Während der Aufholjagd konnte sich Borussia Dortmund auf eine starke Defensive verlassen. Im Endspurt der Saison aber bröckelt die schwarz-gelbe Wand. Trainer Edin Terzic ist gefragt.
Über ein einziges Highlight durften sich die Fans des FC Chelsea in diesem Kalenderjahr freuen: Anfang März erlebte die Stamford Bridge einen denkwürdigen Abend, der 2:0-Sieg über Borussia Dortmund sollte so etwas wie ein Erweckungserlebnis einer darbenden Mannschaft sein, das Signal zur grossen Aufholjagd einer bis dahin ziemlich verkorksten Saison.
Wie man mittlerweile weiss, ist daraus nichts geworden. Die Blues stümpern wie ein Absteiger vor sich hin, zuletzt wurden sechs Spiele in Folge verloren: Platz zwölf in der Liga, Spitzenreiter FC Arsenal hat doppelt so viele Punkte eingesammelt. Und in der Königsklasse ist die Reise auch längst schon wieder vorbei.
Borussia Dortmund dürfte sich bis heute grämen, sang- und klanglos gegen diese unterirdischen Blues ausgeschieden zu sein. In der Rückschau ist an diesem Abend in London aber noch ein wenig mehr als "nur" gleichbedeutend mit dem Abschied aus der Königsklasse: Gegen Chelsea fing das plötzlich wieder an mit den Problemen im Spiel gegen den Ball.
Mehr als doppelt so viele Gegentore wie in der starken Phase
Streng genommen schon im Hinspiel ein paar Wochen zuvor hatten sie grosse Probleme mit den Londoner Angreifern, der hervorragende Gregor Kobel und eine gute Portion Glück bewahrten die Mannschaft beim 1:0-Sieg aber vor grösserem Ungemach.
In dieser Phase der Saison lief es plötzlich für die Dortmunder Defensive. Nach dem wilden 4:3 zum Auftakt der Rückserie gegen den FC Augsburg war der Laden geschlossen, kassierte die Mannschaft in zehn Spielen – inklusive der drei Gegentore gegen Augsburg – nur acht Gegentreffer. Das war die Basis für damals zehn Siege am Stück. Mit dem Spiel an der Bridge veränderte sich wieder alles.
Seitdem hat der BVB nur noch ein einziges Mal zu null gespielt und sich in den neun Partien satte 16 Gegentore eingefangen. Trotz derselben personellen Besetzung in allen Mannschaftsteilen, trotz Kobels Rückkehr nach dessen Verletzung. Nach dem Chelsea-Spiel setzte es zwei Gegentore gegen das spielerisch limitierte Schalke, gegen Leipzig hätte es gut auch fünf oder sechs sein können, ebenso wie gegen die Bayern.
Das 3:3 vor gut zwei Wochen in Stuttgart war dann der Tiefpunkt der Dortmunder Defensivbemühungen: Drei Gegentore gegen einen dezimierten Gegner, der bis dahin wahrlich nicht als Tormaschine in Erscheinung getreten war – das ist nicht der Stoff, aus dem deutsche Meister gemacht sind.
Ohne Grundtugenden geht nichts
Wie schmerzhaft jeder Gegentreffer sein kann, musste die Mannschaft am Freitag in Bochum erfahren. Da hat dem Gegner dieses eine Tor gereicht, um dem BVB zwei wichtige Punkte zu klauen und damit die Führungsposition in der Tabelle.
Spätestens diese Partie muss der Mannschaft vor der Schlussphase der Saison noch einmal und ganz entschieden vor Augen führen, wie wichtig bei aller spielerischer Brillanz die Basistugenden in einem Bundesligaspiel sind: Aufmerksamkeit von der ersten Sekunde an, klare Abläufe im Pressing und Gegenpressing, Kompaktheit im Zentrum, eine bissige Zweikampfführung und die Gier, einen verlorenen Ball so schnell wie möglich wiederzuerobern – bei gleichzeitiger Tiefenstaffelung – und ein Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen in jeder Spielsituation.
Edin Terzic: "Wir müssen daraus lernen"
Der BVB hat das alles schon gezeigt, hat Gegner auch mal am ausgestreckten Arm regelrecht verhungern lassen. Diese Stärke kommt momentan kaum mehr zur Geltung. "Es gab viele Momente in den letzten Wochen, wo wir es selbst verspielt haben, Siege einzufahren", sagte Edin Terzic nach dem Bochum-Spiel. "Aber so ist der Sport: Jeder macht Fehler und wir haben in den letzten Wochen definitiv Fehler gemacht. Aber es geht darum, daraus zu lernen und wieder aufzustehen!"
Das wird dringend nötig sein und eine der grossen Aufgaben des Trainers bei den letzten Spielen. Anschauungsunterricht kann
Verwendete Quellen:
- kicker de: Terzics Kampfansage
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