Borussia Dortmund wagt nach einer schwierigen Saison einen Umbruch auf allen Ebenen. Das eröffnet dem Klub jede Menge Chancen und womöglich die Rückkehr zu seinem Markenkern – wenn da nur die Nebengeräusche nicht wären.
Nun hat auch die Technik am Dortmunder Trainingsgelände in Brackel endlich Einzug gehalten. Was in anderen Sportarten und bei anderen Bundesligaklubs längst Standard war, hat sich nun auch Cheftrainer
150.000 Euro soll die rund 30 Quadratmeter grosse Installation gekostet haben; nicht eben kostengünstig, aber auf langfristige Sicht doch eine lohnende Investition. Sie ist das bisher letzte sichtbare Zeichen einiger einschneidender Veränderungen bei Borussia Dortmund, die den Klub nach einer schwierigen Saison mit einigen Höhen aber eben auch Tiefen wieder stabilisieren sollen.
Nach der Trennung von Edin Terzic und seinem Trainerteam, nach den Abgängen der Meinungsführer
Fünf Neue sind schon da
Mit Serhou Guirassy und
In etwa halten sich Zu- und Abgänge in diesem Sommer rein quantitativ bisher die Waage, allerdings akzentuieren die Neuen jene frischen Ideen vom Dortmunder Spiel, die Cheftrainer Sahin ab sofort so vorschweben. Guirassy ist im Vergleich zu
Mit dem erst 21-jährigen Beier für den zehn Jahre älteren Füllkrug hat sich Dortmund auch eine neue Perspektive geschaffen, wenn man an die Zeit in drei, vier Jahren denkt und an einen möglichen Weiterverkauf.
Antons und Coutos Aufgaben und ihr Spielerprofil sind klar umrissen, der eine soll im Abwehrzentrum Hummels‘ Abgang kompensieren, der andere auf der rechte Abwehrseite das interne Duell gegen Julian Ryerson aufnehmen und an der Seitenlinie wieder für mehr spielerische Elemente sorgen.
Der heimliche Königstransfer
Fast etwas untergegangen ist die Ankunft von Pascal Gross in Dortmund. Das Hickhack um Guirassy bestimmte lange die Schlagzeilen und natürlich wird der (mediale) Fokus auch weiter auf dem zweitbesten Torschützen der Vor-Saison liegen. Für die Neuausrichtung des Dortmunder Fussballs aber ist
Zwar ist der 33-Jährige der mit Abstand älteste Neue, aber eben auch der mit der meisten Erfahrung. Und mit einem Profil, das so lange so schmerzlich vermisst wurde beim BVB. Ein wenig dürfte Gross seinen Trainer an dessen Zeiten als aktiver Spieler erinnern: Sahin war ein Stratege auf der Sechs, ein Einfädler, der den Rhythmus des Spiels diktieren konnte. Gross soll bei der Borussia nun in Sahins alte Rolle schlüpfen und endlich das spielerische Vakuum im zentralen Mittelfeld ausfüllen.
Nicht nur in der abgelaufenen Saison war der tiefe Spielaufbau ein zentrales Dortmunder Problem, Spieler wie
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Unter
Unter Sahin soll der Gegner nun sogar angelockt werden, um dann über klare Abläufe den Halbraum hinter den gegnerischen Mittelfeldspieler zu finden und von dort aus Tempo zu entwickeln. Gross als passsicherer und kreativer Spieler soll dafür neben einem Abräumer wie Can oder dem etwas offensiver ausgerichteten Sabitzer eine neue Farbe ins Dortmunder Spiel bringen.
Gegen den Ball bedient sich Sahin offenbar jener Werkzeuge, die ihn und den BVB unter Jürgen Klopp so erfolgreich gemacht hatten: hohes, aggressives und zum Teil stark mannorientiertes Pressing und natürlich auch Gegenpressing.
Grundsätzlich soll die Mannschaft wieder deutlich aktiver und auch mutiger agieren, das gesamte Spiel ein paar Meter weiter nach vorne verlagern. Den Dortmunder Markenkern wieder mehr herausarbeiten, um auch die Anhänger wieder geschlossen hinter der Mannschaft vereinen zu können. Dauerhaft, nicht nur in ein paar ausgewählten Highlight-Spielen in der Champions League.
Das ist Sahins grosse Aufgabe, die er dem Vernehmen nach besonders akribisch und detailversessen angeht. Was aber auch ein paar Gefahren birgt: Immerhin ist der 35-Jährige ohne jede Erfahrung als Cheftrainer, hat mit seinem neuen Co-Trainer Lukasz Piszczek auch einen Novizen an seiner Seite und mit dem Portugiesen Joao Tralhao den ehemaligen Jugendtrainer von Benfica, der die Bundesliga noch nicht kennt.
Probleme hinter den Kulissen
Beim BVB steht also ein veritabler sportlicher Umbruch an und auch hinter den Kulissen hat sich einiges getan. Lars Rickens Berufung zum Geschäftsführer und die Rückkehr von Sven Mislintat haben die Gewichte ein wenig verschoben und sorgen offenbar schon nach wenigen Wochen für Irritationen. Eigentlich sollte die Rollenverteilung klar geregelt sein, die Kompetenzen klar abgesteckt.
Nun soll es aber bereits erste Verwerfungen gegeben haben, natürlich offiziell dementiert. Differenzen soll es zwischen Mislintat als Kaderplaner und Sportdirektor Sebastian Kehl samt Cheftrainer Sahin schon gegeben haben, Beobachter des Trainingslagers in Bad Ragaz wollen einen "isolierten" Mislintat erkannt haben.
Der entfachten Aufbruchstimmung tut das (noch) keinen Abbruch. Ein Gefahrenherd ist es aber allemal.
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