- Mit Karim Adeyemi schnappt sich Borussia Dortmund den nächsten deutschen Nationalspieler
- Der Stürmer ist ein junger Profi, der eine besondere Geschichte zu erzählen hat und trotz des Hypes um seine Person bodenständig bleibt.
Das war ja mal ein aufregender Tag für Borussia Dortmund und seine Fans. Fast unmittelbar auf die Ad-hoc-Meldung des börsennotierten Klubs mit der Ankündigung des nahenden Abschieds von Erling Haaland zu Manchester City folgte eine Vollzugsmeldung.
Karim Adeyemi wechselt zum BVB, der Angreifer hat einen Vertrag bis 2027 unterschrieben und ist nach Niklas Süle und Nico Schlotterbeck nun schon der dritte deutsche Nationalspieler, der ab dem Sommer
Adeyemi war also auf Ergometer zu sehen und wie er den Twitter-Post über seine eigene Verpflichtung kontrolliert und für gut befindet. Und natürlich gab es auch die ersten kleinen Interview-Schnipsel zu sehen und zu hören, herausgepickt aus einer grösseren Geschichte - die wiederum nur für Kunden von "BVB Inside" komplett zu sehen sein wird. Schon jetzt ist anzunehmen, dass sich die Borussia da nicht irgendeinen Spieler eingekauft hat. Sondern eine angehende Marke.
BVB-Zugang Karim Adeyemi: Schnell, trickreich, unbekümmert
Karim Adeyemi wird der Borussia sportlich weiterhelfen. Der 20-Jährige ist schnell, wendig, trickreich, unbekümmert, bisweilen auch schon richtig schlitzohrig. Sein Spielstil ist spektakulär, dabei ist er kein klassischer Mittelstürmer und auch kein Flügelspieler, sondern irgendetwas dazwischen.
Als zweite Spitze neben einem grossen Brecher dürfte Adeyemi besonders gut aufgehoben sein, um Bälle aufzusammeln oder mit seiner enormen Geschwindigkeit die Tiefe zu bedrohen, wenn lange Bälle nach vorne segeln. In Salzburg hat das mit seinem Partner Benjamin Sesko, erst 18 Jahre jung, jedenfalls besonders gut geklappt.
Für Red Bull hat er in dieser Saison in 27 Ligaspielen 23 Scorerpunkte gesammelt, in der Torjägerliste der österreichischen Liga liegt er mit 19 Toren zwei Spieltage vor Schluss mit deutlichem Abstand vorne. Der Spieler hat also auch im Torabschluss eine gewisse Qualität. Und er hat nach nun fast vier Jahren Ausbildung in Salzburg und deren Dependance Liefering jenes Pressing und Gegenpressing förmlich aufgesogen, das sein künftiger Trainer in Dortmund noch weiter vorantreiben will.
Ziehvater Manni Schwabl
Adeyemi hat eine besondere Geschichte zu erzählen: Als Sohn einer Rumänin und eines Nigerianers schaffte er es früh zu den grossen Bayern. Weil er als Kind aber offenbar zu oft ein wenig zu renitent gewesen sein soll, Probleme mit Trainern und Lehrern hatte, war bei den Bayern schnell auch wieder Schluss.
Adeyemi spielte in Unterhaching vor und von Präsident Manni Schwabl ist überliefert, dass der keine zwei Minuten beim Training zu schauen musste, um zu erkennen, dass da ein künftiger Profifussballer die Gegenspieler schwindlig spielte. Schwabl wurde zu einer Art Ziehvater, auch heute bespricht Adeyemi wichtige private und berufliche Dinge mit dem ehemaligen Bayern-Spieler.
Und die Tatsache, dass Adeyemi in Deutschland trotz seiner Erfolge im Nachbarland und einiger Auftritte in der Nationalmannschaft noch eher unter dem Radar flog, macht die Ausgangslage für den BVB noch interessanter. Adeyemi ist als Typ auf dem Sprung, eine grosse Marke zu werden. Seriös genug, um seinen Beruf mit allen notwendigen Anstrengungen und Entbehrungen auf absolutem Top-Niveau auszuüben - aber auch locker genug, sich im Drumherum auf anderen Feldern zu betätigen, ohne dabei nur die klassischen Fussballer-Klischees zu bedienen.
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Trotz allem immer noch bodenständig
Wie fast jeder Jugendliche oder junge Erwachsene hat Adeyemi ein Faible für die Spielekonsole, er unterhält einen eigenen Twitch-Kanal, auf dem er sich mit Freunden austauscht oder einfach nur ein bisschen zockt. Ansonsten ist es aber eher ruhig um den gebürtigen Münchener. Adeyemi fällt abseits des Platzes nicht durch grosse Extravaganzen auf, fährt kein dickes Auto, verzichtet bislang auf Körperschmuck aller Art, ist kein Teil der Bling-Bling-Gesellschaft des Fussballs.
Stattdessen zieht er bei seinen häufigen Besuchen zu Hause in München in sein altes Kinderzimmer ein, trifft sich mit seinen früheren Kumpels in Unterhaching, wo seine Mutter das kleine Jugendinternat des Regionalligisten managed. Karim Adeyemi ist einer von ihnen und auf dem Teppich geblieben, in Salzburg ist er immer einer der Letzten, die das Stadion verlassen - weil er sich noch lange Zeit nimmt für Autogramme und Selfies, direkt am Spielfeldrand. Adeyemi steht in Salzburg in der Gunst der Fans ganz oben.
In Dortmund wird er das alles ein wenig eindampfen müssen, wenn sich das Interesse an seiner Person spätestens mit dem Auftakt in die Vorbereitung potenzieren wird. Aber am Komplettpaket aus sportlicher Qualität, jugendlicher Leichtigkeit, einer gewissen Medienpräsenz und dem immer noch auszuschöpfenden Leistungsvermögen ändert das nichts. Karim Adeyemi könnte beim BVB nicht nur ganz schnell zum neuen Publikumsliebling aufsteigen - der junge Mann hat tatsächlich das Potenzial zu einem echten Star.
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