- Otto Addo füllt bei Borussia Dortmund eine wenig beachtete, aber sehr wichtige Aufgabe aus.
- Die besten BVB-Talente sollen unter seiner Regie den Sprung in den Profibereich schaffen.
Vielleicht sollten deutsche Klubs öfter mal einen Blick ins Ausland riskieren und sich schlaumachen, wie einige Dinge dort gehandhabt werden. Der FC Nordsjaelland aus Dänemark zum Beispiel ist ein sehr kleiner Klub mit einem sehr grossen Reservoir an pfiffigen Ideen, ganz besonders in der Nachwuchs- und Talentförderung.
Vor rund zehn Jahren haben die schlauen Dänen beschlossen, das grösste Problem beim Heranführen talentierter junger Spieler an den Profibereich bei der Wurzel zu packen. Diese Zeit einer noch jungen Karriere ist besonders gefährlich, die Drop-out-Quote enorm oder auf Deutsch: Hier trennt sich endgültig die Spreu vom Weizen.
Scharenweise scheitern Hochbegabte an der Schwelle zum Herren-Fussball, weil sie mit den gestiegenen Anforderungen nicht mehr klarkommen. Jedes Training wird schneller, härter, erbarmungsloser, dazu kommen die Begleiterscheinung drumherum: Die gestiegene mediale Aufmerksamkeit, das öffentliche Interesse, der Verdienst.
Da ist es eigentlich nur ein logischer Schritt, den besten Spielern in der Vorbereitung und während dieser neuralgischen Phase eine zusätzliche Unterstützung zu bieten. In Nordsjaelland hatte diesen Job des sogenannten Talente-Trainers Otto Addo inne - zusätzlich zu dessen Aufgaben als Co-Trainer des damaligen Profi-Trainers Kasper Hjulmand.
Detailarbeit mit den Besten der Besten
Addo transportierte die Idee nach Deutschland, füllte den Job bei Borussia Mönchengladbach aus und nun seit etwas mehr als zweieinhalb Jahren auch bei Borussia Dortmund. Seine Aufgaben sind dabei höchst unterschiedlich: Addo bereitet individualisierte Einheiten für die Spieler vor oder bietet ein spezielles Kleingruppentraining an - zusätzlich zum "normalen" Mannschaftstraining der Spieler. Dabei orientieren sich die Inhalte an den Stärken-Schwächen-Profilen der Spieler und - ganz wichtig - an deren jeweiliger Spielposition.
Die Detailarbeit ist dabei ganz entscheidend: Wo im eigentlichen Trainingsbetrieb meist keine Zeit bleibt, um an Kleinigkeiten zu feilen, setzen Addos Einheiten an. Die im Nachwuchsleistungszentrum gelegten Grundlagen gilt es zu komprimieren, die Abläufe schneller und intuitiver zu machen. Es konzentriert sich dabei fast alles auf die viel zitierte Entscheidungsfindung der Spieler: Das ist der Knackpunkt und der grosse Unterschied zwischen Jugend- und Erwachsenenbereich.
Unterstützung für Reyna, Moukoko, Raschl und Knauff
Addo unterstützt dazu noch das Trainerteam der Profis, etwa wenn im Trainingsbetrieb einige Youngster schon mitmachen dürfen, in bestimmten Spiel- und Übungsformen dann aber "nur" mit den Profis weitergearbeitet wird. Dann übernimmt Addo die jungen Spieler raus und trainiert in einer kleinen Gruppe oder individuell. Und bereitet die Einheiten zusammen mit der Analyse-Abteilung nachher noch einmal sauber auf: Die Videoanalyse ist ein zentraler Bestandteil seiner Arbeit und als ganz konkretes und unbestechliches Feedback für die Spieler besonders wertvoll.
Youssoufa Moukoko und Giovanni Reyna dürften die prominentesten Spieler sein, die Addo in seiner Funktion schon betreut hat, auch die mittlerweile ausgeliehenen beziehungsweise gewechselten Ansgar Knauff und Tobias Raschl gehören dazu. Dabei soll es aber nicht bleiben, in den U-Mannschaften und bei der zweiten Mannschaft tummeln sich noch genug Hochbegabte, die ein wenig Unterstützung bei der Verwirklichung ihres grossen Traums von der Bundesliga gebrauchen können.
Addos Ghana-Job soll kein Problem sein
Addos Zusatz-Engagement für Ghana soll dabei kein Problem darstellen. Am Donnerstag wurde bekannt, dass Addo, der einst selbst für das Land seines Vaters aufgelaufen ist, als Interimstrainer übernehmen wird. Nach dem frühen Aus beim Afrika Cup plant Ghanas Verband einen Umbruch, Addo rückt deshalb zumindest übergangsweise von der Stelle als Co-Trainer auf in den Stand des Cheftrainers.
"Der ghanaische Verband ist mit der Bitte auf uns zugekommen, Otto Addo für die beiden Spiele dieser Länderspielperiode freizustellen. Nationaltrainer seines Heimatlandes zu sein, ist immer etwas Besonderes und eine grosse Ehre", sagte BVB-Lizenzspielleiter Sebastian Kehl der "Bild". "Natürlich haben wir diesem Wunsch deshalb entsprochen. Ottos Tätigkeit beim BVB beeinträchtigt das Engagement während der Länderspielperiode in keinster Weise."
Verwendete Quelle:
- Bild.de: Otto Addo jetzt Ghana-Nationaltrainer
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