Niklas Süle steht mal wieder im Blickpunkt: Der Innenverteidiger hinkt den eigenen Ansprüchen hinterher, sein Sportchef übt öffentliche Kritik. Für Süle steht in den nächsten Wochen einiges auf dem Spiel - nicht nur bei Borussia Dortmund.

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"Ich glaube, dass es jetzt so langsam bei ihm Klick machen wird", sagte Sebastian Kehl am Sonntag bei der Talkrunde "Sky90" über Niklas Süle.

Einen Spieler also, der seit zehn Jahren Profi ist. Der unter anderem fünf deutsche Meisterschaften, zweimal den DFB-Pokal, die Champions League und den Weltpokal gewonnen hat. Der knapp 400 Pflichtspiele im Klub und 49 Länderspiele für Deutschland absolviert hat.

Dem viele Experten und ganz offenbar auch seine (Ex-)Vereine Bayern München und Borussia Dortmund Fähigkeiten nahe der Weltklasse und Führungsqualitäten attestieren. Und der sich trotzdem seit Jahren und nun auch aktuell wieder mit Debatten konfrontiert sieht, die seine Arbeitsmoral und die Einstellung zu seinem Beruf in Zweifel ziehen.

Grosse Ziele, kleine Leistung

Mal wieder steht Niklas Süle unter besonderer Beobachtung, nicht nur bei den Verantwortlichen von Borussia Dortmund. Der BVB hat nach einer durchwachsenen Hinserie einiges aufzuholen und wiedergutzumachen, in der Champions League und in der Bundesliga gilt es noch grosse Ziele zu erreichen und am Ende der Saison wartet die eine grosse Chance für jeden potenziellen Nationalspieler: ein Turnier im eigenen Land.

Ansporn genug eigentlich, um sich in der ohnehin schon kurzen Vorbereitungsphase in Form und Stimmung zu bringen für die diffizilen Aufgaben. Geglückt scheint Süle das aber kaum zu sein, jedenfalls durfte er das erste Pflichtspiel der Rückserie in Darmstadt 88 Minuten lang von der Bank aus verfolgen - obwohl mit Mats Hummels kurzfristig einer von nur drei gelernten Innenverteidigern im Kader ausgefallen war.

Aber weder für einen Platz im Abwehrzentrum reichte es, noch für die Position rechts in der Viererkette. Trainer Edin Terzic stellte stattdessen den Sechser Emre Can neben Nico Schlotterbeck in die Abwehrmitte und vertraute dem ebenfalls umstrittenen Thomas Meunier als Rechtsverteidiger.

Was wiederum dazu führte, dass sich Sportchef Kehl bei dem ersten grossen Auftritt nach der Winterpause öffentlich zu Süle erklären musste. "Mit der Entscheidung, Emre in die Innenverteidigung zu stellen, hat Edin Niklas getroffen und hat damit auf die letzten Tage reagiert. Edin war nicht 100 Prozent zufrieden, auch nicht im Trainingslager."

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Kehl: "Er muss jetzt Gas geben"

Kehl zeigte durchaus Verständnis für seinen Spieler, attestierte dem "eine gewisse Frustration und Enttäuschung" nach den letzten Spielen mit wenig Einsatzzeiten. "Er ist gewillt, daran zu arbeiten", so Kehl. Aber auch der Sportchef kam nicht umhin, den Druck auf einen seiner erfahrensten Spieler - mal wieder - zu erhöhen.

"Wir hatten uns in den letzten Monaten mehr erhofft. Wir haben ihn ablösefrei verpflichtet, das war für uns ein guter Deal. Er war Nationalspieler und in einem sehr guten Alter. Niklas kann mehr. Er muss jetzt Gas geben - und das erwarte ich von ihm in den nächsten Monaten!"

Es wird in der Rückserie definitiv nicht mehr reichen, in unregelmässigen Abständen mit überzeugenden Leistungen im Spiel und auch in den Trainingseinheiten zu punkten. Süle benötigt nun Konstanz auf höchstem Niveau, um seiner Mannschaft und damit immer auch sich selbst zu helfen.

"Niklas hat wahnsinnige Fähigkeiten und noch grosse Ziele in diesem Jahr. Er will zurück in die Nationalmannschaft und will diese Europameisterschaft spielen. Er will ein gewichtiger Teil von Borussia Dortmund sein. Da werden wir ihn auch unterstützen", so Kehl weiter. Nur: So oder so ähnlich haben sich Kehl und andere Verantwortliche auch früher schon über Süle geäussert.

Auch in der Nationalmannschaft auf der Kippe

Mit 28 Jahren steht der vor einer ganz entscheidenden Gabelung seiner Karriere. Die Gegebenheiten sind beim BVB nahezu perfekt, bei nur drei Innenverteidigern von Format im Kader, einer guten Mischung aus Anspannung in zwei Wettbewerben, aber auch genug Trainingszeiten dazwischen und nun auch noch einem zusätzlichen Co-Trainer, der sich um die Defensivinhalte und -spieler kümmert.

Niklas Süle muss das aber auch nachhaltig nutzen, sich wieder wichtig und unverzichtbar machen bei BVB. Nur das würde das Ticket in die Nationalmannschaft und zur EM bedeuten. In den letzten beiden Länderspielen gegen die Türkei und in Österreich sass Süle jeweils 90 Minuten auf der Bank, davor gegen Mexiko und die USA reichte es nur zu Teilzeiteinsätzen - einmal auch als Rechtsverteidiger. Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann hat Süle offenbar noch nicht wirklich überzeugt.

"Es ist für Borussia Dortmund und ihn wichtig, dass er seine Fähigkeiten einbringt", sagt Sebastian Kehl. Und das ist wohl als Ansporn, aber auch als Mahnung zu verstehen.

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