Der BVB zeigte gegen Köln besonders im Aufbau noch einige Probleme. Edin Terzic spricht diese nun erneut klar an. Immerhin: Dortmunds Trainer darf sich auf einen harten Konkurrenzkampf freuen.

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Pressekonferenzen vor einem Bundesliga-Spiel besitzen in der Regel eher überschaubaren Informationsgehalt. Der Cheftrainer erzählt ein paar Takte zum Personal - wer ist verletzt, wer angeschlagen, welche Wackelkandidaten gibt es - und wie seine Mannschaft eventuell, vielleicht, also unter Umständen spielen könnte.

Nicht fehlen darf natürlich das grosse Lob für den Gegner und dass der ja überaus gefährlich sei und "Qualität" habe. Seine müsse deshalb nur ihr Spiel spielen und jederzeit "bei sich bleiben". Im Prinzip ist das immer dasselbe, nur wenige Trainer gehen wirklich im Detail auf inhaltliche Fragen ein - so diese denn von den anwesenden Journalisten überhaupt gestellt werden.

Insofern war Borussia Dortmunds Pressekonferenz am Donnerstag ein Lichtblick. Edin Terzic ist ein feiner Kommunikator mit einem Gespür für den Augenblick: Wann darf er was öffentlich sagen - und wie könnten seine Worte da draussen ankommen. Nicht zufällig dürfte Dortmunds Trainer also seine Ausführungen zu den Problemen der Borussia im ersten Spiel gegen Köln gewählt haben: Um noch einmal und frühzeitig genug auf ein paar Probleme aufmerksam zu machen.

Terzic kritisiert die Positionierung seiner Spieler

"Wir haben letzte Woche viel zu häufig den Dreier-Aufbau gewählt, obwohl es der Gegner nicht angeboten hatte. Und die Räume, die der Gegner geboten hat, haben wir nicht gefunden. Dazu standen wir viel zu eng. Uns hat die Positionierung im Zentrum und am Flügel nicht gefallen. So wurden wir nur durch Standards gefährlich", sagte Terzic also und wiederholte damit seine bereits am Samstag unmittelbar nach dem Spiel geäusserte Kritik.

Im eigenen Ballbesitz hatte sich der BVB gegen zwar renitent, aber keinesfalls perfekt anlaufende Kölner das Leben selbst unnötig schwer gemacht. Die Raumaufteilung hatte Terzic besonders in der ersten Halbzeit nicht gepasst, die gewählten Stilmittel - Aufbau über einen abkippenden Sechser, Freilaufverhalten in den Halbräumen, Dynamiken auslösen - wurden falsch angewandt.

"Häufig passte das Timing nicht, haben uns nicht gut positioniert. Emre fühlt sich wohl, wenn er das Spiel vor sich hat. Wichtig ist, dass wir den Dreier-Aufbau verlassen, wenn wir die erste Ebene überspielt haben. Das hat ab der 55. Minute Marcel Sabitzer übernommen, da sah es deutlich besser aus", so Terzic weiter.

Oder anders formuliert: Seine Mannschaft hat zu oft mit den falschen Werkzeugen hantiert und dann auch noch handwerkliche Fehler gemacht. Das hat dann dazu geführt, dass eine Überzahl gebildet wurde, wo gar keine notwendig war - und im Übergangsspiel dann eine grosse Lücke in der Mitte des Spielfelds entstand.

Wohin mit Sabitzer?

Gegen Köln musste oder durfte Terzic seinen Zugang Marcel Sabitzer erstmals in einem Bundesligaspiel ins Gefüge einbauen. Der Trainer verordnete seiner Mannschaft deshalb etwas angepasste Grundordnung: Weg vom relativ starren 4-1-4-1 der Rückrunde, mit dem zweiten Sechser Sabitzer an der Seite von Emre Can und in Marco Reus als klarem Zehner wurde daraus eher ein 4-2-3-1.

Wobei diese Zahlenspielereien eben auch nicht mehr sind als ein Grundgerüst. Die Umformungen in verschiedene Aggregatzustände sind der eigentliche Schlüssel, das Spielsystem. Und da haperte es gegen Köln noch gewaltig, besonders im eigenen Ballbesitz.

"Wir hatten sehr viel Ballbesitz, aber in ganz vielen nicht torgefährlichen Zonen. Wir wollten schnell kombinieren. Was uns dann fehlte war, dass wir den Sechserraum nie besetzt hatten", moserte Terzic schon am Samstag über die strukturellen Probleme seiner Mannschaft.

Fünf Spieler für zwei Plätze

Im Zentrum des Dortmunder Spiels müssen sich die Rollen der einzelnen Spieler erst noch finden. Die Aufgaben sind im Prinzip klar verteilt, die Puzzlestücke passen aber noch nicht ganz zueinander. Im Derby beim VfL Bochum dürfte der BVB mit derselben Grundformation auflaufen, allerdings steht Karim Adeyemi als Flügelspieler wieder bereit.

Damit könnte Julian Brandt ins Zentrum einrücken, Marco Reus bliebe deshalb nur ein Platz auf der Bank. Wenngleich in anderen Mannschaftsteilen noch Bedarf für den einen oder anderen Transfer besteht: Im Mittelfeld ist der BVB schon ausreichend bestückt. Im Gegenteil ist hier das Gedränge am grössten, muss Terzic womöglich Woche für Woche harte Entscheidungen treffen.

Felix Nmecha hat seine Sache nach der Einwechslung gegen Köln ziemlich gut gemacht, Gio Reyna steht nach seiner Verletzung wohl schon bald auch wieder bereit. Um zwei Plätze im Zentrum - Can ist als Kapitän und gelernter Sechser gesetzt - streiten sich dann fünf Spieler.

Für den Trainer sind das an sich schöne Aussichten. Viel wichtiger als Namen sind in den nächsten Wochen aber Inhalte. Und da hat der BVB noch einiges nachzuholen.

Verwendete Quellen:

  • youtube.com: "Unser Spiel spielen, nicht das des VfL!" Pressekonferenz mit Edin Terzic vor dem Spiel des VfL Bochum gegen den BVB
  • sportbuzzer.de: "Zu träge, keine Energie": Kapitän Can knöpft sich BVB vor
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