Dortmund reist mit einer wahren Schreckensbilanz zum Topspiel nach München. Dabei gab es in der Vergangenheit auch das eine oder andere Highlight aus BVB-Sicht.
Vor fast auf den Tag genau einem Jahr war das noch ein Spitzenspiel: Zweiter gegen Erster, die wankenden Bayern mit ihrem sehr neuen Trainer
Von dieser brisanten Konstellation ist der sogenannte Klassiker in diesem Frühjahr ein ganzes Stück entfernt. Die Bayern haben bei zehn Punkten Rückstand auf Bayer Leverkusen allenfalls noch eine vage Chance auf die Meisterschaft, der BVB hat sogar 20 Punkte Rückstand auf die Spitze.
Und doch zieht das Spiel der beiden besten deutschen Klubs der letzten zehn, 15 Jahre die Fans nicht nur in Deutschland in den Bann. Eine Zeitreise durch die Meilensteine des Klassikers in München.
16. Oktober 1965: Die Premiere
Zum ersten Mal überhaupt treffen der FC Bayern und der BVB aufeinander, vor Einführung der Bundesliga zwei Jahre zuvor spielten die Münchener noch in der damaligen Oberliga beziehungsweise dann in der Regionalliga Süd, der BVB in der Oberliga West. Berührungspunkte gab es bis dato keine.
Beim ersten Pflichtspiel überhaupt geht die Borussia als Favorit in die Partie und füllt diese Rolle gegen den Bundesliga-Neuling auch aus. Die Bayern mit den späteren Weltstars Maier, Beckenbauer,
27. November 1971: Die Demütigung
Beim letzten Aufeinandertreffen beider Mannschaften im Grünwalder Stadion – die Bayern ziehen wenige Monate später ins neu erbaute Olympiastadion um – haben sich die Vorzeichen längst geändert. Die Bayern schicken sich an, das erfolgreichste Jahrzehnt ihrer Klubgeschichte zu schreiben, die Borussia ist ein Abstiegskandidat.
Zur Pause steht es schon 4:0, am Ende sogar 11:1 für die Bayern, Gerd Müller schiesst vier Tore. Es ist zu diesem Zeitpunkt die höchste Niederlage der Bundesligageschichte, die aber nur ein paar Jahre später vom BVB mit dem 0:12 gegen Gladbach noch getoppt wird. Am Ende der Saison wird Bayern mit 101 erzielten Toren Meister, die Borussia steigt aus der Bundesliga ab.
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12. Oktober 1991: Der höchste Auswärtssieg
Die Bayern wanken in der Saison 1991/92 gewaltig, ein paar Tage vor dem Spiel wird Trainer Jupp Heynckes nach einer 1:4-Klatsche zu Hause gegen die Stuttgarter Kickers entlassen. Aber auch der Neustart mit Trainer-Frischling Sören Lerby misslingt komplett.
Die Borussia spielt komplett mittellose Bayern mit 3:0 förmlich aus dem Olympiastadion, die Tore zum bis heute höchsten Dortmunder Sieg in München erzielen Michael Rummenigge, Fleming Poulsen und Markus Münch per Eigentor. Nach diesem Spieltag sind die Bayern als Tabellen-13. übrigens mittendrin im Abstiegskampf, retten sich aber am Ende auf Platz zehn. Dem BVB dagegen fehlen am letzten Spieltag vier Minuten zur deutschen Meisterschaft.
9. November 2002: Koller unbezwingbar
Eigentlich ein handelsübliches Bundesligaspiel. Titelverteidiger BVB hat zwei Punkte Rückstand auf die Bayern und braucht einen Sieg. Jan Kollers Führungstor nach acht Minuten bringt die Borussia scheinbar auf einen guten Weg. Dann fliegt Torsten Frings noch vor der Pause vom Platz und die Bayern drehen nach dem Wechsel das Spiel.
Das Drama folgt dann nur Sekunden nach dem Münchener Führungstreffer durch Claudio Pizarro: Keeper Jens Lehmann beschwert sich so lautstark bei Schiedsrichter Michael Weiner, dass dieser die Ampelkarte zückt. Weil der BVB schon dreimal gewechselt hat, muss ein Feldspieler ins Tor. Jan Koller streift sich das orange Trikot über und hält seinen Kasten trotz doppelter Unterzahl gegen die Bayern sauber. An der 1:2-Niederlage ändert das aber nichts mehr.
26. Februar 2011: Das Meisterstück
Eine Dortmunder Rasselbande lehrt die Liga das Fürchten, hat schon zehn Punkte Vorsprung auf Leverkusen und sogar 13 auf den FC Bayern. Die letzte, minimale Chance für den Rekordmeister, doch noch ins Meisterrennen einzugreifen, endet dann mit einem triumphalen Sieg der Borussia.
Lucas Barrios, Nuri Sahin und Mats Hummels erzielen die Tore zum 3:1-Sieg und räumen damit auch die letzten Zweifel aus dem Weg: Borussia Dortmund mit Trainer Jürgen Klopp wird der neue deutsche Meister.
28. April 2015: Klopps letzter Streich
Jürgen Klopp hat in den Wochen davor seinen Abschied vom BVB angekündigt, in der Liga kämpft die Borussia nur noch um den Einzug in die Europa League. Zu dominant sind die Bayern mit Trainer Pep Guardiola. Das grosse Dortmunder Ziel ist deshalb der Einzug ins Pokalfinale von Berlin, das Halbfinale in München der letzte Schritt dorthin.
Nach 120 Minuten steht es 1:1, Robert Lewandowski trifft für die Bayern, Pierre-Emerick Aubameyang gleicht aus. Dann kommt es zum legendären Elfmeterschiessen: Alle vier Bayern-Schützen vergeben, nacheinander scheitern Philipp Lahm, Xabi Alonso, Mario Götze und Manuel Neuer. Der BVB zieht nach Treffern von Ilkay Gündogan und Sebastian Kehl ins Finale ein.
26. April 2017: Dortmunds letzter Sieg
In der Bundesliga gibt es für den BVB schon lange nichts mehr zu holen in München - im Pokal zeigt sich der BVB aber weiter renitent. Wieder steht ein Halbfinale an, wieder liegt die Mannschaft zur Halbzeit mit einem Tor hinten. Dann aber dreht die Borussia auf, gleicht erst durch Aubameyang aus und nur vier Minuten später erzielt Ousmane Dembele den Siegtreffer.
Diesmal klappt es dann auch mit dem Sieg im Finale von Berlin. Anders als zwei Jahre zuvor (1:3 gegen Wolfsburg) holt sich der BVB mit Trainer Thomas Tuchel nach einem 2:1 über Eintracht Frankfurt den Pott.
April 2023: Tuchels Premiere
Ex-BVB-Coach Tuchel übernimmt die Bayern nur wenige Tage vor dem Spiel. Der Rekordmeister wankt massiv, während die Borussia in der Rückserie zehn Punkte mehr eingesammelt hat als die Münchener und an den Bayern vorbeigezogen ist. Dann aber passiert das, was seit neun Jahren immer in München passiert: Der BVB geht komplett ein, nach 50 Minuten steht es 4:0 für die Bayern.
Das 2:4 aus Dortmunder Sicht am Ende ist ein gefühltes 0:6, die Serie hält damit bis heute an: Seit dem Pokal-Triumph von 2017 hat der BVB alle acht Spiele in München verloren, bei einem Torverhältnis von 8:31. Ob sich das beim nächsten Aufeinandertreffen ändert?
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