• Borussia Dortmunds heftige Klatsche gegen Leipzig lässt die Stimmung unter den Fans kippen.
  • Denn sie wurden von ihrer Mannschaft und dem Trainer zum wiederholten Male bitterlich enttäuscht.
  • Dortmunds Saison droht jetzt nur noch auszutrudeln.

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Ein Fussballfest war eingeplant mit der Rückkehr der Fans nach 763 Tagen, beim Topspiel des Tages gegen den Klub, der so etwas wie das Feindbild der Neuzeit ist und der Partie damit - zumindest aus Sicht der Anhänger - diese ganz besondere Note verlieh. Für die Fans war das Spiel gegen Leipzig mehr als eine handelsübliche Bundesligapartie. Es ging um den Vergleich zwischen dem angeblichen Guten (Borussia Dortmund) gegen das angebliche Böse (RB Leipzig), um den Kern ihres Klubs.

Ein grosser Abend kündigte sich also an, die Rückkehr der Fans "wird was mit uns machen", sagte Trainer Marco Rose. Aber wer sich mit Borussia Dortmund in dieser Saison etwas näher beschäftigt, musste sich auch darauf einstellen, dass die grosse Bühne auch zum grossen Reinfall werden konnte. Und sah sich bestätigt.

Das 1:4 gegen RB Leipzig war nicht nur ernüchternd, es war eine Demontage erster Klasse. Nicht jeder wollte das so einsehen, Mats Hummels etwa verwies auf die kühle Leipziger Effizienz vor dem Tor als ausschlaggebenden Unterschied beider Mannschaften und dass der BVB besonders in der Startphase der Partie überaus engagiert zu Werke ging und tatsächlich eine sehr gute Torchance hatte. Als Hummels da am Sky-Mikrofon stand und die nächste Heimklatsche erklärte, pöbelten im Hintergrund etliche Fans, die "Rose raus"-Rufe waren kaum zu überhören.

Der Tiefschlag als Konstante in dieser SAison

Es bleibt dabei, dass Platz zwei in der Liga und immer noch elf Punkte mehr als zum selben Zeitpunkt der letzten Saison den Blick auf das Wesentliche trüben. Aber die Zahl derer, die ihrem Unmut jetzt Luft machen, nimmt zu. Und sie werden wieder gehört - schliesslich war das Gros der Fans zwei Jahre lang aus den Stadien verschwunden.

Die letzte Saison, bei der die Mannschaft beinahe die Qualifikation für die lebensnotwendige Champions League verpasst hätte, darf in der Beurteilung jedenfalls nicht als Referenzpunkt gelten. Stattdessen sind die bösen Überraschungen längst nicht mehr die Ausnahme, sondern zu so etwas wie eine der wenigen Konstanten in dieser Saison geworden.

Dortmund hat die Highlight-Spiele gegen die Bayern verloren, nun zweimal gegen Leipzig, zweimal gegen Ajax, zu Hause 2:5 gegen Bayer Leverkusen und ist in den (K.o.-)Spielen in der Champions League, in der Europa League und im DFB-Pokal teilweise sang- und klanglos gescheitert. Die Mannschaft hat unter Rose nun fast ein Drittel der Pflichtspiele verloren, die Gesamtbilanz des Trainers ist noch ganz ordentlich, die Entwicklung der Mannschaft aber gleich Null. Und das ist mit Blick auf die kommende Saison keine besonders rosige Aussicht.

Was hat Marco Rose bisher bewirkt?

Denn das wird nun die Aufgabe sein in den kommenden Wochen: Eine Art Bestandsaufnahme und Sichtung derer und dessen, was in Zukunft überhaupt noch in einem vernünftigen Kosten-Verhältnis nützlich sein kann. Sowohl auf personeller als auch auf inhaltlicher Ebene. Bald-Sportchef Sebastian Kehl hatte am Freitag in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" einen ziemlich radikalen Umbruch angekündigt und durfte sich nach dem Niedergang gegen Leipzig bestätigt fühlen.

In den letzten Monaten war Dortmund jedenfalls nicht in der Lage, irgendjemandem gefährlich zu werden. Auch nicht mithilfe möglicher Impulse von aussen. Denn auch wenn Hummels‘ Gedanke richtig war, dass Leipzig bis auf Umschaltmomente in der Offensive nicht viel mehr anbieten konnte, muss doch die Gegenfrage erlaubt sein: Was hatte der BVB zu bieten, ausser einem sehr vernünftigen Gegenpressing in den ersten 20 Minuten?

Es fehlen auch nach mehr als drei Vierteln der Saison die spielerischen Mittel, es hapert am defensiven Umschalten, sobald das Gegenpressing ins Leere greift. Und es stimmt nicht in der Restverteidigung, in der Abstimmung untereinander. Deshalb steht die Mannschaft jetzt bei 1,5 Gegentoren pro Partie. Für dieses sehr dringliche Problem findet Rose aber einfach keine Lösung.

Fans verlassen Stadion: Nicht die vier Gegentore sind die Höchststrafe

Am Samstag verliessen die ersten Fans schon nach 80 Minuten das Stadion. Und das nach über zwei Jahren des Wartens. Nicht die vier Gegentore der Leipziger waren die Höchststrafe an diesem Abend, sondern die Reaktion der eigenen Fans. Die Stimmung kippt in den letzten Wochen der Saison, weil die Fans nun auch gar nichts mehr haben, auf das sie sich noch freuen könnten. "Den Blick nach oben gibt es nicht mehr", sagt Mats Hummels. "Jetzt geht es um einen Grundstein für das nächste Jahr."

Borussia Dortmund bestreitet im heissen Frühjahr der Saison überspitzt formuliert also noch sechs bessere Testspiele. Aus rein sportlicher Sicht ist die Luft jetzt wohl endgültig raus. Und man darf gespannt sein, wie viele Fans zum nächsten Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg den Weg ins Stadion finden.

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