdirektor: der 59-Jährige (der bereits in jungen Jahren wegen seiner Lockenpracht den liebevollen Spitznamen "Susi" bekam) hat den Verein auf ganz unterschiedliche Arten geprägt.

Ein Leben in schwarz und gelb

Von den anfangs genannten Geschichten und Erinnerungen kann der gebürtige Dortmunder einen ganzen Sack voll mitnehmen. Kein Wunder, denn selbst ein kurzer Blick auf seine Erfolge fühlt sich an wie ein Spaziergang durch das Borusseum: Relegation 1986 und der Klassenerhalt in letzter Minute. Pokalsieg 1989 nach über 20 Jahren ohne Titel. Die Meisterschaften 1995 und 1996 und natürlich der grosse Triumph in München, als sich der BVB 1997 zur besten europäischen Mannschaft krönte. Dass Zorc mit 572 Einsätzen Rekordspieler des Vereins ist, wirkt fast wie eine Randnotiz.

Als er 2005 Sportdirektor wurde, befand sich der Verein im viel zitierten "Vorhof der Pathologie". Und als hätte "Susi" nicht bereits als Spieler seinen Legendenstatus zementiert, war er am Tiefpunkt der Vereinsgeschichte einer der Väter der einzigartigen Erfolgsgeschichte, die 2012 mit dem Doublegewinn wohl ihren Höhepunkt fand.

Den richtigen Moment für einen Abgang zu finden, das gelingt nicht allen. Michael Zorc hängte seine Schuhe als Champions League- und Weltpokal-Sieger an den Nagel. Seinem Nachfolger als Sportdirektor, Sebastian Kehl, hinterlässt er nun zwar einige Hausaufgaben, aber einen vollumfänglich gesunden Verein. Aufhören wollte er bereits 2021, aufgrund der Pandemie hängte er aber noch ein Jahr dran, um seinen BVB auch durch diese Krise zu führen. Allein das sagt genug über den Borussen Michael Zorc aus.

Zorc prägte den Verein Jahr für Jahr

Gleichzeitig ist es vielleicht paradox, dass gerade Zorc derjenige ist, der grossen Anteil daran hatte, den BVB als feste Grösse im modernen internationalen Fussballgeschäft zu etablieren. Denn: verbunden damit war und ist die Verpflichtung, Entwicklung und der Verkauf von Spielern auf Weltklasse-Niveau. Diese Rolle der Borussia als Durchgangsstation für grosse Talente ist einerseits das Ergebnis herausragender Management-Arbeit, andererseits für Teile der Fanszene jedoch ein Grund für die schleichende Entfremdung vom Verein und den Mangel an Identifikationsfiguren.

Auch aufgrund der zurückhaltenden Art von Zorc geriet dabei mitunter in Vergessenheit, dass eine solche Identifikationsfigur Jahr für Jahr vor unseren Augen den Verein massgeblich geprägt hat.

So berechtigt die Kritik der Fans am nicht immer gelungenen Spagat zwischen "Echte Liebe" und Kommerzialisierung ist – wir sollten dankbar sein, dass mit Michael Zorc in den letzten 17 Jahren ein Sportdirektor am Werk war, dem man eines mit Sicherheit nicht vorwerfen kann: dass er kein schwarzgelbes Herz hat.

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Eine Vereinslegende wird verabschiedet

Es ist ein grosses Versäumnis im Sport, dass seine Legenden unsere Anerkennung häufig erst dann bekommen, wenn sie die grosse Bühne verlassen. Im Tagesgeschäft Bundesliga fällt es eben leichter, sich über einen Funktionär wegen eines Transferflops zu ärgern, als gelegentlich innezuhalten und Wertschätzung dafür aufzubringen, wenn jemand im wörtlichen Sinn sein ganzes Leben dem Verein verschreibt.

In den nächsten Tagen wird wieder viel geschrieben werden: über Erling Haalands nächste Karrierestation, über seinen möglichen Nachfolger, über die angebliche Unzufriedenheit von Youssoufa Moukoko, über X Punkte Rückstand auf den Serienmeister aus München. Als Dortmunder Fans täten wir gut daran, all dies auszublenden und stattdessen Michael Zorc den Abschied zu geben, den eine Person seines Formats verdient hat. Eine echte Vereinslegende. Ein echter Borusse.

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