• In den Diskussionen um die oftmals zweifelhafte Dortmunder Haltung geht unter, dass der BVB die gefährlichste Mannschaft der Liga in der Schlussviertelstunde stellt.
  • Eine gewisse Unberechenbarkeit ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.

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Am vergangenen Wochenende gegen den VfL Wolfsburg war die Partie bis zur Pause schon entschieden, eine Dortmunder Spezialität also gar nicht mehr gefragt. In den Debatten um die eher durchschnittlichen Lauf- und Sprintwerte der Mannschaft und jenen um die bisweilen fragwürdige Mentalität, Einstellung oder Haltung geht immer ein bisschen unter, dass es Borussia Dortmund ist, das mit späten Toren einer Partie doch noch einmal einen neuen Anstrich verpassen kann.

Der BVB ist der Meister der späten Tore in der Bundesliga, da kann nicht einmal der kommende Gegner FC Bayern mithalten. Den Münchenern wird ja gerne der Bayern-Dusel zugeschrieben, der sich in späten Toren und damit oft genug auch wichtigen Siegen niederschlägt. Aber tatsächlich muss sich die Borussia selbst in dieser wechselhaften Saison in diesem Punkt nicht hinter den Bayern verstecken.

In der Schlussviertelstunde ist Dortmund so gefährlich wie keine andere Mannschaft der Liga, steht mittlerweile bei 15 Toren in diesen 15 Minuten. Und auch in Addition mit den Toren in der Nachspielzeit, in der der BVB immerhin schon drei Mal erfolgreich war und damit hinter Köln, Hoffenheim und Bochum (jeweils vier Treffer) liegt, bleibt die Borussia mit insgesamt 18 Toren unerreicht.

Späte Tore sichern wichtige Siege

Auffällig dabei: Es waren nicht nur "unwichtige" Tore in längst entschiedenen Spielen darunter, eigene Ehrentreffer oder ein 3:0 oder 4:0. Ganz im Gegenteil: Mit etlichen späten Toren sicherte sich Marco Roses Mannschaft fulminante Siege wie jene gegen Hoffenheim (3:2), in Leverkusen (4:3), gegen Stuttgart (2:1), in Frankfurt (3:2) oder in Mainz (1:0) - und damit jeweils zwei zusätzliche Punkte.

Auch beim Remis in Bochum besorgte Julian Brandt mit einem Treffer kurz vor dem Abpfiff in einer damals sehr heiklen Phase für die Mannschaft und ihren Trainer zumindest noch für einen Teilerfolg und etwas mehr Ruhe.

Dortmunds Unberechenbarkeit ist ein Trumpf

Dass diese Penetranz und der Glaube an die eigene Stärke bis zum Abpfiff bisher kein so grosses Thema war, liegt wohl auch an der Verteilung der jeweiligen Torschützen. Dortmund hat nicht den einen Knipser oder Spezialisten für Tore in den letzten Minuten einer Partie, der dann in den Medien heftig gefeiert wird. Sondern sechs verschiedene Spieler, auf die sich die Tore verteilen.

Das unterscheidet diese Mannschaft fundamental zu jener, die vor einigen Jahren für ihre späten Tore regelrecht berüchtigt war - mit dem damals überragenden Knipser Paco Alcacer. Dem gelang vor drei Jahren das Kunststück von sechs Toren in der Nachspielzeit in einer Saison. "El Matador" war der Inbegriff Dortmunder Willens- und Abschlussstärke und ein Spieler, der 89, 90 oder 91 Minuten völlig unsichtbar bleiben konnte - und dann wie aus dem Nichts kühl zuschlug.

Alcacers Nachfolger Erling Haaland hielt sich in dieser Saison - auch aufgrund einer zweistelligen Anzahl verpasster Spiele - in dieser Kategorie noch ziemlich zurück. Nun gegen die Bayern, in deren Stadion, im direkten Vergleich mit Robert Lewandowski und als Spielverderber der fest eingeplanten Münchener Meisterfeier schmeckte so ein später Dortmunder Siegtreffer gleich doppelt und dreifach süss.

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