• Vorerst kippt nur Bayern die Zuschauerbeschränkungen in der Bundesliga.
  • Ärger droht nach wie vor in Nordrhein-Westfalen.
  • BVB-Boss Hans-Joachim Watzke denkt über rechtliche Schritte nach und geht damit auf Konfrontationskurs mit seiner Landesregierung.

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Die generelle Aufhebung der Zuschauerbeschränkungen im Fussball, Handball, Basketball und Eishockey war der Bund-Länder-Runde aus Bundeskanzler und Ministerpräsidentinnen und -präsidenten angesichts der stetig steigenden Infektionszahlen in der Corona-Pandemie zu gefährlich - von Bayern abgesehen.

Die bayerische Landesregierung ging am Tag nach dem Gipfel über den gemeinsamen Bund-Länder-Beschluss hinaus und erlaubt wieder Grossveranstaltungen. Dies macht das Live-Erlebnis für bis zu 10.000 Zuschauer wieder möglich - und beschert den Klubs dringend notwendige Einnahmen.

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Hertha BSC war am 20. Spieltag ausnahmsweise mal Krösus in der Bundesliga. 3.000 Fans durften ins Olympiastadion, die mit Abstand grösste Zuschauerzahl am vergangenen Wochenende in Deutschlands höchster Spielklasse. Insgesamt wurden 8.250 Zuschauer gezählt.

Dass zum Teil nur 500 bis 750 Fans bei einem Spiel erlaubt sind, sei "völlig unverhältnismässig gegenüber Sport und Kultur. 750 Zuschauer in einem 50.000er Stadion hat nichts mit sinnvollem Infektionsschutz zu tun", sagte Kölns Vizepräsident Eckhard Sauren schon vor der Zusammenkunft der Politik "The Pioneer". "Wir haben früh für 2G geworben und Akzeptanz gefördert und jetzt verlieren wir aufgrund dieser Symbolpolitik 1,7 Millionen Euro in jedem Spiel mit 750 Zuschauern", führte Sauren weiter aus, der noch einmal betonte, dass Freiluftveranstaltungen in grossen Stadien keine Infektionsherde seien.

Saurens Vereinskollege, Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle, fand nach der Zusammenkunft der Länderchefinnen und -chefs noch deutlichere Worte der Kritik: "Das ist jetzt absolut überhaupt nicht mehr verhältnismässig. Es ist rational nicht mehr erklärbar", so Wehrle laut der Zeitung "Express" beim Kölner Talk "Loss mer schwade".

Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle fragt sich: "Würfeln die eigentlich?"

Der scheidende Kölner und künftige Stuttgarter Finanzchef monierte die Uneinheitlichkeit der Regeln: "Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, wenn in der Elbphilharmonie in Hamburg von 2.100 möglichen Zuschauern 2.000 in einem geschlossenen Raum sind und ein paar Kilometer weiter im Hamburger Stadion auch 2.000, weil das eben die Grenze ist. Wer hat denn die 2.000 in Hamburg festgelegt? Und wer die 750 in Köln? Und wer die 1.000 in Mainz? Würfeln die eigentlich?"

Unterstützung kommt von Wehrles künftigem Klub. Stuttgarts Vorstandboss Thomas Hitzlsperger monierte: "Alle vorliegenden Daten zeigen, dass Fussballstadien unter 2G-Bedingungen und unter Beachtung der mit den zuständigen Behörden ausgearbeiteten Auflagen und Konzepten keine Infektionsherde sind." Ins gleiche Horn stiess Wehrle: "Wenn man mir jetzt rational erklären will, dass man unter freiem Himmel keine 10.000 oder 15.000 Menschen mit Abstand ins Stadion lassen kann, weil dann Hotspots entstehen, dann frage ich: Welche Hotspots denn? In den vergangenen Monaten haben wir doch bewiesen, dass bei Grossveranstaltungen, auch beim Eishockey, Handball, Basketball, in der Kultur, eben keine Infektionsketten entstanden sind."

"Unsere Fans fehlen uns", beklagt Hitzlsperger. "Das Geschäftsmodell Profifussball kann auf Dauer gerade für Traditionsvereine ohne Zuschauer nicht funktionieren."

BVB-Boss Watzke denkt über juristische Schritte nach

Ähnlich hatten sich zuvor schon diverse andere Vertreter der Klubs geäussert. Der Nachdruck und Auftrag an die Politik war damit klar umrissen. Umso enttäuschender fielen aus Sicht der Bundesligaklubs die Beschlüsse dann aus.

Ein Zustand, den sich Hans-Joachim Watzke so nicht mehr bieten lassen will. Stattdessen erwägt Dortmunds Geschäftsführer sogar juristische Schritte. Bayerns Vorpreschen gibt Watzke ein neues Argument an die Hand. Wehrle begrüsste Watzkes Plan: "Da stehen wir Seite an Seite mit dem BVB."

"Wir werden uns die Beschlüsse des Landes NRW genau anschauen und prüfen, ob wir sie im Eilverfahren kontrollieren lassen", sagte Watzke am Montagabend der dpa. In Nordrhein-Westfalen waren zuletzt 750 Zuschauer erlaubt, der BVB spielte am 19. Spieltag im Signal Iduna Park vor eben jener Zuschauerzahl gegen Freiburg - in einem Stadion, das über 80.000 Zuschauer fasst.

Watzke: "Das versteht kein Mensch mehr"

"Die Mehrheit der Deutschen ist geimpft. Seit Monaten gibt es ausreichend Impfangebote für jeden einzelnen Bürger in diesem Land. Inzwischen wissen wir auch deutlich mehr über Omikron. Trotzdem lassen wir in Innenräumen teilweise fast 90 Prozent der Kapazität zu und in Freiluftstadien nur 750 Menschen", so Watzke weiter.

"Unter freiem Himmel werden die Leute ausgesperrt. Das ist nicht verhältnismässig, das ist auch keine Wissenschaft, das versteht kein Mensch mehr", formulierte Watzke eine mehr als deutliche Kritik an der Politik.

"Es wurde immer geklagt, der Fussball bekomme in Deutschland Sonderrechte. Das Gegenteil ist gerade der Fall. Der Fussball wird zum Opfer von Symbolpolitik. Es ist bitter, dass die Mehrheit der MPK-Teilnehmer nach zwei Jahren nur an Verbote denkt und nicht auch an ein Mindestmass an Möglichkeiten und logischen Entscheidungen."

Unterstützung kommt von Oliver Kahn

Die nächste Runde im Kampf um mögliche Lockerungen der Corona-Massnahmen ist eingeläutet, durch die Beschlüsse des Freistaats Bayern umso deutlicher. Und wie damals steht der FC Bayern der Borussia zur Seite.

"Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat nach dem Bund-Länder-Gipfel angekündigt, Anpassungen bei den Corona-Massnahmen vornehmen zu wollen. Das begrüsse ich ausdrücklich", sagte Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn, bevor Söder seinen Worten Taten folgen liess. "Wir müssen vernünftige Lösungen für alle Lebensbereiche finden, also auch für den Sport", hatte Kahn noch angefügt.

Mit Material der dpa

Verwendete Quellen:

  • t-online.de: Funktionäre kritisieren Corona-Massnahmen
  • spox.de: Keine Zuschauer-Öffnung: BVB-Boss Watzke sieht Fussball als "Opfer von Symbolpolitik"
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