Borussia Dortmund beschliesst eine starke Gruppenphase mit einem Remis gegen Paris, das Mut machen sollte für die kommenden Aufgaben - und macht sich mit dem Gruppensieg womöglich selbst ein Hintertürchen auf für die Zukunft.
Prägnanter als
Sebastian Kehl sprach danach von einer "sensationellen Aktion", Trainer
Süles Grätsche kurz vor der Torlinie, als letzte Instanz bei
Süle selbstkritisch nach der Rettungstat
Dass es zu einer der Schlüsselszenen im letzten Gruppenspiel der Champions League in dieser Saison auch noch eine Vorgeschichte gibt und dass die Beteiligten diese auch nicht unerwähnt lassen wollten, ist ein gutes Indiz.
Zur Wahrheit gehört tatsächlich auch, dass der BVB in dieser einen Szene mal wieder von seinem Plan abgekommen war, die Vorgaben des Trainers nicht so umsetzen konnte wie erwünscht. Im Mittelfeld fehlte der nötige Balldruck, der BVB stand in Ballnähe weder auf dem Sprung, noch in der letzten Linie - in Person von Süle - so aufmerksam genug, dass die Tiefe gesichert war.
So genügte ein langer, offener Ball über das Dortmunder Pressing und auch über Süle hinweg, um die Eins-gegen-Eins-Situation zwischen Mbappe und Gregor Kobel im Dortmunder Tor erst entstehen zu lassen. "Ich denke, dass man es vorher verhindern muss. Es ist bekannt, wie schnell Mbappe ist. Da muss ich mich schneller fallenlassen. Ich denke, ich kann das vorher besser machen", fiel Süles Selbstkritik offen und ehrlich aus.
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Erinnerungen an "den" BVB-Fussball
Der BVB hat sich gegen Paris mal wieder von seiner besseren Seite gezeigt und damit den positiven Trend in den Spielen der Königsklasse bestätigt. Tabellenplatz eins in der sogenannten "Todesgruppe" ist die Belohnung für eine bis dato beherzte Champions-League-Kampagne. Den ganz dicken Brocken geht der BVB damit bei der Auslosung am kommenden Montag aus dem Weg.
Zum positiven Ergebnis passte vor 81.365 zufriedenen Zuschauern aber auch die Leistung der Mannschaft. Nach einigen herben Enttäuschungen in den letzten Wochen und diskutablen Vorstellungen versöhnte sich die Mannschaft zu einem guten Teil wieder mit ihren Anhängern. Und nimmt nun im besten Fall den nötigen Schwung mit in die letzten beiden Spiele vor der Winterpause in der Bundesliga.
Die Art und Weise des Vortrags gegen ein allerdings in weiten Teilen auch wildes und wenig überzeugendes PSG erinnerte zumindest wieder an den BVB-Fussball, den man sich in Dortmund wünscht.
"Wir waren mutig. Wir haben gut die Räume gefunden, sind rotiert, haben Gegenspieler weggezogen und Fülle (Niclas Füllkrug, Anm. d. Red.) gut ins Spiel gebracht. Und wir haben ab und zu guten Kombinationsfussball gezeigt bis ins letzte Drittel, da aber haben ein bisschen die Präzision und die Gier beim Torabschluss ein wenig gefehlt", ordnete Terzic die Partie auf den Punkt ein.
Dortmund in allen Spielphasen wieder mutiger
Dortmunds Trainer wählte eine ganz andere Herangehensweise als in anderen grossen, wichtigen Spielen dieser Saison. Anders als etwa im Hinspiel in Paris, im Heimspiel gegen die Bayern, in Leverkusen und zuletzt auch im Pokal in Stuttgart war seine Mannschaft aggressiver und mutiger ausgerichtet, rückte im Pressing hoch und kompakt auf - statt sich wie in den genannten Spielen am und um den eigenen Strafraum zu verschanzen.
Im eigenen Ballbesitz lockte der BVB den Gegner in der ersten Pressinglinie hoch an, während die Angreifer Paris’ letzte Linie und das Mittelfeld davor tiefer banden. So entstand genug Raum für vergleichsweise viele Kombinationen ohne den grössten Gegnerdruck im Mittelfeld oder Räume gingen auf für vertikale, flache Anspiele der Innenverteidiger auf die Stürmer.
So entstanden einige der vielen Dortmunder Chancen, die Führung durch Karim Adeyemi entsprang einer konzertierten Pressingsituation: Sechs Dortmunder Spieler rückten bis 20 Meter vor das gegnerische Tor zum Ballklau auf und wurden belohnt.
Die Kehrseite - Chancen wie jene von Mbappe, schnelles Umschalten der Gäste nach den "zu vielen Ballverlusten im Mittelfeld", wie Terzic anmahnte - war dabei eingepreist. Und wurde von den Fans und wohl auch grossen Teilen der Mannschaft toleriert.
Der BVB macht sich selbst ein Hintertürchen auf
Der Abend im Signal Iduna Park kann deshalb mehr sein als "nur" das Erreichen der K.o.-Phase als Gruppenerster und ein Teilerfolg gegen eine der offensivstärksten Mannschaften Europas. Er kann als Fingerzeig dafür dienen, wie die Mannschaft Fussball spielen kann - wenn man sie denn lässt und sie will. Das bleibt jedenfalls als gefühlte Wahrheit.
Faktum ist dagegen, dass der BVB mir seiner überaus erfolgreichen Gruppenphase auch mitgeholfen hat, seine eigene Ausgangslage auf Sicht deutlich zu verbessern. Weil der BVB und Paris in die K.o.-Phase einziehen und gleichzeitig Newcastle United nach der Niederlage gegen Milan zu Hause ganz raus ist aus dem europäischen Wettbewerb, hat die Bundesliga ihre Ausgangsposition noch einmal verbessert.
In den sechs Duellen gegen englische Klubs in der Gruppenphase - Dortmund gegen Newcastle, die Bayern gegen ManUnited, Leipzig gegen ManCity - gelangen vier Siege, wodurch gleich zwei englischen Vertretern das Aus im europäischen Wettbewerb ereilte (Newcastle und United).
In der Saison-Rangliste liegt die Bundesliga deshalb weiterhin vor Italien auf Platz eins. Das ist insofern interessant, da die beiden erstplatzierten Ligen für die kommende Saison mit ihrem neuen Königsklassen-Modus einen weiteren Startplatz erhalten. Sprich: Der Fünfte der Bundesliga darf dann auch in der Champions League mitspielen.
Für Borussia Dortmund wäre das - im Fall der Fälle - noch ein zusätzliches Hintertürchen.
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