• Borussia Dortmund zeigt sich auch gegen den VfL Bochum lernresistent und erstaunlich leidenschaftslos.
  • Die Reaktion der Fans ist entsprechend und könnte noch zu einem Problem werden.
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"Echte Liebe", wie das Borussia Dortmund so gerne proklamiert, ist die Beziehung zwischen dem Klub und seiner Mannschaft auf der einen und den Dortmunder Fans auf der anderen Seite schon lange nicht mehr. Jedenfalls nicht jene bedingungslose Zuneigung und Hingabe, an die man sich in den letzten Jahren gewöhnen konnte.

Am Samstag war es auf den Tag genau elf Jahre her, dass die Borussia sich endgültig in der Spitzengruppe des europäischen Fussballs zurückgemeldet hatte und auch die Kräfteverhältnisse in der Bundesliga so richtig ins Wanken brachte. Am 30. April 2011 machte der BVB die erste von zwei Meisterschaften unter Jürgen Klopp klar, und was danach los war - auf dem Rasen, in der Stadt und um Dortmund herum - das suchte seinesgleichen.

Die Bilder des von Menschen gefluteten Rasens im Westfalenstadion sind immer noch ganz frisch, die kindliche Freude, Kevin Grosskreutz, der Rasierapparat. In den Jahren danach war die Verbindung zwischen den Fans und der Mannschaft so eng, so authentisch. Auch nicht in der Double-Saison danach, nicht beim Wunder gegen Malaga oder in der Trauer nach dem verlorenen Champions-League-Finale. Der 30. April 2011 war ein Wende- und Höhepunkt in der Geschichte des Klubs, das freudigste Ereignis der Neuzeit.

Elf Jahre später spielte eine Dortmunder Mannschaft wieder ein relativ wichtiges Spiel. Aus sportlicher Sicht war die Partie gegen den VfL Bochum zwar von überschaubarer Grösse, aber für die Fans nach einer wackligen Saison mit deutlich zu vielen Enttäuschungen und Niederschlägen gegen einen Lokalrivalen zumindest von grossem emotionalem Wert.

Kehl: Wir waren nicht zu 100 Prozent da

Der FC Schalke steckt in der zweiten Liga fest, also rückten die Spiele gegen den VfL Bochum automatisch in den Stand der Saison-Derbys. Im Hinspiel erreichte der BVB auf den letzten Drücker noch ein Remis gegen den Aufsteiger - um nun im eigenen Stadion regelrecht gedemütigt zu werden. Die Niederlage mit vier Gegentoren im eigenen Stadion war schon schlimm genug. Dann auch noch den Gegner mit rund 10.000 ganz in Blau gekleideten Fans den Sieg und auch den Klassenerhalt bejubeln zu sein: Das war mehr als ein Tiefschlag.

"Wir reden über ein Derby, davon gibt es nur eins in dieser Saison. Besonders in so einem Spiel dürfen die Fans erwarten, dass wir zu 100 Prozent da sind. Und das waren wir nicht. Das ist einfach nur schwach." Das sagte Sebastian Kehl nach einem einmal mehr ernüchternden Heimspiel den "Ruhr-Nachrichten". Während auf der Nordtribüne der blaue Mob ausgelassen feierte, schlichen auf der anderen Seite die Dortmunder Spieler in Sicherheitsabstand auf die Süd zu, um sich dort beschimpfen und verspotten zu lassen.

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Von Leidenschaft und Euphorie ist Dortmund meilenweit entfernt

Die neunte Saisonniederlage in der Bundesliga war die vielleicht schwerste, schlimmer noch als das 2:5 gegen Leverkusen oder das 1:4 gegen Leipzig. Das ist erst ein paar Wochen her, bei der Rückkehr der Fans liess sich der BVB vom wenig geliebten Rivalen abschiessen und schon da drohte die Stimmung zu kippen. Die Reaktion der Fans auf der Südtribüne nach dem Bochum-Spiel erreichte nun eine neue Qualität. "Das eine ist, das Spiel zu verlieren. Das andere ist, sich dann zu Recht auspfeifen lassen zu müssen", sagte Julian Brandt. Man hat das so ähnlich schon ein paar Mal gehört in dieser Saison, es stellt sich aber auch auf den letzten Metern der Spielzeit offenbar keine Besserung mehr ein.

Und das könnte für Borussia Dortmund noch zu einem veritablen Problem werden. Die sportlichen Niederschläge sind das eine, die Probleme angeblich erkannt und als Ansatzpunkte in der Saisonvorbereitung notiert. Aber die einzige Konstante dieser Saison, der bedingungslose Rückhalt der Fans auch in den schwersten Stunden, scheint immer mehr zu bröckeln. Eine Leidenschaft, wie sie der VfL Bochum und seine Anhänger in Dortmund zeigten, diese totale Ekstase: Davon ist Borussia Dortmund gefühlt meilenweit entfernt.

Der Kern des Dortmunder Fussballs besteht aus Leidenschaft, Emotionen und Euphorie, so war das jedenfalls einmal. Aktuell trödelt eine leblose Mannschaft dem Ende einer Saison entgegen, in der erneut kein Umbruch gelungen ist und ein ganzes Jahr verschenkt wurde. Deshalb droht der BVB nicht nur sich selbst, sondern am Ende auch seine einen Teil seiner Fans zu verlieren. Und das wäre dann tatsächlich verheerend.

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